Endlich ist ein richtiger Vergleich möglich: Formel 1 versus IndyCar. Am Wochenende gastierte die US-Formelserie auf dem Formel-1-Kurs in Austin. Der direkte Vergleich fällt für die IndyCar desaströs aus. Lewis Hamilton (Mercedes) erzielte beim USA-GP 2018 in Austin mit einer Rundenzeit von 1:32,237 Sekunden die Pole-Position. Will Power (Penske-Chevrolet) war fast 14 Sekunden langsamer (1:46,017)! Weil in der Formel 1 die Rundenzeiten im Rennen langsamer sind, schmolz der Rückstand im Renntrimm auf 11,5 Sekunden zusammen.
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Doch die IndyCar genießt auch in Deutschland zu Recht noch ein hohes Ansehen. Der reine Rundenzeitenvergleich hinkt. Ein Blick auf den Rennsieger sagt schon mehr aus: Colton Herta gewann im Harding/Steinbrenner-Honda. Der Sohn von Ex-ChampCar-Pilot Bryan Herta schrieb Geschichte, weil er mit 19 Jahren und vier Tagen der jüngste Sieger der IndyCar-Geschichte wurde. Herta fuhr erst sein drittes Rennen und auch sein Rennstall Harding/Steinbrenner ist noch relativ neu.
Kurzum: Mit Herta gewann ein Fahrer, den keiner wirklich auf der Rechnung hatte. Stefan Johansson fuhr in der Formel 1 und in der IndyCar. Er weiß: „Die IndyCar ist Rennsport pur: Einfach zu verstehen, nicht von den Ingenieuren dominiert, immer spannend bis zur letzten Runde.“
IndyCar
Colton Herta siegte beim IndyCar-Rennen in Austin
Die Formel 1 besticht durch modernste Technik. Die aktuellen 1,6-Liter-V6-Turbo-Hybridmotoren bringen es auf fast 1000 PS. Die 2,2-Liter-V6-Biturbos in der IndyCar je nach Ladedruck auf bis zu 710 PS.
Die Technik ist rudimentär: keine Servolenkung, keine Hilfsmittel, keine Computertechnik. Dazu kommen die Rennstrecken, die kaum asphaltierte Auslaufzonen bieten und daher keine Fehler verzeihen. Sie sind außerdem ein bunter Mix aus Rundstrecken, Straßenkursen und den gefürchteten Ovalrennen. Ein IndyCar-Fahrer muss ein Allrounder sein.
Das Fahrerfeld in der IndyCar ist ausgeglichener. Hier fahren Fahrer, die den Sprung nicht in die Formel 1 schafften, oder wieder ausgesiebt wurden. Fernando Alonso nimmt nur die Indy 500 unter die Räder, das Saisonhighlight. Piloten wie Scott Dixon, Will Power und Tony Kanaan, die teilweise schon weit über 300 Rennen auf dem Buckel haben, hätten es aber auch in der Formel 1 weit bringen können.
Werksteams gibt es in der IndyCar nicht. Die Serie lechzt seit Jahren nach einem dritten Motorhersteller. Derzeit bauen nur Chevrolet und Honda die Motoren. Das Chassis liefert Dallara. Für zehn bis 15 Millionen Euro ist eine ganze Saison möglich. In der Formel 1 ist zehn Mal so viel Geld die Untergrenze. 24 Teams sind gemeldet. Dazu kommen Gastfahrer, die nur manche Rennen bestreiten, beim Indy 500 sind es 33 Piloten.
Die Topteams sind Andretti, Ganassi und Penske – allesamt Privatteams. Die durch ihre Erfolge inzwischen zwar auch groß geworden sind (Andretti leitet den BMW-Einsatz in der Formel E, Ganassi das Ford-GTE-Projekt), aber die durch ihre Gründer und Chefs ein Gesicht haben. Und sie alle haben Siegchancen, zumindest, wenn alles passt.
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Von

Michael Zeitler