Auf der Reeperbahn nachts um halb eins, ob Du ne große Klappe hast oder ... Für viele junge Fahrer in Hamburg eine Frage der Ehre. Denn Hamburg ist Autoposer-Hauptstadt. Heißt: Männer in hochmotorisierten Protzautos fahren auf den ersten Blick sinnlos durch die Gegend. "Autoposer tun alles, um wahrgenommen zu werden", sagt Hauptkommissar Tobias Hänsch. Der Leiter der Kontrollgruppe Autoposer weiß: "Ihr Imponiergehabe ist enorm." Noch mehr als das Tempo zählt für die Poser die Lautstärke ihrer Autos. Klar: je lauter, desto besser. Bis zu 100 Dezibel und mehr sind keine Seltenheit. Und für den aggressiven Motorensound hält sich die Szene nicht immer an die gesetzlichen Regelungen. Aber wie laut darf ein Auto sein, und welches Sound-Tuning ist erlaubt? In der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) ist genau geregelt, wie laut ein Fahrzeug sein darf.

Je mehr Motorleistung, desto lauter darf das Auto sein

Klappenauspuff
Posers Traum: Offen sorgt die Klappentechnik von Sportabgasanlagen für viel Lärm und Aufmerksamkeit.
Für neue Fahrzeugtypen ab dem 1. Juli 2016 gelten je nach Wagenklasse Geräuschgrenzwerte (Fahrgeräusche) von 72 bis 75 Dezibel. Je mehr Motorleistung, desto lauter darf das Auto sein. Bis 2026 sollen die Grenzwerte schrittweise um bis zu vier Dezibel gesenkt werden. Ein Plan, der EU-weit Lärmbelästigung minimieren soll. Momentan indes sind die Autos der Autoposer sowie PS-starke Fahrzeuge mit Klappentechnik und Soundgeneratoren im normalen Betrieb wesentlich lauter. Wie kann das sein? Hier nutzen die Autobauer das standardisierte Prüfverfahren für die Typgenehmigung so aus, dass die Abgasanlagen mittels Klappentechnik zum Zeitpunkt der Messung grenzwertkonform sind. Im normalen Fahrbetrieb dagegen, mit offenen Klappen also, brüllen die Boliden deutlich lauter. Nicht verboten, aber verdammt laut. Zudem schrecken die Lärmposer auch nicht vor illegalen Ein- und Umbauten zurück, um einen möglichst krassen Sound zu kreieren.

Der Gesetzgeber greift schützend ein

Hier ist der Gesetzgeber bereits eingeschritten und hat das sogenannte Geräusch-Tuning mit nachgerüsteten Soundgeneratoren verboten. Wer erwischt wird, muss mit einem 90-Euro-Bußgeld, einem Punkt in Flensburg und sogar der Zwangsstilllegung des Fahrzeugs rechnen. Auch für Sportabgasanlagen ab Werk, die mit Klappentechnik und Soundgeneratoren arbeiten, gelten seit Kurzem strengere Regeln. Ein entsprechender Einbau darf nur noch dann vorgenommen werden, wenn das Auto dadurch nicht lauter wird. Warum greift der Gesetzgeber ein? Laute Motorengeräusche können zu gefährlichen Verkehrssituationen führen, und Lärm macht krank. Die Hauptgeräuschquelle ist in der Regel der Verkehr. Zwei Millionen Deutsche sind ganztags einem Lärmpegel von mehr als 70 Dezibel ausgesetzt. Schallpegel von 80 bis 85 dB, der starkem Straßenverkehr entspricht, können auf Dauer zu einer Hörminderung führen.
Weitere Themen: Nackenrollen im Vergleich
Bendix Krohn

Fazit

Liebe Autoposer und Sportwagenfahrer, bitte haltet mal ab und zu die Klappe. Ich stehe auch auf fetten Motorensound. Aber nicht im Wohngebiet und nachts um halb eins. Denn satter Sound trifft meistens auch auf zu hohes Tempo. Und da hört der Spaß auf.