Nach Hyundai bringt auch Kia sein erstes Auto auf der E-GMP-Plattform. Der Kia CV ist außerdem das erste Modell mit dem neuen Logo. So könnte er aussehen!
Hymer-Kastenwagen heißen Hymercar. Gegen Aufpreis bieten sie eine Spezialität: ein Klappdach mit Bett. AUTO BILD REISEMOBIL hat den Grand Canyon Crossover getestet.
Fangen wir ausnahmsweise mal mit dem Ende an: Nichts geht mehr, der Hymercar Grand Canyon steckt im Sand fest, die Vorderräder schaufeln sich immer tiefer rein. Welcher Experte ist eigentlich auf die Idee gekommen, einen frontgetriebenen Kastenwagen so weit in eine sandige Kuhle zu treiben? Na klar, der Fotograf – weil der Grand Canyon mit Bullenfänger, grobstolligen Reifen und Differenzialsperre den Geröllheimer mimt, für gewaltige 7980 Euro Aufpreis übrigens. Das sieht richtig cool aus, bringt im Gelände aber – nichts. Was hiermit bewiesen ist.
Unter 45.900 Euro ist der Grand Canyon nicht zu haben
Mit Bügel und Geländereifen mimt der Grand Canyon Crossover den rauen Burschen – kostet viel und bringt nichts.
Das ist er: Die Basis stellt ein Fiat Ducato, 4,03 Meter Radstand, 5,99 Meter lang, 2,3-Liter-Diesel mit 148 PS (zum Modelljahr 2017 mit 150 PS) – Massenware also, doch von Hymer ausgebaut, was die Erwartungen an Qualität und Preis gleich ein gutes Stück höher schraubt: Unter 45.900 Euro gibt's keinen Grand Canyon, der dann auch nur mit dem 115-PS-Basisdiesel anrollt. Für 148 PS und das 3,5-Tonnen-Maxi-Chassis unserer Testvariante schlägt Hymer weitere 3000 Euro drauf. Auch wenn es den Grand Canyon zum Gesicht in der Menge macht: Wir würden Bügel und Geländereifen nur nehmen wenn das Geld wirklich sehr locker sitzt. Nicht verzichten würden wir dagegen auf das 1100 Euro teure "Paket 2015", das Klima, Radio, einen 120-Liter-Tank, stärkere Batterie und Multifunktionslenkrad bietet. Auch das Fahrerassistenzpaket mit Parkpilot, Reifendrucksensoren und Spurhalteassistent (1000 Euro) erleichtert das Unterwegssein. Wer jetzt noch finanziellen Spielraum hat, macht für weitere 700 Euro ein Kreuz bei der Markise.
So fährt er: Die groben Reifen des Grand Canyon rollen zwar angenehm weich ab, doch ihr penetrantes Lärmen nervt, weil ständig ein Summen von unten ins Innere dringt. Klarer Fall: Wer cool aussehen will, darf nicht lärmempfindlich sein. Normale Standardreifen harmonieren besser mit der angenehm komfortbetonten, leicht wogenden Federung des Ducato. Dazu kommt, dass auch die Möbel Ruhe im Kasten bewahren. Nichts klappert oder zwitschert im Grand Canyon, nicht einmal beim Rollen über poltriges Kopfsteinpflaster. Nein, Hymer bietet im Hymercar grundsolide Tischlerarbeit, die mit ihren silbrigen Kanten und Rundungen zudem chic aussieht. Nicht zum kultivierten Stil passen will dagegen der kernige Sound des Fiat-Diesels. Der schiebt den Grand Canyon zwar kräftig voran, brummelt dabei jedoch stets unwirsch. Dennoch, das Fahren mit ihm bringt Freude, weil er sich mit 148 PS als der Gran Turismo unter den Kastenwagen gibt. Immer wieder erstaunt uns, wie präzise sich ein voluminöser Sechs-Meter-Kasten durch enge Städte und sogar in Parklücken steuern lässt. Auch bei den Fahrdynamik-Tests leistet er sich keine Auffälligkeiten. Allerdings verlängern die Stollenreifen den Bremsweg. Und wenn's mal zurückgehen soll, steht er sich mit knapp 15 Metern Wendekreis selbst im Weg.
Keine klamme Zelt-Atmosphäre im Klappdach
Eine schmale Hühnerleiter hilft auf dem Weg ins Obergeschoss. Hier wartet ein sehr bequemes Doppelbett.
Das hat er: Das Highlight unseres Testwagens hat der Grand Canyon leider nicht serienmäßig an Bord: ein perfekt klappendes Faltdach in VW-Bulli-Tradition – so schlafen bequem vier Personen an Bord. In Wagenfarbe lackiert kostet die Schlafstube im Obergeschoss 3490 Euro Aufpreis, wem sie in Weiß genügt, zahlt 2990 Euro. Stets dabei ist ein 202 mal 150 Zentimeter großes, überraschend komfortables Bett aus Tellerrost und Kaltschaummatratze. Als Extra liefert Hymer einen Textilschlauch, der bei kühlem Wetter Warmluft nach oben führt, zudem eine Schlafdachisolierung – wer hier oben schläft, braucht keine klamme Zelt-Atmosphäre befürchten. Das Wichtigste zum Wohnen bringt der Grand Canyon von Haus aus mit: Gasheizung (Truma Combi 4), Zweiflammen-Kocher mit Piezo-Zündung, Kompressor-Kühlschrank, elektrische Einstiegsstufe, Zentralverriegelung und Fensterheber. Sogar die Vordersitze tragen serienmäßig passende Bezüge und sind drehbar. Längst nicht bei allen Kastenwagen ist das selbstverständlich.
Zwei Dinge vermissen wir jedoch: eine Fliegenschutztür, die es nur gegen 300 Euro Aufpreis gibt – und jemanden, der unserem Möchtegern-Offroader diskret aus der Patsche hilft. Die große technische Lösung via Allradantrieb bietet Hymer nicht – auch nicht für viel Geld. Zum Glück wühlt sich durch unsere große Sandkiste gerade ein dicker Schaufelbagger, rein beruflich natürlich. Der zieht uns den ausgebüxten Halbstarken ruck, zuck auf festen Boden zurück.