Die Rote Sau gibt es auch in den USA! Auf der SEMA 2019 stand ein umgebauter Mercedes 280 SEL mit dem Beinamen "Red Pig 2". Das Showcar hat über 600 PS und ist ein "Tribute Car" des Originals. An diesem W 109 ist aber nichts mehr orginal!
1971 hat Mercedes mit dem 300 SEL 6.8 AMG beim 24-Stunden-Rennen in Spa für eine Sensation gesorgt: Klassensieg und zweiter Gesamtplatz mit einer umgebauten S-Klasse – damit hatte keiner gerechnet. 48 Jahre und mehrere Repliken später steht auf der größten Tuning-Messe der Welt, der SEMA, eine Neuinterpretation des Rote Sau getauften Renn-Tourenwagen.

An diesem Mercedes ist nichts mehr original

Rote Sau vom Tuner mit über 600 PS
Das Heck wurde bei Vescio's Customs gecleant, die Kotflügel in Blech verbreitert.
Besitzer Josh Stahl ist AMG-Fan und Inhaber von Reviva Inc., die sich tagtäglich mit dem Bau von Ami-V8-Motoren beschäftigen. Als Showfahrzeug für die Firma wollte Stahl ein Auto bauen, das für Aufsehen sorgt! Schnell reifte die Idee die legendäre Rote Sau neu aufzulegen und mit einem passenden LS-V8 aus dem eigenen Haus zu versehen. Als Basis wählte Stahl einen Mercedes 280 SEL Baujahr 1969. Diese Motorisierung war ausschließlich in Nordamerika erhältlich – tut aber gar nicht unbedingt etwas zur Sache, denn der originale 4,5-Liter-V8 ist sowieso rausgeflogen.
Nach zweieinhalb Jahren Umbauzeit ist an diesem SEL nichts mehr original. Als Stahl den Wagen auf eBay kaufte, war es laut eigener Aussage ein runtergerockter W 109 mit massiven Rostproblemen. Jetzt ist der Benz ein vollfunktionsfähiges Showcar, mit dem Stahl Autocross-Rennen fahren möchte.

335er-Reifen an der Vorderachse

Während der Motorbau inhouse bei Reviva geschah, wurden alle anderen Arbeiten an den Tuner Vescio's Customs aus dem amerikanischen Minnesota ausgelagert. Am auffälligsten sind die massiven Kotflügelverbreiterungen in Blech, die das Original im Vergleich fast schmächtig aussehen lassen. Gleichzeitig schaffen sie Platz für die XXL-Räder. Bei den Felgen fiel die Wahl auf mehrteilige Forgeline-RS3-Räder im Vielspeichenstil. Die Dimensionen sind brutal: 335/30 ZR18 an der Vorder- und 355/30 ZR19 an der Hinterachse sollen für maximalen Grip sorgen. Natürlich wurde auch der Unterbau komplett überarbeitet und so hat "Red Pig 2" Einzelradaufhängungen, ein neues Fahrwerk und mehr spendiert bekommen. Für eine gute Verzögerung sollen großen Wilwood-Bremsen mit Sechskolben-Sätteln sorgen.

Burnouts auf Knopfdruck dank 808 Nm

Rote Sau vom Tuner mit über 600 PS
Der Motorraum musste umgebaut werden. Jetzt hat der 6,7-Liter-V8 mit 615 PS genug Platz.
Die Liebe zum Detail wird z.B. an den eckigen Sidepipes, die dezent in die Karosserie eingearbeitet wurden, deutlich und auch der Innenraum ist ein Mix aus Luxus und Sportlichkeit. Die beige Lederausstattung mit Sportsitzen und das Holzlenkrad stehen im krassen Gegensatz zu Hosenträgergurten und Überrollkäfig. Die fünf Rundinstrumente sind genauso wenig original wie der Schalthebel des neu verbauten Tremec T56-Getriebes. Neben dem Knauf der Sechsgang-Handschaltung befindet sich ein Knopf mit dem der "Line Lock" aktiviert wird. Dabei können die Bremsen an der Vorderachse gesperrt werden, um so die Hinterräder zu entlasten und fette Burnouts zu ziehen.
Das dürfte mit dem "Red Pig 2" gar kein Problem sein, denn statt des nur auf dem nordamerikanischen Markt angebotenen 4,5-Liter-V8 des 280 SEL-Spenderfahrzeugs arbeitet in dem Showcar ein 6,7-Liter-LS-Motor mit 615 PS und 808 Nm maximalem Drehmoment. Damit übertrumpft die Neuauflage auch die Rote Sau von 1971 deutlich. Der original 300 SEL hatte einen 6,8-Liter-V8, der durch schärfere Nockenwellen plus modifizierte Kolben und Kipphebel schon vor 48 Jahren 428 PS und 620 Nm leistete. Den US-V8 des hier gezeigten W 109 können Kunden bei Reviva mit zwei Jahren Garantie (oder 38.000 Kilometern) kaufen, einen Preis verrät der Motorenbauer nur auf Anfrage.