Dreizack dran, Maserati drin – das gilt für den Ghibli schon immer. Und soll jetzt auch das neue Luxus-SUV Levante adeln. Immerhin teilt sich der moderne Kraxler die Technik mit der klassischen Limousine. Allerdings trägt der Crossover sein Dach mehr als 20 Zentimeter höher, wiegt rund 400 Kilo mehr und kostet etwa vier- (Benziner) bis fünftausend Euro (Diesel) mehr. Stellt sich also die Frage, ob im üppigeren SUV womöglich sogar mehr Maserati steckt.

Die sportliche Abstimmung des Levante fordert ihren Tribut

Maserati Levante
Zu geringe Eigenfederung, zu spröde Dämpfung, zu starke Aufbaubewegungen – der Preis für die Dynamik.
Die Antwort liefert eine erste Ausfahrt des Diesel-Dreizacks auf italienischen Autobahnen und Landstraßen, gekrönt von einem heißen Ritt auf der Teststrecke in Balocco. Bei der Soundprobe gibt sich der Levante erst mal entspannt, verrät viel Feinschliff und belästigt die Passagiere nicht übermäßig mit Dieselknurren. In der Limousine nagelt der Selbstzünder dagegen recht ungeniert vor sich hin. Fahrdynamisch lassen beide ein wenig das Raubein raushängen. Klar, der Levante lockt mit der Lust am schnellen Fahren und späten Bremsen, an hohen Drehzahlen und kurvigen Straßen. Wenn der Ghibli schon kurz davor ist, quer zu kommen, hält der Levante mit 21-Zoll-Mischbereifung und Allradantrieb noch die Spur. Doch der Grip hat seinen Preis: zu geringe Eigenfederung, zu spröde Dämpfung, zu stark ausgeprägte Aufbaubewegungen. Auf einer geraden Straße einen sauberen Strich zu fahren, funktioniert nur auf Vier-Sterne-Asphalt. Sobald unebenes Geläuf Spur und Sturz in die Pflicht nimmt, schwindet die Verbindlichkeit zwischen Fahrzeug und Fahrbahn, gehen die Räder jeder Vertiefung auf den Grund, zickt und zackt die Lenkung. Nur lange Wellen beherrscht das SUV.
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Auch beim Ghibli kommt der Langsamfahrkomfort zu kurz

Maserati Ghibli
Auf schlechten Straßen mit einem hitzigen Fahrer zickt der Ghibli am Kurvenausgang gern mal mit dem Heck.
Noch heftiger reagiert der Ghibli auf schlechte Straßen und hitzige Fahrer. Am Kurvenausgang zickt er gern mal mit dem Heck, erklärt eigentlich jedem Schlagloch den Krieg und lässt Langsamfahrkomfort vermissen. Versöhnlicher stimmt uns da der Dreiliter-Diesel. Auch wenn er hohe Drehzahlen scheut und schon bei 3000 Touren jeden Kick-down-Befehl ignoriert, steht mit 600 Nm selbst im großen Gang eine Schubkraft zur Verfügung, die Freudengrübchen in die Wangen drückt. Für Lachfalten sorgen die Fahrleistungen (null auf 100 km/h in 6,9 Sekunden, 235 km/h Spitze), für Entspannung im Portemonnaie bürgt der Verbrauch (7,2 Liter/100 km). Zufriedenheit bei den Shopaholics garantiert das 580 Liter große Gepäckabteil. Der immerhin 500 Liter fassende und geringfügig schnellere Ghibli kann nur beim Verbrauch leichte Zweifel am SUV wecken – der Ghibli soll immerhin 1,3 Liter weniger schlucken.
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Das neue Bedienkonzept – eine Mischung aus Dreh-Drück-Steller und Touchscreen – verlangt einige Gewöhnung. Vor allem, weil manche oft genutzte Funktion nicht mehr per Direktwahltaste abrufbar ist. Immerhin präsentieren sich Farben, Materialien und Verarbeitung in Bestform. Und die Liste der Ausstattungs-Extras fällt natürlich noch ein bisschen länger aus als die Speisekarte eines Mehr-Sterne-Lokals.
Technische Daten Maserati Ghibli Diesel • Motor: V6, Turbo, vorn längs • Hubraum: 2987 cm³ • Leistung: 202 kW (275 PS) bei 4000/min • max. Drehmoment: 600 Nm bei 2000/min • Vmax: 250 km/h • 0–100 km/h: 6,3 s • Antrieb: Hinterradantrieb, Achtstufenautomatik • Tankinhalt: 80 l • L/B/H: 4971/1945/1461 mm • Kofferraum: 500 l • Leergewicht: 1835 kg • EU-Mix: 5,9 l Diesel/100 km • Abgas CO2: 158 g/km • Preis ab 65.380 Euro
Technische Daten Maserati Levante Diesel • Motor: V6, Turbo, vorn längs • Hubraum: 2987 cm³ • Leistung: 202 kW (275 PS) bei 4000/min • max. Drehmoment: 600 Nm bei 2000/min • Vmax: 230 km/h • 0–100 km/h: 6,9 s • Antrieb: Allradantrieb, Achtstufenautomatik • Tankinhalt: 80 l • L/B/H: 5003/1968/1679 mm • Kofferraum: 580 l • Leergewicht: 2205 kg • EU-Mix: 7,2 l Diesel/100 km • Abgas CO2: 189 g/km • Preis ab 70.500 Euro

Fazit

von

Georg Kacher
Überraschend: Ein neumodischer Geländewagen passt besser zur Marke als die klassische Sportlimousine. Der Levante gibt den charakterstarken, wohlerzogenen und sportiven Gentleman.

Von

Georg Kacher