Im Alter ist der Jaguar XJ zum Polo-Preis zu haben
Gebrauchtwagen-Test Jaguar XJ
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Gebraucht ist ein Jaguar XJ nach elf Jahren bezahlbar. Kann man ihn auch empfehlen? Das klärt der Gebrauchtwagen-Test.
Mut wird nicht immer belohnt. Die im Frühjahr 2010 eingeführte Jaguar-XJ-Generation mit dem internen Code X351 wagte einen radikalen Bruch mit dem Design ihrer Vorgänger. Sie sollte jüngere Käuferschichten erreichen und in Asien punkten. Der Versuch floppte. Die ewig grazile Raubkatze war unter Designer Ian Callum ohne Not zum optisch fettleibigen Kater mutiert. Unelegante Proportionen und eine beliebig wirkende Heckpartie machten es auch der anglophilen Upperclass nicht leicht, sich weiterhin für den Besitz des noblen Briten zu begeistern. Die Zulassungszahlen rauschten hierzulande tief in den Keller.
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist (www.dat.de).
Einst kostete dieser XJ mindestens 83.300 Euro
Edles Cockpit im Lounge-Stil mit Edelholz, reichlich Leder und Jaguar Drive Selector. Der Softlack ist mitgenommen.
Dabei ist der komplett neu konstruierte XJ kein schlechtes Auto: Die viertürige Alu-Karosserie bietet dank ihres Radstandes von 3,03 Metern bereits in der gefahrenen 5,12 Meter messenden "Kurz"-Version ein stattliches Raumangebot und überflügelt ihre Vorgänger deutlich. Reichlich verarbeitetes Soft-Grain-Luxusleder erzeugt eine edle Lounge-Atmosphäre und schmeichelt den Insassen. Allerdings zeigen sich auf dem Fahrersitz bereits deutliche Entfärbungen des Lochleders. Der von uns gecheckte XJ wurde im Juli 2010 erstzugelassen und ist laut des serienmäßigen iTech-Digitalkombiinstruments moderate 123.311 Kilometer gelaufen. Nicht viel für eine höchst langstreckentaugliche Luxuslimousine, die neu hauptsächlich an Gewerbekunden ausgeliefert wurde. Einst kostete dieser XJ inklusive Premium-Luxury-Ausstattung, verblüffend genügsamem 275-PS-Euro-5-Diesel und geschmeidig schaltender Sechsstufen-Wandlerautomatik von ZF mindestens 83.300 Euro. Nun wäre er zum Preis eines neuen VW Polo zu haben. Mit 19.410 Euro wird er nach elf Jahren überraschenderweise tendenziell etwas teurer als die vergleichbare Konkurrenz offeriert.
Größtes Risiko ist mangelnde Wartung in der Vergangenheit
Rissige Ventildeckel können zu Hochdruckluft-Undichtigkeiten führen. Betroffen sind hauptsächlich frühe Fahrzeuge.
Ein preistreibender Faktor ist, dass der große Jaguar imagemäßig noch nicht durch ein oder zwei Nachfolgegenerationen abgewertet wurde. Dank seiner Alukarosserie sind dem XJ die häufigen Rostprobleme seiner Ahnen fremd. Und auch der Antrieb kleckert nicht überdurchschnittlich oft mit Flüssigkeiten, die Elektrik ist frei von Kriechströmen und Unterspannungseskapaden. Größtes Risiko für XJ-Interessenten sind Vorbesitzer, die es mit der Wartung leider nicht immer allzu genau nahmen. Und die Kurbelwellenlager, die beim 3.0 D immer wieder ohne Vorwarnung und bei dieseluntypisch niedrigen Laufleistungen aufgeben. Fünfstellige Kosten für einen Austauschmotor sind die Folge, der Fünfliter-V8 gilt ohne und mit Kompressor (385/510 PS) als standfester.
Die Scheckhefteinträge enden vor sieben Jahren
"Diese XJ-Generation gehört qualitativ zu den besten Jaguar-Modellen überhaupt", erklärt Heiko Adler, Serviceleiter bei Anders Automobile in Seevetal nahe Hamburg. Interessenten sollten vor Kauf unbedingt alle Funktionen testen und die Historie checken. Reparaturkosten sind klassentypisch hoch. Bei unserem Testwagen enden die Scheckhefteinträge schon vor gut sieben Jahren bei 90.306 Kilometern. Außerdem steht er auf Mischbereifung von zwei Billigmarken. Deren Abrollgeräusche übertönen den mit 600 Newtonmetern erfreulich kräftigen und kultivierten Sechszylinder-Biturbodiesel. Ansonsten hat sich der Jaguar seine guten Manieren bis ins gehobene Alter bewahrt. Jenseits von Designfragen verursacht dieser XJ kaum Katzenjammer.
Bildergalerie
Gebrauchtwagen-Test Jaguar XJ
Fazit: Wer sich mit Abmessungen und Design anfreunden kann, erwirbt mit dem Jaguar XJ X351 eine hochwertig gemachte Exoten-Limo. Der Unterhalt ist teuer, ein gründlicher Check Pflicht. Benziner standfester als Diesel.
Die im Frühjahr 2010 eingeführte Jaguar-XJ-Generation wagte einen radikalen Bruch mit dem Design ihrer Vorgänger. Sie sollte jüngere Käuferschichten erreichen und in Asien punkten. Der Versuch floppte, die Zulassungszahlen rauschten hierzulande tief in den Keller. Aber: Ein gebrauchtes Modell ist heutzutage zum Preis eines neuen VW Polo zu haben.
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Der von uns gecheckte XJ wurde im Juli 2010 erstzugelassen und ist moderate 123.311 Kilometer gelaufen. Nicht viel für eine höchst langstreckentaugliche Luxuslimousine, die neu hauptsächlich an Gewerbekunden ausgeliefert wurde.
Einst kostete dieser XJ inklusive Premium-Luxury-Ausstattung, verblüffend genügsamem 275-PS-Euro-5-Diesel und geschmeidig schaltender Sechsstufen-Wandlerautomatik von ZF mindestens 83.300 Euro. Nach elf Jahren wird er nun für 19.410 Euro angeboten – überraschenderweise tendenziell etwas teurer als die vergleichbare Konkurrenz offeriert.
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Die viertürige Alu-Karosserie bietet dank ihres Radstandes von 3,03 Metern bereits in der gefahrenen 5,12 Meter messenden "Kurz"-Version ein stattliches Raumangebot und überflügelt ihre Vorgänger deutlich. Das edle Cockpit im Lounge-Stil bietet Drive Selector, Edelholz ...
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... und reichlich verarbeitetes Soft-Grain-Luxusleder. Allerdings zeigen sich auf dem Fahrersitz bereits deutliche Entfärbungen des Lochleders.
Ein preistreibender Faktor ist, dass der große Jaguar imagemäßig noch nicht durch ein oder zwei Nachfolgegenerationen abgewertet wurde. Dank seiner Alukarosserie sind dem XJ die häufigen Rostprobleme seiner Ahnen fremd.
Der Antrieb kleckert nicht überdurchschnittlich oft mit Flüssigkeiten, die Elektrik ist frei von Kriechströmen und Unterspannungseskapaden. Größtes Risiko für XJ-Interessenten sind Vorbesitzer, die es mit der Wartung leider nicht immer allzu genau nahmen.
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Die Kurbelwellenlager geben beim 3.0 D immer wieder ohne Vorwarnung und bei dieseluntypisch niedrigen Laufleistungen auf. Fünfstellige Kosten für einen Austauschmotor sind die Folge, der Fünfliter-V8 gilt ohne und mit Kompressor (385/510 PS) als standfester.
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Rissige Ventildeckel können zu Hochdruckluft-Undichtigkeiten führen. Betroffen sind hauptsächlich frühe Fahrzeuge.
Die Reparaturkosten sind klassentypisch hoch. Bei unserem Testwagen enden die Scheckhefteinträge schon vor gut sieben Jahren bei 90.306 Kilometern. Außerdem steht er auf Mischbereifung von zwei Billigmarken. Ansonsten hat sich der Jaguar seine guten Manieren bis ins gehobene Alter bewahrt.
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Fazit: Wer sich mit Abmessungen und Design anfreunden kann, erwirbt mit dem Jaguar XJ X351 eine hochwertig gemachte Exoten-Limo. Der Unterhalt ist teuer, ein gründlicher Check Pflicht. Benziner standfester als Diesel.