Koenigsegg Direct Drive (KDD): Getriebe, Übersetzung, 400 km/h, Regera, Gemera
Von 0 auf 400 mit nur einem Gang

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Koenigsegg Gemera und Regera verzichten auf ein mehrstufiges Getriebe – und setzen auf eine feste Übersetzung. AUTO BILD erklärt die Technik dahinter!
Die schwedische Sportwagenschmiede Koenigsegg ist bekannt für ihre Innovationskraft und ihren Ideenreichtum. Der kleine Hersteller bringt Technik in Serie, an die sich große Hersteller nicht mal im Traum herantrauen würden. So soll etwa der Koenigsegg Gemera mit nur einem Gang und ohne mehrstufiges Getriebe eine Höchstgeschwindigkeit von 400 km/h erreichen. Wie das funktionieren soll? Mit einem Direktantrieb. AUTO BILD erklärt den "Direct Drive" von Koenigsegg!Nur ein Gang und kein Getriebe: Das Ganze nennt sich Direktantrieb und arbeitet mit einem festen Übersetzungsverhältnis. Koenigsegg stellte das Antriebskonzept erstmals mit dem Plug-in-Hybridmodell Regera vor. Damit das Konzept funktioniert, arbeiten hier drei Elektromotoren mit einem sehr starken V8-Biturbo-Motor zusammen. Der Fünfliter-Benziner wirkt auf die Hinterräder, an der Kurbelwelle sitzt zusätzlich ein 218 PS starker E-Motor. Er ist zum Boosten da, kann rekuperieren und ersetzt den Anlasser. Die beiden anderen E-Maschinen sind auf der Hinterachse montiert.

Im Regera arbeitet ein V8 zusammen mit drei E-Motoren. Gemeinsam wirken sie auf die Hinterachse.
So funktioniert ein Drehmomentwandler

Der Regera war der erste Koenigsegg mit Direktantrieb.
Man kann sich einen Löffel in einer Tasse voll mit Kaffee vorstellen: Beim Umrühren bringt man den Kaffee in eine Drehbewegung; rührt man dann plötzlich in die andere Richtung, geht es anfangs deutlich schwerer. Zu Beginn war der Löffel das Pumpenrad, nach dem Richtungswechsel das Turbinenrad. Die Trägheit kann bei diesem Gedankenspiel vernachlässigt werden.
Damit aus der reinen hydraulischen Kupplung ein Drehmomentwandler wird, benötigt das System ein weiteres Bauteil, das sogenannte Leitrad (Reaktor). Es sorgt dafür, dass auf der Turbinenrad-Seite ein gewisser Gegendruck entsteht, weshalb sich größere Kräfte an der Turbinenseite aufbauen können. Somit wird das Drehmoment an der Ausgangsseite des Wandlers (und damit das Drehmoment der Räder) um das bis zu 2,5-Fache erhöht, während die Drehzahl im Vergleich zur Motordrehzahl um die Hälfte reduziert werden kann. Bei höheren Drehzahlen drehen Turbinen- und Pumpenrad annähernd gleich – dann kann es Sinn ergeben, den Wandler mittels einer klassischen Kupplung zu überbrücken. So entstehen keine mechanischen Verluste durch den Wandler. Koenigsegg und viele Hersteller von Automatikgetrieben setzen bei ihren Produkten auf diese Wandlerüberbrückung.
Keine Gänge im Regera
Und genau so ein Drehmomentwandler ist das Kernelement des Direktantriebs bei Koenigsegg. Größter Unterschied: Der Wandler von Koenigsegg ist deutlich leistungsstärker als bei konventionellen Fahrzeugen. Das hatte zur Folge, dass die Schweden die Entwicklung und Fertigung ihres Bauteils selbst in die Hand nehmen mussten, da kein bekannter Hersteller den Anforderungen von Koenigsegg gerecht wurde.
Das feste Übersetzungsverhältnis von 2,85:1 stellt beim Regera den höchsten Gang dar. Ohne Drehmomentwandler würde sich der Regera also keinen Millimeter nach vorne bewegen, sondern lediglich den Motor beim Anfahren abwürgen. Mit dem vorgeschalteten Wandler und das dadurch gesteigerte Drehmoment ist aber trotzdem ein zügiges Anfahren in dieser Übersetzung möglich. Der im Wandler herrschende Schlupf ermöglicht also zusammen mit dem erhöhten Anfahrmoment, dass der Regera überhaupt von der Stelle kommt. Hat der Motor eine Drehzahl von ca. 1000 Umdrehungen pro Minute erreicht, schließt die Überbrückungskupplung – Motordrehzahl und Eingangsdrehzahl ins Verteilergetriebe sind nun synchron.
Beim sehr schnellen Anfahren des Regera übernehmen die beiden 245-PS-Elektromotoren an der Hinterachse die Hauptarbeit. Erst wenn eine Geschwindigkeit von ca. 30 bis 40 km/h erreicht ist, übernimmt der V8 in Verbindung mit dem E-Motor auf der Kurbelwelle die Kraftversorgung der Vorderachse vollständig. Auf diese Weise schafft der Supersportler den Sprint auf 100 km/h in 2,8 Sekunden.
Gemera sprintet ohne zu schalten auf 400 km/h

Beim Gemera sitzt der Wandler direkt hinter dem Verteilergetriebe an der Vorderachse.
Direktantrieb nur bei viel Leistung sinnvoll

Der Gran Turismo soll mit nur einem Gang eine Höchstgeschwindigkeit von 400 km/h erreichen.
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