Ein Diesel, zwei Benziner, drei Konzepte

Die lieben Kleinen. Einmal kurz weggeschaut, schon sind sie der Krabbelphase entwachsen. Von einem Tag auf den anderen stürmen sie wild voran. Es erfordert alle Aufmerksamkeit, um die Rabauken im Zaum zu halten: AUTO BILD test & tuning fühlte den drei größten auf den Zahn. Die drei Kraftzwerge leisten 125 bis 130 PS, kosten 16.225 bis 17.850 Euro. Ein Diesel, zwei Benziner, drei Konzepte.

Da ist der Ibiza. Er macht auf erwachsen, wirkt schnittig und kraftvoll, nennt sich "Sport", übt sich aber in Bescheidenheit. Abgesehen von greller Farbe und voluminösem Motor, der ihm zum Titel "stärkster Dieselkleinwagen" verhilft, findet sich wenig Sportliches.

Da ist der Lupo. Eher Kleinst- als Kleinwagen. Sein Anblick weckt zunächst Beschützerinstinkte. Doch rote Bremssättel, der mittige Doppelauspuff und die wuchtige Frontschürze warnen den Betrachter: Ich bin zwar klein, aber gemein!

Der YRV wirkt bedrohlich wie ein Teller Sushi

Da ist der Daihatsu – ein Mikrovan der seltsamen Art. Eine unförmige Hutze ziert die Motorhaube. Deren Lufteinlass versorgt den putzigen, handtellergroßen Ladeluftkühler mit Nahrung. Die riesige Frontschürze mit mächtigen Nebelscheinwerfern soll Respekt verschaffen. Ein hoffnungsloses Unterfangen, der YRV wirkt so bedrohlich wie ein Teller Sushi.

Wer ihn als Spielzeug abtut, liegt allerdings falsch. Sobald Turbolader und Automatikgetriebe ihr Gedenkpäuschen überwunden haben, geht es richtig zur Sache. Wie ein Derwisch fegt der kleine Japaner über den Asphalt. Das winzige, quicklebendige 1,3-Liter-Motörchen hat mit den 1015 Kilogramm Kampfgewicht leichtes Spiel. Der schamlos laute Motor klingt wie eine wütende Hornisse.

Im Innenraum herrscht ein unentschlossener Stilmix. Während die orangefarbene Instrumentierung Dynamik suggeriert, scheint der unförmige Wählhebel ein Relikt aus den Achtzigern zu sein. Auch das nicht verstellbare Lenkrad ist alles andere als zeitgemäß.

Drehfreudiger 125-PS-Sauger im VW Lupo

Der Lupo setzt noch mal einen drunter, bringt 1005 Kilogramm auf die Waage – das Ergebnis konsequenten Leichtbaus. Motorhaube, Türen und Kotflügel sind aus Aluminium. Dementsprechend entfesselt spielt der 125-PS-Sauger auf. Das drehfreudige Aggregat setzt voller Tatendrang jeden Gaspedalstoß in Vortrieb um. Dazu passt der kernige Klang.

Damit kann der Seat nicht dienen. Auch die zappelige Spritzigkeit der beiden Benziner geht ihm ab. Stark und schnell ist er trotzdem. Er fordert den Fahrer allerdings weniger. Während der Pilot des Lupo permanent im Getriebe rühren muss, um den kleinen Flitzer bei Laune zu halten, darf der Ibiza-Pilot seiner Schalthand lange Pausen gönnen.

Das maximale Drehmoment von 310 Newtonmetern garantiert Kraft in allen Lebenslagen, schiebt den Spanier spielend voran. Die Sitze im Seat sind im Gegensatz zum knapp geschnittenen Gestühl der beiden anderen großzügiger dimensioniert, bieten aber weniger Seitenhalt.

Fahrleistungen und Bremsverhalten

Die Messwerte bestätigen den ersten Eindruck. Den Bruder Flinkfuß des Trios spielt der Lupo. 8,1 Sekunden benötigt er von null auf 100 km/h. Der YRV rückt ihm dicht auf die Pelle. Der Japaner nimmt sich für den 100-km/h-Sprint nur 0,2 Sekunden mehr Zeit. Auch bis 160 km/h schenkt er dem VW keinen Meter. Mit 8,8 Sekunden auf 100 km/h bleibt auch der Seat am Ball.

Seat und VW trumpfen mit guten Bremswerten auf, der YRV überzeugt nicht. 41,3 Meter Bremsweg sind für einen so fixen Flitzer zu viel. Auch die Spitze des Daihatsu liegt auf niedrigem Niveau: Bei 180 km/h ist Schluss. Der Seat Ibiza überflügelt mit Tempo 206+ sogar den VW Lupo.

Fahrwerk und Komfort

Auf der Rennstrecke sind sich die drei Muskeltierchen auf den ersten Blick ähnlich: Alle drei untersteuern. Um spektakuläre Drifts wie auf unseren Fahrfotos zustande zu bringen, bedarf es brutalstmöglicher Lastwechsel. Der Lupo enttäuscht die Erwartungen nicht, fährt auf dem kleinen Kurs in Oschersleben Bestzeit. Das Fahwerk ist sportlich-straff und absolut narrensicher. Jede Biegung macht deutlich, dass sich der Lupo auf dem Rundkurs genauso zu Hause fühlt wie in der City. Wenn nur die Lenkung stimmiger wäre. Die ist in der Mittellage ungenau und wird auch mit zunehmendem Einlenken nicht straffer – mehr Progression ist wünschenswert. Mehr gibt es nicht zu bekritteln.

Trotz komfortablerer Auslegung macht der Ibiza seinen Rennstrecken-Job nur unwesentlich schlechter. Das Fahrwerk kompensiert das hohe Gewicht, mit dem der Dieselmotor die Vorderachse belastet, auf mustergültige Art und Weise.

Der Daihatsu hat das Nachsehen. Sein ungestümer Motor und die direkte Lenkung wären für Topzeiten gut. Der Rest des Autos verweigert sich aber beharrlich jeder Rundenrekord-Ambition. Vor lauter Kraft kann der YRV kaum noch laufen. Tritt man im Kurvenausgang aufs Gas, drehen die Vorderräder durch – null Traktion, die viel zu schmalen Reifen winseln um Gnade. ESP, bei Seat und VW eigentlich überflüssig, würde den ungezogenen Bengel einbremsen. Auch in Sachen Federungskomfort zeigt sich Daihatsu kleinmütig: Bereits kleine Schlaglöcher malträtieren die Insassen. Bei aller Zuneigung: Adoptiert wird nur, wer seinen Pflegeeltern nicht die Haare vom Kopf frisst.

Preise und Technische Daten

Nicht nur der günstige Anschaffungspreis spricht für den Ibiza. Sparfüchse erfreuen auch die verträgliche Vollkasko-Einstufung und der niedrige Verbrauch. Der YRV verliert im Kostenkapitel wegen seines großen Dursts an Boden: 9,7 Liter Super – ein echter Sprit-Junkie. Beim Lupo irritiert die Aufpreispolitik: Xenon ist Serie, Seitenairbags kosten extra. Seltsam – aber wir wollen ja nicht kleinlich sein. Eins steht fest – ohne jegliche Großmut: Wie winzig die Abmessungen der sympathischen Wadenbeißer auch sein mögen, ihr Sportsgeist ist allemal groß.

Das Fazit

Fazit: VW Lupo GTI In Sport bekommt der VW eine glatte Eins. Klein, leicht und wieselflink – dieser Lupo hat das Prädikat GTI voll und ganz verdient. Nur die wenig feinfühlige Lenkung verdient Kritik. Ansonsten herrscht eitel Sonnenschein. Astreine Abstimmung, gut gelaunter Motor, satter Klang, großartige Beschleunigungswerte und Bestzeiten auf der Rennstrecke – die Fahrmaschine aus Wolfsburg macht in jeder Disziplin eine hervorragende Figur. Die knuffige Optik ist das Tüpfelchen auf dem i von "irre gut".

Fazit: Daihatsu YRV GTti Dem kleinen Japaner gebührt der Orden wider den tierischen Ernst. Gute Laune kommt im YRV durchaus auf. Der quietschfidele (aber durstige) Turbomotor zaubert auch in griesgrämige Gesichter ein dickes Grinsen. Doch das Fahrwerk ist mit der Leistung deutlich überfordert, die massiven Traktionsprobleme und die holprige Abstimmung verleiden die Freude am Schnellfahren. Seine Fans findet das skurrile japanische Wägelchen sicherlich trotzdem. Wer Jackie-Chan-Filme mag, wird den YRV lieben.

Fazit: Seat Ibiza 1.9 TDI Sport Der Seat ist das vollwertigste Auto im Starterfeld. Auch der Spaßfaktor stimmt – obwohl sich der Ibiza der Sportlichkeit weniger verpflichtet fühlt als die anderen beiden. Das souveräne Fahrwerk und der kräftige Dieselmotor sind zur Kurvenhatz gut zu verwenden, beherrschen aber auch die gemütliche Gangart. Preisbewusste sind mit dem genügsamen und günstigen Flitzer auf jeden Fall gut bedient. Wen stört da der unauffällige Auftritt? Das gesparte Geld kann ja beim Tuner ausgegeben werden.