Ältere Hymer-Reisemobile haben eine beachtliche Fangemeinde. Ist ein 38 Jahre altes Schätzchen für nur 7000 Euro eine realistische Kaufoption als mobiler Urlaubspartner für die nächsten Jahre?
Vollintegrierte Hymermobile haben unter Reisemobilisten einen legendären Ruf: Fahr- und Wohnkomfort galten stets als wegweisend. Besonders Typen mit Mercedes-Technik sollen bei vernünftiger Pflege nahezu unzerstörbar sein. Hierzulande haben etliche Exemplare nicht zuletzt aufgrund einer gut organisierten Fanszene überlebt. Ist der Komfort-Oldie mit H-Kennzeichen nach 38 Jahren also eine Überlegung wert?
Plus: gewissenhafte Vorbesitzer und hochwertige Materialien
Dank eines klugen Grundrisses gibt es genügend Platz für Familienurlaub zu viert inmitten von Nussbaumdekor und Plüsch.
Das ist er: Ein Charaktertyp, der sich inzwischen das Prädikat "historisch wertvoll" nicht nur auf dem Nummernschild redlich verdient hat. Das vollintegrierte 5,60-Meter-Mobil ist nicht nur winterfest, sondern noch immer eine unverwechselbare Erscheinung. Seinen Stern am Bug trägt es zu Recht: Konstruktiv baut das Hymer-Stahlrohrskelett auf der legendär robusten Mercedes-Transporter-Baureihe 208 auf. An Bord gibt es dank eines klugen Grundrisses genügend Platz für Familienurlaub zu viert. Dank gewissenhafter Vorbesitzer und der überzeugenden Qualität der verbauten Materialien ist der Erhaltungszustand insgesamt gut. Der letzte Eigner, ein Kfz-Meister im Ruhestand, investierte in den letzten drei Jahren mehrere Tausend Euro in Material und unzählige Arbeitsstunden in eine sanfte Teilrestaurierung: Eingangstür und Klappe zum Heckstaufach sind frisch saniert. Gleiches gilt für diverse Nähte rund um den Dachaufbau und die vorderen Radkästen. Ein handflächengroßer Anfahrschaden neben der Frontscheibe ist pragmatisch geflickt, aber dicht. Wenn ältere Hymer unter Feuchtigkeitsproblemen leiden, dann meist aufgrund von unversorgten Aufbaubeschädigungen oder in den durch Spritzwasser und Steinschlag besonders strapazierten Zonen unterhalb der umlaufenden Zierleiste.
Ein modernes Mobil wäre luxuriöser, aber es fehlt fast nichts
Wegweisendes Hub-Doppelbett mit Rundumverglasung über den Vordersitzen.
Das hat er: Den Charme einer vergangenen Epoche. Anfang der Achtziger galt dieser Hymer als ausgesprochen luxuriös. Großflächig verarbeitetes Nussbaumdekor und mit Kunstleder abgepolsterte Kanten trafen den Nerv der wohlsituierten Kundschaft. Gemütlichkeit wurde offensichtlich mit schwerem Holzlook und hochwertiger Schlingenware an Boden, Wand und Decke gleichgesetzt. Im Hier und Heute können wir uns eher für das damals revolutionäre, manuell absenkbare Hub-Doppelbett und reichlich umlaufende Stau- und Ablagefächer begeistern. Duschbad und Küche sind bedingt durch die moderate Fahrzeuglänge kompakt dimensioniert, ohne jedoch auch nur ansatzweise spartanisch zu wirken. Opulent bemessen ist die Rundsitzecke mit ihren kuschelweichen Polstern und bis zu sieben Plätzen (davon sind drei eingetragene Notsitze während der Fahrt): Sie lässt sich mit wenigen Handgriffen zur Bettenlandschaft mit zwei üppigen Schlafplätzen umbauen. Für sperriges Reisegepäck gibt es ein Heckstaufach mit rund 900 Litern Volumen. Als Vorläufer heutiger Infotainment-Systeme sorgt ein schlichtes Blaupunkt-Autoradio mit Kassettendeck aus den frühen Neunzigern für Unterhaltung. Tribut an die Neuzeit ist ein nachgerüsteter Flatscreen-TV nebst Sat-Antenne auf dem Dach. Das ab Werk verbaute Radiowecker-Soundsystem oberhalb der Küchenzeile sieht zwar charmant aus, ist aber leider außer Funktion. Heutzutage wäre ein modernes Komfortmobil klar luxuriöser. Dennoch fehlt bei Licht betrachtet fast nichts. Einzig eine Klimatisierung wäre wünschenswert, um hinter der Panorama-Frontscheibe weniger schnell ins Schwitzen zu kommen: An heißen Sommertagen muss den Passagieren so die Frischluft aus Lüftung und Schiebefenstern genügen.
Unser Oldie schwimmt gemütlich bei den Brummis mit
Kurven geht der alte Hymer besser gemütlich an: Ohne Fahrassistenten ist der Fahrer gefordert.
So fährt er: Herrlich analog! Hinter dem riesigen Steuer sind die Bedienkräfte zwar vergleichsweise hoch, doch man fühlt sich trotz magerer 85 PS und 160 Newtonmeter Drehmoment wie ein Kapitän der Landstraße. Ob der voll beladen maximal 3,2 Tonnen schwere Hymer tatsächlich noch 120 Kilometer Spitze packt, haben wir nicht ausprobiert. Harmonischer schwimmt der beige Oldie auf der rechten Spur im vierten (höchsten) Gang bei den Brummis mit. Und bei Tempo 90 eskalieren weder Verbrauch noch Lärmpegel. Unter 15 Litern Super geht allerdings auch mit leichtem Gasfuß (fast) nichts. Für mehr Sitzkomfort hat dieser Hymer beheizbare Ledersessel aus einem Citroën und eine Rückfahrkamera. Um ein Urlaubsambiente wie im 81er Eriba-Hymer-Prospekt zu erleben, wären allerdings auch die originalen Clubsessel inklusive.
Fazit von Lars Jakumeit: Retro-Freunde kommen bei diesem Hymer voll auf ihre Kosten! Der kurze 550 vereint Kult und Familientauglichkeit. Weiterer Pluspunkt: der niedrige Gebrauchtpreis. Wertverlust ist bei guter Pflege zudem kaum noch zu erwarten. Urteil: drei von fünf Punkten.
Ältere Hymer-Reisemobile haben viel Fans. Kein Wunder: Fahr- und Wohnkomfort galten stets als wegweisend. Besonders Typen mit Mercedes-Technik sollen bei vernünftiger Pflege nahezu unzerstörbar sein. Wir testen ein Hymermobil 550 BS. Ist ein 38 Jahre altes Modell eine realistische Kaufoption?
Bild: Christoph Brries / AUTO BILD
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Unser Hymermobil 550 BS ist 5,60 Meter lang und bietet fünf Sitz- sowie vier Schlafplätze. Ab 7000 Euro lässt sich ein solches Schätzchen finden.
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Der Hymer ist ein Charaktertyp, der sich inzwischen das Prädikat "historisch wertvoll" nicht nur auf dem Nummernschild verdient hat. Das vollintegrierte Mobil ist nicht nur winterfest, sondern noch immer eine unverwechselbare Erscheinung. Seinen Stern trägt es zu Recht: Konstruktiv baut das Hymer-Stahlrohrskelett auf der legendär robusten Mercedes-Transporter-Baureihe 208 auf.
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Dank gewissenhafter Vorbesitzer und der Qualität der Materialien ist der Erhaltungszustand gut. Der letzte Eigner, ein Kfz-Meister im Ruhestand, investierte in den letzten drei Jahren mehrere Tausend Euro in Material und unzählige Arbeitsstunden in eine sanfte Teilrestaurierung: Eingangstür und Klappe zum Heckstaufach sind frisch saniert. Gleiches gilt ...
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... für diverse Nähte rund um den Dachaufbau und die vorderen Radkästen. Ein Anfahrschaden neben der Frontscheibe ist pragmatisch geflickt, aber dicht. Wenn ältere Hymer unter Feuchtigkeitsproblemen leiden, dann meist aufgrund von Aufbaubeschädigungen oder in den durch Spritzwasser und Steinschlag strapazierten Zonen unterhalb der Zierleiste.
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Die Gasfachklappe nutzt der jetzige Besitzer als Klapptisch.
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An Bord gibt es dank eines klugen Grundrisses genügend Platz für Familienurlaub zu viert. Hier herrscht der Charme einer vergangenen Epoche. Anfang der Achtziger galt dieser Hymer als ausgesprochen luxuriös. Großflächig verarbeitetes Nussbaumdekor und mit Kunstleder abgepolsterte Kanten trafen den Nerv der wohlsituierten Kundschaft.
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Im Hier und Heute können wir uns eher für das damals revolutionäre, manuell absenkbare Hub-Doppelbett und reichlich umlaufende Stau- und Ablagefächer begeistern.
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Duschbad und Küche sind bedingt durch die moderate Fahrzeuglänge kompakt dimensioniert, ohne jedoch auch nur ansatzweise spartanisch zu wirken.
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Luxusküchen sehen heute anders aus, aber die solide Machart bewährt sich bis ins hohe Alter.
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Das ab Werk verbaute Radiowecker-Soundsystem oberhalb der Küchenzeile sieht zwar charmant aus, ist aber leider außer Funktion.
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Der serienmäßige Electrolux-Kühlschrank wirkt volumenmäßig mit 60 Litern arg limitiert.
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Opulent bemessen ist die Rundsitzecke mit ihren kuschelweichen Polstern und bis zu sieben Plätzen (davon sind drei eingetragene Notsitze während der Fahrt): Sie lässt sich mit wenigen Handgriffen zur Bettenlandschaft mit zwei üppigen Schlafplätzen umbauen.
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Als Vorläufer heutiger Infotainment-Systeme sorgt ein schlichtes Blaupunkt-Autoradio mit Kassettendeck aus den frühen Neunzigern für Unterhaltung.
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Tribut an die Neuzeit ist ein nachgerüsteter Flatscreen-TV nebst Sat-Antenne auf dem Dach.
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Heutzutage wäre ein modernes Komfortmobil klar luxuriöser. Dennoch fehlt bei Licht betrachtet fast nichts. Einzig eine Klimatisierung wäre wünschenswert, um hinter der Panorama-Frontscheibe weniger schnell ins Schwitzen zu kommen.
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Und wie fährt sich das Hymermobil 550 BS? Herrlich analog! Hinter dem riesigen Steuer sind die Bedienkräfte zwar vergleichsweise hoch, doch man fühlt sich trotz magerer 85 PS und 160 Newtonmeter Drehmoment wie ein Kapitän der Landstraße.
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Ob der voll beladen maximal 3,2 Tonnen schwere Hymer tatsächlich noch 120 Kilometer Spitze packt, haben wir nicht ausprobiert. Harmonischer schwimmt der beige Oldie auf der rechten Spur im vierten (höchsten) Gang bei den Brummis mit. Und bei Tempo 90 eskalieren weder Verbrauch noch Lärmpegel. Unter 15 Litern Super geht allerdings auch mit leichtem Gasfuß (fast) nichts.
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Für mehr Komfort hat dieser Hymer eine Rückfahrkamera im Einsatz.
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Achtung: Die schlechte Zugänglichkeit des Motors begünstigt verschleppte Wartungen.
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Fazit von Lars Jakumeit: Retro-Freunde kommen bei diesem Hymer voll auf ihre Kosten! Der kurze 550 vereint Kult und Familientauglichkeit. Weiterer Pluspunkt: der niedrige Gebrauchtpreis. Wertverlust ist bei guter Pflege zudem kaum noch zu erwarten. Urteil: drei von fünf Punkten.