AUTO BILD: Vattenfall ist in Deutschland nicht gerade als Ökostrom-Produzent bekannt. Was hat das Unternehmen mit Strom für Elektroautos am Hut? Oliver Weinmann: Aus unserer Sicht ist Grünstrom essenziell für Elektromobilität, und diese Grünstromprodukte wollen wir anbieten. Unsere Unternehmensstrategie ist, dass Vattenfall bis 2050 CO2-frei ist. Deshalb investieren wir vor allem in erneuerbare Energien. So starten wir im nächsten Jahr einen 300-Megawatt-Offshore-Windpark. Aber nicht nur der Ausbau, auch die Integration erneuerbarer Energien ist wichtig. Stichwort schwankende Einspeisung, zum Beispiel bei Windenergie. Wir brauchen Speichermöglichkeiten, da bietet sich die Batterie im Auto an, um Energie zwischenzuspeichern oder auch wieder herauszuziehen. Das haben wir mit 50 Mini-E-Kunden in Berlin getestet. In den nächsten Jahrzehnten sind wir aber auch noch auf Kohle angewiesen.
Vattenfall Elektroauto-Ladestation
Vattenfall erkundet in Berlin mit einer Flotte von Mini E die Speichermöglichkeiten von Batterien in Elektroautos.
Wie kommt der grüne Strom ins Auto? Das machen wir wie andere Ökostromanbieter auch, indem wir Grünstrom-Zertifikate bereitstellen. Ich weiß, dass es da Kritik gibt, man muss natürlich schauen, dass man qualitativ hochwertige Zertifikate hat, deren Strom in neuen, modernen Anlagen hergestellt wird. Aus den öffentlichen Ladesäulen, die Vattenfall aufgebaut hat, kommt also grüner Strom? Welche Zertifikate verstecken sich dahinter? Na ja, der Strom kommt im Prinzip ja immer aus dem nächstgelegenen Kraftwerk. Über die Zertifikate wird geregelt, dass an anderer Stelle aber Ökostrom eingespeist wird. In unserem Fall stammen die Zertifikate von unserer Muttergesellschaft Vattenfall Nordic. Ist überhaupt genügend grüner Strom da, um überwiegend elektrisch zu fahren? Wenn 2020 tatsächlich eine Million E-Autos auf den Straßen sind, steigt der deutsche Strombedarf um 0,5 Prozent. Diesen Anteil würde man schon heute mit erneuerbaren Energien problemlos hinkriegen.
Kommt das kabellose Laden per Induktion? Wir werden sicher noch ein paar Jahre das Kabel haben, das ist einfach die preiswerteste Lösung, die wir sehen. Ich glaube, dass eher das Schnellladen kommt, wenn die Batterie das schafft und die Lebensdauer nicht zu sehr einbricht. Aber das Zehn-Minuten-Schnellladen, das wird noch Jahre dauern. Neben batteriebetriebenen Elektroautos gibt es ja auch noch solche mit Brennstoffzelle und Wasserstoffantrieb. Wird sich Vattenfall auch hier engagieren? Wir bauen eine große öffentliche Wasserstofftankstelle in der Hamburger Hafen-City. Wir haben seit 2003 Erfahrungen mit Brennstoffzellen- Bussen in Hamburg gesammelt. Welche Angebote bietet Ihr Haus für Privatkunden von Elektroautos an? Wir haben die "Starterbox" im Programm, eine einfache, aber preiswerte Ladestation für zu Hause, an der auch mit höheren Strömen geladen werden kann. Und wir bieten Autostromprodukte an, die im Preis vergleichbar sind mit den normalen Tarifen. Unser Autostrom kostet 24 Cent/kWh ohne Grundgebühr.
Dr. Oliver Weinmann ist Mit-Geschäftsführer der Vattenfall-Tochtergesellschaft Vattenfall Europe Innovation