Roadster-Duell des Jahres

Ein Mercedes-Benz in Rot. Die reine Provokation in einer Zeit, in der Autos fast nur in Schwarz oder Silber verkauft werden. Doch Rot steht für Feuer und Leidenschaft. Genau damit will der neue SLK 200 den Erzrivalen BMW Z4 2.2i im Roadster-Duell des Jahres bezwingen. Da haben sich die Schwaben den Richtigen ausgesucht. Einen Macho, wie er im Buche steht. Mit seinem breiten Maul, den großen Lufteinlässen und den leicht zusammengekniffenen Scheinwerferaugen hat der Z4 ein Überhol-Prestige wie sonst nur Polizeiwagen mit eingeschaltetem Blaulicht. Da macht auch jeder sofort Platz.

Umstritten aber sind die Seitenlinien des Z4. Die hängende Flanke muss man mögen. Im Auto sieht man davon nichts. Stattdessen blicken die Fahrer über eine ellenlange Haube. Fast wie früher im Jaguar E-Type – und das war schließlich Sport pur. Klassische Roadster waren für den SLK kein Vorbild. Eher der große Bruder SL, von dem das runde Kuppeldach und die Seitenlinie abgeschaut sind. Und die Cousins in der Formel 1, deren markante Nase auch den SLK ziert.

Nach dem großen Erfolg des ersten Stuttgarter Klappdach-Roadsters steht auch die zweite Generation SLK vor einer großen Karriere. Bereits jetzt liegen mehr als 20.000 Bestellungen vor, noch dieses Jahr will Mercedes-Benz 52.000 SLK in Deutschland verkaufen.

Interieur und Komfort

Die Faszination dieses kleinen Spaßmobils erleben wir zum Greifen nah im Cockpit. Der schwarze Innenraum wird von zahllosen silbernen Tasten, Zierteilen und chromumrandeten Drehschaltern aufgelockert. Das sieht klasse aus, fasst sich aber leider nicht entsprechend hochwertig an. So wackelt der Drehring zur Klimasteuerung, Kunststoffteile wirken nicht so, als würden sie ewig halten, die genarbte Verkleidung zieht Staub geradezu magisch an. Bei der fühlbaren Qualität bleibt Audis TT Maß dieser Klasse. Und Mercedes-Benz hat eine Chance verpasst. BMW ebenfalls. Der Innenraum des Z4 ist nüchtern, auch hier wirkt das Plastik nicht dem hohen Preis angemessen. Das ist Purismus an der falschen Stelle. Zudem dürfen auch Sportwagen ruhig mehr Ellenbogenfreiheit und eine bessere Rundumsicht bieten.

Dafür sitzen wir gut. Bequem und auch in Kurven fest im Sattel. Bei beiden auf Leder. BMW verlangt dafür 1640 Euro, Mercedes-Benz 1218. Aktueller Trend: Der Metallrahmen der Sitze wird nicht mehr unter den Polstern versteckt, sondern offen präsentiert. Mercedes-Benz bietet noch mehr: eine Kopfheizung. Ein Föhn bläst hier warme Luft (in drei Stufen regulierbar) aus einer Düse in der Kopfstütze direkt in den Nacken. Kostet stolze 458 Euro extra und nennt sich Air-Scarf. Ein ganz neuer Trumpf im Kampf um Frischluft-Fans. Aber mal ganz ehrlich: Eine Kopfheizung in einem Cabrio – das ist schon ziemlich gaga, oder?

Das dachten wir damals auch beim Vorgänger mit dem versenkbaren Hardtop. Heute ist es völlig normal und schon bei Mini-Cabrios zu haben. Mercedes-Benz hat die Technik des Variodachs verfeinert und im Heck sogar etwas mehr Stauraum gefunden – 208 Liter bei versenktem Dach, 300 Liter in der Coupé-Variante. Der Z4-Kofferraum fasst 240 Liter. Die modernen Zeiten gehen auch an BMW nicht spurlos vorbei. Für 1000 Euro extra lässt sich das Roadster-typische Stoffdach vollautomatisch öffnen oder schließen. In nur zehn Sekunden. Rascher erledigt das kaum einer. Ebenso schnell sprintet der 170 PS starke Z4 von der Ampel los, gewinnt dieses Prestigeduell gegen den 90 Kilo schwereren SLK.

Motorleistung und Fahrwerk

Man spürt es nicht, aber es dauert halt doch einen Wimpernschlag, bis der Kompressor im Benz den nötigen Druck aufbaut. Leichter fällt es ihm, aus mittleren Drehzahlen zu beschleunigen. Hier besitzt der Vierzylinder (163 PS) dank Kompressor mehr Elastizität. Außerdem fährt der Benz im Gegensatz zu BMW mit sechs statt fünf Gängen, die entsprechend enger abgestuft sind. Um es klar zu sagen: Das neue Mercedes-Benz-Getriebe ist eine Wucht, nie ließ sich ein Stuttgarter Pkw präziser schalten.

Absolutes Sahnestück des Z4 ist sein Reihensechszylinder. Er hängt gierig am Gas, dreht seidenweich hoch und klingt schön heiser. Der Vierzylinder-Kompressor des SLK hört sich zu brav an. Leute, habt Mut, blast doch mal raus, was für einen tollen Roadster ihr da gebaut habt. Das gilt leider nicht für den Verbrauch. Hier hat der SLK das Nachsehen: 10,8 Liter (Z4: 10,3). Weil er aber nur Super verlangt – und nicht Super plus wie der Z4 –, verliert er hier nur einen Zähler.

Auf das Fahrwerk allerdings kann Mercedes-Benz stolz sein. Das Kürzel SLK könnte glatt für sichere Lage in Kurven stehen. Faszinierend, wie schnell und sicher er sich um Biegungen aller Art zirkeln lässt, wie leicht er bei plötzlichen Ausweichmanövern zu beherrschen ist. Falls nötig, greift das ESP sanft ein, erstickt jeglichen Ansatz zum Schleudern im Keim. BMW geht einen anderen Weg. Im Z4 spüren wir den Heckantrieb. In schnellen Kurven lässt die Elektronik leichte Heckschwenks zu, um dann heftig gegenzusteuern. Sportliche Fahrer mögen das, ungeübte Piloten können damit Probleme bekommen. So überrascht uns der SLK im Kurvenlabyrinth mit der schnelleren, flüssigeren Linie. Zumal seine Lenkung gefühlvoller reagiert und bei der Federung der bessere Kompromiss zwischen straffer Abstimmung und Fahrkomfort gefunden wurde.

Kosten und Ausstattungen

All das hat seinen Preis. Und auch bei dem überholt der SLK den Z4. Kostete damals der erste SLK noch rund 27.000 Euro, sind es jetzt 33.524 Euro. Da wird manch Cabrio-Fan rotsehen.

Technische Daten und Testwerte

Der BMW beschleunigt besser. Auch weil er 90 Kilo leichter ist. Beim Spurt von 80 auf 120 km/h mit jeweils höchstem Gang hat der Z4 ebenfalls die Nase vorn. Dem Mercedes-Benz fehlt hier im sechsten Gang der Biss. Im vierten Gang reagiert der SLK jedoch deutlich elastischer.

Fazit und Wertung

Fazit Z4 gegen SLK: Vor einem Jahr noch eine klare Sache – BMW vor Mercedes-Benz. Doch mit dem neuen Klappdach-Roadster haben die Stuttgarter mächtig draufgelegt. Ein blendender Allrounder ist er immer noch, dazu jetzt aber auch ein Sportwagen. Den man verdammt flott ums Eck werfen kann. Der Z4 hält mit purer Sportlichkeit dagegen. Lange Haube, tiefer Sitz, straffes Fahrwerk, Sahne-Sechszylinder. Ein Typ von anderem Naturell. Und das ist gut so.

Welches Cabrio gefällt Ihnen besser?

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