Kalter Krieg in der Formel 1
Steigt Mercedes aus?

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Mercedes streitet sich mit den anderen Herstellern um die weitere Ausrichtung der Formel 1 in den kommenden Jahren: Eine Einigung ist nicht absehbar.
Bild: Picture-Alliance
Der kalte Krieg ist in die Formel 1 eingezogen. Die Fronten der drei Motorenhersteller Mercedes, Renault (die Franzosen arbeiten ab 2015 exklusiv mit Red Bull zusammen) und Ferrari sind verhärtet. Die Zukunft der Königsklasse ist gefährdet, wenn es keine Einigung gibt. Sogar ein Ausstieg von Mercedes ist laut ABMS-Informationen möglich. Problem: Die drei Hersteller sind verschiedener Meinung, wie für 2015 und in Zukunft die Weiterentwicklung der in dieser Saison neu eingesetzten V6-Motoren mit Turboladern und Hybridsystemen betrieben werden darf. Laut Reglement dürfen für 2015 circa 48 Prozent des Gesamtpakets verändert werden. Deadline ist Februar 2015. Danach geht nichts mehr.
Angst vor Langeweile

Volle Dominanz: Mercedes fuhr mit Rosberg und Hamilton in Brasilien den elften Doppelsieg der Saison ein
Marko für Chancengleichheit
Bei Meetings während der Rennen in Singapur und Austin einigten sich die Hersteller deshalb darauf, das bestehende Reglement zu lockern. Das heißt: mehr Weiterentwicklung als die vorher festgeschriebenen 48 Prozent und das bis Juli nächsten Jahres. Danach sollte wieder der ursprüngliche Entwicklungsplan gelten. „Mercedes sagte zu, um die Chancengleich zu wahren“, so Red-Bull-Sportchef Helmut Marko zu AUTO BILD MOTORSPORT. Ergebnis: Alle waren zufrieden, ein Kompromiss schien gefunden. Beim letzten Rennen in Brasilien aber kam es zum Eklat. Marko: „Plötzlich zog Mercedes alle gegebenen Zusagen wieder zurück, die Fronten waren endgültig verhärtet.“
Änderung erst 2016?

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Rückkehr zu V8-Motoren als Option
Die Drohung: Wenn Mercedes nicht einlenkt, würde man den Entwicklungsstopp komplett aufheben und so nagelneue V6-Motoren ermöglichen. Die Kosten würden dann erheblich steigen, kleinere Teams wie Force India, Sauber und Lotus könnten sich die völlig neu entwickelten Antriebsaggregate, die dann statt 20 Millionen Euro pro Jahr mehr als das Doppelte kosten würden, nicht mehr leisten. Um den kleinen Teams zu helfen, wäre sogar eine Rückkehr zu den vormals eingesetzten V8-Saugmotoren möglich. Die könnten Lotus und Co. für acht Millionen haben und garantierten zudem Chancengleichheit.
Lauda von Ferrari genervt

Nicht nur die Doppelspitze Rosberg/Hamilton fährt mit Mercedes-Power - auch Williams, McLaren & Force India
Mercedes hat es in der Hand
Was er meint: Die Italiener (letzter WM-Titel 2007) forderten am stärksten die Einschränkung der Aerodynamik, weil sie von 2010 bis 2013 nicht mit Red Bull mithalten konnten. Ferrari machte sich deshalb vehement für die neuen Hybridmotoren stark und drohte sogar mit Ausstieg. „Die Formel 1 muss wieder eine Motorformel werden“, argumentierte Präsident Luca di Montezemolo, der mittlerweile nicht mehr im Amt ist. Mit dem Ergebnis: Ferrari baute den schlechtesten aller Hybridmotoren und ist wieder chancenlos. Fest steht: Die Formel 1 steht jetzt am Scheideweg. Mercedes hat es in der Hand, die Königsklasse wieder zu vereinigen. Dafür müssten sie aber auf viel Lohn ihrer Arbeit verzichten.
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