Es wäre der Prestigemotor schlechthin gewesen! Anfang der 90er-Jahre präsentierten die Mercedes-Motorenentwickler dem Vorstand etwas Einzigartiges: einen Achtzehnzylinder! In zwei Leistungsstufen hätte der Motor sowohl in einen möglichen 800 SEL W 140 als auch in einen Supersportwagen gepasst!
Wie wir heute wissen, wurde der 8,0-Liter-W18 nie gebaut. Genau genommen kam er nicht einmal über das Stadium der Zeichnung hinaus. Dabei gab es sogar schon den internen Baucode M 216. Nochmal zur Verdeutlichung: Vor rund 30 Jahren war ein solcher Motor absolut einmalig! Einen W18-Motor gab es zuvor bei keinem anderen Hersteller und auch danach nur noch in absoluten Ausnahmefällen wie beispielsweise den Bugatti-Studien EB 118, EB 218 und dem Mittelmotorsportwagen 18/3 Chiron aus den Jahren 1998 und 1999. Auch die ersten Prototypen des Veyron firmierten noch unter dem Kürzel EB 18.4. Aufgrund technischer Schwierigkeiten verwarf Bugatti die Idee letztendlich und entwickelte stattdessen den 8,0-Liter-W16, der auch heute noch im Chiron eingesetzt wird.

Kaum größer als ein Reihensechszylinder

Mercedes 800 SEL mit 8,0-Liter-W18
Diese Zeichnung stammt aus dem Buch "Der 12-Zylinder" von Jürgen Lewandowski.
Auch bei Mercedes wurde der W18 nie Realität! Dabei hatten sich die Ingenieure schon intensive Gedanken gemacht, wie sie den 8,0-Liter-Achtzehnzylinder unter der Haube der über fünf Meter langen Mercedes S-Klasse W 140 platzieren könnten. Dabei hatten die Motorenbauer einen Trick: Der M 216 sollte in W-Form angeordnet werden, um möglichst platzsparend zu bauen. Dazu wurden drei Sechszylinder mit einem Winkel von je 75,5 Grad zusammengesetzt, wodurch der W18 kaum länger als ein normaler Reihensechszylinder – bei großer Teilegleichheit – gewesen wäre. So hätte das riesige Triebwerk problemlos in einen Mercedes W 140 gepasst.
Mercedes hatte zwei Leistungsstufen angedacht: einen Zweiventiler mit etwa 490 PS und 750 Nm für eine große Limousine wie den 800 SEL und einen Fünfventilmotor mit mindestens 680 PS und 800 Nm für einen Supersportwagen. Allerdings sollte es nie so weit kommen! Der beeindruckende W18 kam nie über den Status einer weit ausgearbeiteten Idee hinaus.

Deshalb wurde der W18 nie Realität

Zu den Gründen, weshalb es der M 216-Motor nie in Serie geschafft hat, gibt es die wildesten Spekulationen. Beispielsweise, das der Motor komplett fertig entwickelt war, aber in letzter Minute gestrichen wurde, und dass Mitte der 90er-Jahre ein zweiter Versuch als möglicher Mercedes S 80 AMG gestartet werden sollte. Auch kursierte das Gerücht, dass bereits der V12 (M 120) arg in der Kritik stand und der W18 deshalb nicht gebaut wurde. Der wahre Grund, weshalb es den Achtzehnzylinder von Mercedes nie gab, ist wesentlich unspektakulärer: Es wurde entschieden, dass der 6,0-Liter-V12 alle Anforderungen an Laufruhe, Kraftentfaltung etc. erfüllt, sodass der kaum stärkere W18 redundant gewesen wäre.