Das war beeindruckend von Ex-Mercedes-DTM-Fahrer Robert Wickens: Bei seinem ersten Rennen in der amerikanischen IndyCar-Serie, die mit 700 PS starken Formel-Flitzern fährt, hätte er fast gewonnen. Zwei Runden vor Schluss räumte ihn aber bei einem Restart Alexander Rossi ab, ein Ex-Formel-1-Fahrer und Indy-500-Sieger.
In den letzten 50 Jahren gewannen nur zwei IndyCar-Neueinsteiger ihr erstes Rennen: 1993 der damals amtierende Formel-1-Weltmeister Nigel Mansell (später Meister) und 1996 Buzz Calkins. Beide wurden anschließend auch Meister. Das ist nun auch das Ziel von Wickens, der damit der erste Rookie-Meister seit Juan-Pablo Montoya 1999 werden könnte.
Wickens fährt für den Rennstall von Sam Schmidt. Schmidt war selbst IndyCar-Fahrer, ist aber seit einem schweren Testunfall 2000 querschnittsgelähmt. Doch aus dem Rollstuhl heraus dirigiert er jetzt seinen Rennstall und will das schaffen, was Frank Williams in der Formel 1 vorgemacht hat: als Rollstuhl-General Meister werden.
Andretti
Sébastien Bourdais gewann den Auftakt in St. Petersburg
Den Auftaktsieg erbte nach dem Crash Sébastien Bourdais. Der Franzose war Teamkollege von Sebastian Vettel, als dieser in Monza 2008 für Toro Rosso seinen ersten Grand Prix gewann. In der IndyCar holte sich Bourdais schon vier Titel, 2017 gewann er ebenfalls den Auftakt in St. Petersburg (Florida), musste dann aber einige Rennen pausieren, weil er im Qualifying zum Indy 500 schwer verunglückte und sich mehrere Knochen brach. „Als ich aber gehört habe, was alles gebrochen ist und wie schnell das wieder repariert werden kann, habe ich keine Sekunde lang daran gezweifelt, dass ich wieder hier sein kann“, jubelte der 39-Jährige nach dem Auftaktsieg.
Wickens muss also als Rookie gegen erfahrene Fahrer wie Bourdais antreten. Oder gegen Tony Kanaan, der schon IndyCar fuhr, als Wickens gerade Mal acht Jahre alt war, am Ende der Saison bei 360 Starts stehen und damit in der ewigen Rekordliste nur noch hinter den Legenden Mario Andretti (407) und AJ Foyt (369) rangieren wird. Was Wickens hilft: Die Dallara-Wagen, die je nach Team von Chevrolet- oder Honda-Motoren angetrieben werden, haben für die Saison 2018 ein neues Aerodynamik-Paket bekommen. Daran müssen sich auch die erfahrenen Fahrer erst gewöhnen.

Von

Michael Zeitler