Der Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos und Plug-in-Hybride in Deutschland kommt voran, liegt aber weiter deutlich hinter dem Bedarf. Zum Jahresbeginn 2022 vermeldete die Bundesnetzagentur genau 52.203 öffentlich zugängliche Ladepunkte für Elektrofahrzeuge, davon 44.486 Normalladepunkte (AC) und 7717 Schnellladepunkte (DC).

Die zurzeit besten E-Autos

Ausgewählte Produkte in tabellarischer Übersicht
Audi Q4 e-tron
UVP ab 51.900 EUR,Ersparnis: bis zu 8159 EUR
BMW iX
UVP ab 77.300 EUR,Ersparnis: bis zu 13.344 EUR; im Auto-Abo monatlich ab 879 EUR
Hyundai Ioniq 5
UVP ab 43.900 EUR,Ersparnis: bis zu 11.315 EUR
Kia Niro EV
UVP ab 47.590 EUR,Ersparnis bis zu 11.937 EUR
Kia EV6
UVP ab 46.990 EUR,Ersparnis: bis zu 13.577 EUR
Mazda MX-30
UVP ab 35.990 EUR,Ersparnis: bis zu 11.177 EUR
Opel Corsa-e
UVP ab 36.395 EUR; Ersparnis: bis zu 9413,00 EUR
Skoda Enyaq iV
UVP ab 48.900 EUR,Ersparnis: bis zu 8697 EUR
Tesla Model 3
UVP ab 47.560 EUR; Ersparnis: bis zu 8070 EUR; im Auto-Abo monatlich ab 629,00 EUR
Toyota bZ4X
UVP ab 47.490 EUR; Ersparnis: bis zu 8128,00 EUR
Dabei handelt es sich um alle öffentlichen Ladepunkte, die das Anzeigeverfahren der Bundesnetzagentur vollständig abgeschlossen haben und die im Internet veröffentlicht werden. Die tatsächliche Zahl liegt also etwas höher, Teslas Supercharger beispielsweise tauchen hier nicht auf (zur Ladesäulenkarte).

Zahl der E-Autos wächst dreimal so schnell

Am Mangel an öffentlichen Ladestationen (eine Station kann mehrere Ladepunkte haben) ändert dieser Hinweis jedoch nichts. Dieser besteht nicht nur, er wächst sogar weiter. So hat sich in den Jahren 2021 und 2020 laut Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) und der Bundesnetzagentur der Bestand an Fahrzeugen fast versechsfacht, während es nur zu einer knappen Verdopplung der Ladepunkte kam.

23 E-Autos auf einen Ladepunkt

Statt 8 Elektroautos müssten sich nun 23 Fahrzeuge einen öffentlichen Stromladepunkt teilen. Das liege auch deutlich unter der ursprünglichen EU-Zielgröße von einem Ladepunkt pro 10 Elektroautos. Dieser Trend könnte für die Praxistauglichkeit der Elektromobilität zum Problem werden, so KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib.

Studie: Ladeinfrastruktur in Ballungsgebieten fördern

Der Hauptgrund für diese Misere: Ladesäulen oder sogar ganze Ladeparks lassen sich oft (noch) nicht wirtschaftlich betreiben. Daher zögern die sogenannten Charpe Point Operator (CPO), also die Ladesäulenbetreiber, mit dem Ausbau.
Eine Lösung dieser Gesamtproblematik hat nun eine Studie der staatlichen KfW-Förderbank aufgezeigt (zum PDF). Demnach müsste statt eines gleichmäßigen, flächendeckenden Ausbaus vor allem die Ladeinfrastruktur in Ballungsgebieten gefördert werden.

Was sind CPO, MSP und Ladestationen?

Was steckt hinter den Begriffen CPO, MSP und Ladestation?

Pfeil
CPO: "Charge Point Operator" = Betreiber von Ladestationen – MSP: "Mobility Service Provider" = Dienst zum Laden via Karte/App an Stationen verschiedner CPOs – Ladestation: Gerät zum Versorgen von E-Autos mit Strom (meist mit mehreren Ladepunkten)

In Großstädten wird seltener zu Hause geladen

Dort, so die Sonderauswertung des KfW-Energiewendebarometers, seien bei einem weiteren zahlenmäßigen Anstieg der Elektrofahrzeuge höhere Nutzungsraten zu erwarten. Einfacher ausgedrückt: Wo viele Menschen wohnen, werden vermutlich mehr E-Autos gekauft und Ladestationen häufiger genutzt.
Zumal – auch das ist eine Erkenntnis der Studie – E-Autos in kreisfreien Großstädten, also dicht besiedelten Gebieten, weniger private Abstellfläche haben und somit auch im Verhältnis seltener zu Hause geladen werden.
Nach wie vor sind die Reichweitenangst und die Furcht, die Akkus nicht aufladen zu können, die größten Bremsklötze beim Umstieg vom Diesel oder Benziner auf ein E-Auto. Die öffentliche Ladeinfrastruktur sei in diesem Zusammenhang die zentrale Stellschraube für Akzeptanz von Elektromobilität, heißt es in der KfW-Studie.

VDA-Ranking zeigt Ladesäulen-Mangel

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) fordert im März 2022 in seinem Masterplan Ladeinfrastruktur 2.0 unter anderem eine staatliche "Booster-Förderung" in Höhe von 5 Milliarden Euro, die in öffentliche und private Ladepunkte fließen soll. Bereits im Oktober 2021 monierte der VDA in seinem E-Ladenetz-Ranking zum wiederholten Mal die mangelhafte Ladeinfrastruktur in Deutschland.
Zu diesem Zeitpunkt mussten sich bei genau 48.717 öffentlichen Ladepunkte (7053 DC) in Deutschland im Durchschnitt rund 21 zugelassene E-Fahrzeuge einen Ladeanschluss teilen. Im April 2021 waren es nur rund 17 Stromer.

15-Millionen-Ziel erhöht den Ausbau-Druck

VDA-Präsidentin Hildegard Müller betonte: "Die ambitionierten Ziele der neuen Bundesregierung – bis zu 15 Millionen Elektrofahrzeuge bis 2030 – erhöhen nochmals den Druck auf den Ausbau der Ladeinfrastruktur." Heißt: Der Staat muss ordentlich Gas geben.
Hildegard Müller
VDA-Präsidentin Hildegard Müller fordert einen schnelleren Ausbau der Ladeinfrastruktur.
Bild: DPA
Wöchentlich werden nur etwa 250 neue Ladepunkte in ganz Deutschland gebaut. Soll das 15-Millionen-E-Auto-Ziel erreicht werden, bräuchten wir allerdings rund 2000 neue Ladesäulen in der Woche, damit sich 2030 immerhin nur 15 Autos eine Steckdose teilen müssen.
Müller regte im "Spiegel" auch ein Spitzentreffen der beteiligten Branchen von Tankstellen- und Parkplatzbetreibern über die Gebäudewirtschaft und Energieversorgen bis hin zu den Kommunen an, um einen "konkreten Plan" für einen beschleunigten Ausbau zu entwickeln.

Sachsen ganz vorne, Hessen ist Schlusslicht

Im Bundesland Sachsen kommt es zu den kürzesten Staus an der Ladesäule. Hier liegt der sogenannte T-Wert bei 13,1 (Stand 1. Oktober 2021). Der T-Wert sagt aus, wie viele Elektro-Pkw sich einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt teilen müssen. Mehr als doppelt so viele Autos, nämlich fast 28 E-Pkw, kommen in Hessen auf eine Ladesäule. Das Bundesland ist damit Schlusslicht im Ranking.

Nur sechs Autos pro Steckdose in Salzgitter

Auf der Ebene der Bundesländer führt Sachsen, bei den Städten und Kreisen liegt dagegen die Stadt Salzgitter in Niedersachsen im Ranking ganz vorne. Hier teilen sich gerade einmal sechs E-Autos eine Ladesäule. Es folgen der Landkreis Saale-Orla-Kreis und der Landkreis Uckermark. Hier liegt der T-Wert jeweils bei 6,4. 

Ladenetz-Ranking: T-Wert Bundesländer Oktober 2021

Rang
Bundesland
T-Wert: E-Pkw pro Ladepunkt
E-Pkw-Bestand
Ladepunkte
Abzweigung
1
Abzweigung
Abzweigung
2
Abzweigung
Abzweigung
3
Abzweigung
Abzweigung
4
Abzweigung
Abzweigung
5
Abzweigung
Abzweigung
6
Abzweigung
Abzweigung
7
Abzweigung
Abzweigung
8
Abzweigung
Abzweigung
9
Abzweigung
Abzweigung
10
Abzweigung
Abzweigung
11
Abzweigung
Abzweigung
12
Abzweigung
Abzweigung
13
Abzweigung
Abzweigung
14
Abzweigung
Abzweigung
15
Abzweigung
Abzweigung
16
Abzweigung
Sachsen
Sachsen-Anhalt
Thüringen
Hamburg
Mecklenburg-Vorpommern
Schleswig-Holstein
Bremen
Niedersachsen
Bayern
Brandenburg
Berlin
Baden-Württemberg
Rheinland-Pfalz
Nordrhein-Westfalen
Saarland
Hessen
13,1
14,1
14,6
16,5
16,8
17,4
18,2
18,5
18,7
18,8
20,3
21,7
23,5
25,2
25,4
27,6
26.106
12.211
15.636
23.981
8675
34.301
5915
98.069
189.175
19.387
29.573
176.369
46.515
222.976
10.122
90.606
1990
868
1073
1455
515
1969
325
5302
10.092
1029
1460
8123
1976
8861
399
3280
Interessant: Auf dem drittletzten Platz landet der Landkreis Peine, nur gut 30 Kilometer von Spitzenreiter Salzgitter entfernt. Den vorletzten Platz nimmt der Landkreis Neunkirchen im Saarland ein. Hier müssen sich mehr als 70 Fahrzeuge eine Ladesäule teilen.
Besonders schlecht sieht es in der Stadt Offenbach am Main aus. Hier staut es sich gewaltig an den Ladesäulen: 95 E-Autos müssen sich einen Ladepunkt teilen. In der Tabelle oben können Sie sehen, wie Ihr Bundesland abschneidet.

Von

Jan-Menno Gebhardt