Der Kia Stonic ist zunächst nicht viel mehr als ein Kia Rio, der sich in SUV-Schale geworfen hat. AUTO TEST hat ganz genau hingeschaut und sagt Ihnen, worin der Mehrwert des Stonic gegenüber seiner Kleinwagenbasis besteht.
Vor der SUV-Schwemme waren die meistverkauften Neuwagen in Europa Kleinwagen. Kein Wunder, schließlich sind die Vier-Meter-Mobile dank ansprechendem Fahrverhalten, modernen Helferlein sowie optionalen Komfort- oder Luxusextras längst vollwertige Autos und nur noch selten blecherne Sparbüchsen. Aber den modischeren SUV können die Kleinen, zumindest in der Kundengunst, wenig entgegen setzen. Um im Segment der zahlenmäßig zwar starken, aber nur wenig Rendite abwerfenden Kleinwagen nicht den Anschluss zu verlieren, setzen die Hersteller deshalb auf kostengünstige Abwandlungen, die zumindest einen Hauch von SUV versprechen. In diesem Bereich nehmen wir uns den Kia Stonic vor und prüfen, ob hier in erster Linie der Preis angehoben wurde – beim 84-PS-Basisbenziner um 2300 Euro – oder ob auch darüber hinaus ein Mehrwert entstanden ist.
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist (www.dat.de).
Kotflügel und verlängerte Heckpartie vergrößern die Außenmaße
Video: Kia Stonic (2017)
Kleines Designerstück
Über das Familiengesicht gibt sich der Stonic sofort als Kia zu erkennen. Und wer mit der Modellpalette der Koreaner besser vertraut ist, der sieht die starke Ähnlichkeit zum Rio. Der identische Radstand (2580 mm) räumt letzte Zweifel bezüglich der technischen Basis aus. In den Außenmaßen übertrifft der Stonic den Rio in jeder Dimension, aber das besorgen einzig breitere Kotflügel samt Kunststoffstoßleisten und die verlängerte Heckpartie. Nach oben wächst der Stonic, weil die Karosserie etwas angehoben wurde. Mit dem Mehr an Bodenfreiheit eifert der Stonic den modischen SUV nach, die Sitzhöhe steigt auf praktische 59 Zentimeter und erhöht die Übersicht. Die Innenmaße der vorn gut passenden und hinten akzeptablen Fahrgastzelle bleiben fast unverändert. Lediglich die Rückbank rutscht ein paar Zentimeter nach vorn – so gewinnt das Ladeabteil 27 bis 52 Liter.
Das Ladeabteil des Stonic ist etwas größer als im Rio (+27 bis + 52 Liter), die Zugänglichkeit ist aber nur durchschnittlich.
Der geringfügig veränderte Zuschnitt überzeugt uns mit seinem praktischen Mehrwert, denn ein Szenario mit vier Erwachsenen, die hier ohne Frage Platz finden, erachten wir als eher selten – und dann ist auch die mäßige Beinunterstützung akzeptabel. Der Kofferraum bietet stets einen doppelten Ladeboden, aber der obere Boden liegt nicht auf Höhe der Ladekante – auf der Innenseite geht es rund elf Zentimeter nach unten. Mit umgelegter Rückbank entsteht dann eine nahezu ebene Ladefläche. Weniger gut gelungen erscheint uns ein Heckklappendetail: Die Taste zum Entriegeln befindet sich hinter dem Blechfalz am unteren Ende, knapp oberhalb des Nummernschilds. Diese Stelle bleibt bei Schmuddelwetter weder sauber noch trocken. Das gilt ebenso für die daneben platzierte Rückfahrkamera (990 Euro, ab Vision). Die weniger elegante Lösung am Rio mit einer höher platzierten Griffmulde finden wir überzeugender. Weitere Infos zum Kia Stonic sowie die konkreten Kaufempfehlungen der Redaktion finden Sie in der Bildergalerie.
Bildergalerie
Kaufberatung Kia Stonic
Von
Attila Langhammer
Kaufberatung Kia Stonic
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Vor der SUV-Schwemme waren die meistverkauften Neuwagen in Europa Kleinwagen. Um in diesem nur wenig Rendite abwerfenden Segment nicht den Anschluss zu verlieren, setzen die Hersteller deshalb auf kostengünstige Abwandlungen, die zumindest einen Hauch von SUV versprechen. AUTO TEST nimmt sich den Kia Stonic vor und prüft, ob hier nur der Preis angehoben wurde oder ob auch ein Mehrwert entstanden ist.
Bild: Lena Willgalis / AUTO BILD
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Über das Familiengesicht gibt sich der Stonic sofort als Kia zu erkennen. Und wer mit der Modellpalette der Koreaner besser vertraut ist, der sieht die starke Ähnlichkeit zum Rio.
Der identische Radstand (2580 mm) räumt letzte Zweifel bezüglich der technischen Basis aus. In den Außenmaßen übertrifft der Stonic den Rio in jeder Dimension, aber das besorgen einzig breitere Kotflügel samt Kunststoffstoßleisten und die verlängerte Heckpartie. Nach oben wächst der Stonic, weil die Karosserie etwas angehoben wurde.
Bild: Lena Willgalis / AUTO BILD
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Mit dem Mehr an Bodenfreiheit eifert der Stonic den modischen SUVs nach, die Sitzhöhe steigt auf praktische 59 Zentimeter und erhöht die Übersicht.
Die Innenmaße der vorn gut passenden und hinten akzeptablen Fahrgastzelle bleiben fast unverändert. Lediglich die Rückbank rutscht ein paar Zentimeter nach vorn – so gewinnt das Ladeabteil 27 bis 52 Liter. Der geringfügig veränderte Zuschnitt überzeugt uns mit seinem praktischen Mehrwert, denn ein Szenario mit vier Erwachsenen, die hier ohne Frage Platz finden, erachten wir als eher selten – und dann ist auch die mäßige Beinunterstützung akzeptabel.
Bild: Lena Willgalis / AUTO BILD
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Der Kofferraum bietet stets einen doppelten Ladeboden, aber der obere Boden liegt nicht auf Höhe der Ladekante – auf der Innenseite geht es rund elf Zentimeter nach unten. Mit umgelegter Rückbank entsteht dann eine nahezu ebene Ladefläche.
Weniger gut gelungen erscheint uns ein Heckklappendetail: Die Taste zum Entriegeln befindet sich hinter dem Blechfalz am unteren Ende, knapp oberhalb des Nummernschilds. Diese Stelle bleibt bei Schmuddelwetter weder sauber noch trocken. Das gilt ebenso für die daneben platzierte Rückfahrkamera (990 Euro, ab Vision). Die weniger elegante Lösung am Rio mit einer höher platzierten Griffmulde finden wir überzeugender.
Bild: Lena Willgalis / AUTO BILD
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Antriebsseitig lehnt sich der Stonic mit seinen vier Varianten höchstens schwach an den Rio an. Im Rahmen der Anpassung an die Euro-6d-Temp-Abgasnorm wurde der 1,4-Liter-Motor zum Basisbenziner.
Mit dem 99-PS-Aggregat ist der Stonic sowohl im Stadtverkehr, über Land als auch auf der Autobahn passabel motorisiert; nur der Tempozuwachs ab etwa 140 km/h gestaltet sich etwas zäh.
Für 1200 Euro Aufschlag ist ein spritziger Turbo-Dreizylinder mit 120 PS zu haben. Der Motor ist drehfreudig und bietet ansprechende Fahrleistungen – so geht's von 0 auf 100 km/h in 10,3 Sekunden und weiter bis zur Spitze von 185 km/h. Insgesamt ...
... stört nur sein turbotypisch leicht verzögertes Ansprechverhalten auf Gasbefehle ein wenig. Das fällt aber nur auf, wenn der Saugbenziner zum direkten Vergleich bereitsteht.
Während bei den Benzinern ein Motor aus dem Programm flog, geht Kia bei den Dieseln nach der 6d-Anpassung sogar in die Offensive. Gab es zuvor nur einen 1.6er mit 110 PS, stehen jetzt zwei Selbstzünder mit 116 beziehungsweise 136 PS zur Wahl. Die Dieselabgase werden mit AdBlue nachbehandelt – der Harnstoff wird in einem zwölf Liter großen Tank vorgehalten und soll laut Hersteller für eine Distanz von rund 8000 Kilometern ausreichen.
Bild: Lena Willgalis / AUTO BILD
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Mit der Leistungsspritze geht zudem eine Anhebung des Drehmoments von 260 auf 280 Newtonmeter einher – anliegend ab 1500 bis 2750 respektive 3000 Umdrehungen (136-PS-Version). Damit lässt sich der um die 1200 Kilo schwere Diesel-Stonic flott bewegen. Zudem ...
... dreht der 1.6er-Diesel willig bis zu seinem Leistungsmaximum bei 4000 Touren. Zu kritisieren sind allerdings die hohen Startpreise von 22.690 / 24.790 Euro – SUV-Optik hin oder her, wir bewegen uns hier immer noch auf Kleinwagenniveau.
Alle Motorvarianten sind serienmäßig mit einer Sechsgang-Handschaltung kombiniert. Für die Benziner stehen außerdem zwei unterschiedliche Automatikgetriebe zur Wahl.
Im Falle einer zu optimistisch angegangenen Kurve und daraus resultierendem Untersteuern des Fronttrieblers (das Fahrzeug schiebt über die Vorderräder zum Kurvenaußenrand) erfolgen stabilisierende Bremseingriffe an den kurveninneren Rädern; der Wagen wird so zurück in die Spur gezogen. Das beherrscht jeder Stonic.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Neben den vier Motoren stehen auch vier Ausstattungslinien zur Wahl. Schon der Basis-Stonic, Edition 7 genannt, kommt mit beeindruckendem und schnell reagierendem Siebenzoll-Touchscreen samt Android Auto und Apple CarPlay sowie AUX-in, Bluetooth, Komfortblinker und USB-Buchse. Klimaautomatik, Nebelscheinwerfer mit Abbiegefunktion oder Regensensor gibt's dagegen weder für Geld noch gute Worte.
Bild: Lena Willgalis / AUTO BILD
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Daher raten wir zur zweiten Linie Vision für 2000 Euro. Damit erhalten Sie die genannten Extras, diverse Umfänge des 990 Euro teuren Komfortpakets – wie z.B. Lenkrad- und Sitzheizung (Foto) – und weitere feine Kleinigkeiten wie eine Mittelarmlehne samt Staufach, eine USB-Ladebuchse im Fond sowie Zugriff auf das Navipaket (990 Euro) inklusive Digitalradioempfang sowie Rückfahrkamera.
Bild: Lena Willgalis / AUTO BILD
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Das Cockpit ist erfreulich funktional gestaltet und lässt sich nach geringer Eingewöhnungszeit problemlos bedienen.
Für den empfohlenen 116-PS-Diesel stellt Vision unverständlicherweise die einzige Ausstattungslinie dar. An dieser Stelle wird es wieder einmal Zeit, auf das Korea-Dilemma hinzuweisen: Egal wie schnell die Koreaner qualitativ und technisch aufholen, und das tun sie unbestritten, mit ihren verschachtelten Preislisten mindern sie die Attraktivität ihrer Produkte.
Bild: Lena Willgalis / AUTO BILD
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Beispiel 1: Der Diesel mit 136 PS ist nur mit den beiden Topausstattungen Spirit und Platinum Edition kombinierbar – so kommt zwar viel, teils auch ungewollte, Ausstattung ins Auto, aber der Preis steigt und steigt. Beispiel 2: Die Automatik für den Basisbenziner gibt es nur in der Grundausstattung – die wenigsten wollen ein solches Komfortextra in einem kahlen Auto.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Das dritte Beispiel findet sich im Konnektivitätskapitel und betrifft den sicherheitsrelevanten und gut funktionierenden Totwinkelwarner. Im Stonic ...
... besorgen die gleichen Sensoren auch die Querverkehrsüberwachung – die hilft beim Rückwärtsausparken. Leider gibt es so viel (Rangier-) Sicherheit erst ab der Linie Spirit (3500 Euro) und nur im Technik-Paket (890 Euro).
Oder Sie greifen gleich zur vollausgestatteten Platinum Edition (ab 120 PS, ab 24.450 Euro). Diese Aufpreisgestaltung erscheint uns, mit Blick auf den Sicherheitsaspekt, fragwürdig.
Darüber hinaus ist die Konnektivitätsausstattung des Stonic innerhalb seines Segments umfangreich. Wird der bereits erwähnte, serienmäßige 7"-Touchscreen mit der Navigationssoftware bestückt (990 Euro, ab Vision), werden zielführende Routen schnell ausgerechnet. Die Echtzeitverkehrsführung im Staufall konnte aber weniger überzeugen. Zum Paket gehören außerdem die hilfreiche Rückfahrkamera und der digitale Radioempfang.
Bild: Toni Bader / AUTO BILD
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Mit dem Fahrassistenzpaket (1190 Euro, Standard ab Spirit) kommen ein aktiver Spurhalter und ein Notbremsassistent inklusive Fußgängererkennung ins Auto.
Fazit von Redakteur Attila Langhammer: "Im Prinzip ist der Stonic ein modischer Ableger des Kia Rio. Der wiederum ist ein solider Kleinwagen, der schon eine große Menge automobiler Bedürfnisse befriedigen kann. Glücklicherweise ist die Adaption gelungen – im Stonic steht etwas mehr Platz zur Verfügung, die Sitzposition liegt nun etwas höher, und trotzdem ist der Fahreindruck keinesfalls hochbeinig-schaukelig. So bietet der Stonic gegenüber dem Rio ein echtes Plus, ...
Bild: Lena Willgalis / AUTO BILD
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... das teuer bezahlt werden muss: Mehr als 2000 Euro trennen zumindest motorenseitig vergleichbare Modelle. Dass die Autos der koreanischen Importeure fast im Jahresrhythmus besser werden, ist kein Geheimnis mehr. Umso stärker fallen im Stonic die unfein arbeitenden Schaltgetriebe auf. Ansonsten muss sich das kleine Semi-SUV nicht viel vorwerfen lassen.
Bild: Uli Sonntag / AUTO BILD
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Unser Tipp für Wenigfahrer: Wer wenig fährt, braucht vielleicht nicht mal einen Stonic. Aber sein gutes Fahrverhalten und seine praktischen Talente sind echte Argumente für ihn – und wenn diese Sie überzeugen, können Sie bedenkenlos zum Basisbenziner greifen; der ist zwar technisch und tatsächlich alt, fühlt sich im leichten Stonic aber trotzdem frisch an. Der Minderverbrauch des Turbos rechnet sich für Sie nicht. Empfehlung: 1.4 (99 PS); Listenpreis: ab 17.650 Euro.
Bild: Toni Bader / AUTO BILD
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Unser Tipp für Vielfahrer: Täglich oder zumindest wiederkehrend lange Strecken legen Sie zurzeit immer noch mit einem Diesel am günstigsten zu rück. Und weil beide Diesel im Stonic über das gleiche Drehmoment (280 Nm) verfügen, greifen Sie ruhig zum günstigeren, aber kaum langsameren 116-PS-Modell. Uns erschließt sich die Existenz der 136-PS-Variante kaum. Empfehlung: 1.6 CRDi (116 PS); Listenpreis: ab 22.690 Euro.
Bild: Thomas Starck / AUTO BILD
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Unser Tipp für sportliche Fahrer: Mit 120 Turbo-PS können Sie den leichtfüßigen Stonic agil umherscheuchen. Der etwas höhere Schwerpunkt wird dabei nicht zum Problem. Sprintzeiten um zehn Sekunden auf 100 sind für eine Familienkutsche ein ordentlicher Wert, dazu motiviert der kernige Klang des kleinen Dreizylinders – gibt's dafür eigentlich einen Sportauspuff? Empfehlung: 1.0 T-GDI (120 PS); Listenpreis: ab 18.850 Euro.