Mit dem neuen Mercedes C 450 AMG bietet Daimler eine günstige Alternative zum V8-Überflieger C 63. Was der "Billig-AMG" kann, zeigt der Fahrbericht!
Video: Launch Mercedes C 450 AMG
So klingt der C 450 AMG
Können die den Hals denn gar nicht voll genug bekommen? Jetzt hat AMG seine Absatzzahlen in den letzten drei Jahren schon mehr als verdoppelt, und nun will die Mercedes-Tochter noch höher hinaus. Dafür füttern die schnellen Schwaben ihr Programm von unten an und schieben zwischen die Serienautos und die reinen AMG-Fahrzeuge sogenannte Sportmodelle. So auch den C 450 AMG. Lange nicht so aufwändig gemacht wie die AMG-eigene C-Klasse, aber immerhin ein bisschen stärker, schneller und schärfer als die schnöde Massenware. Und wesentlich günstiger als ein C 63. Ein "AMG für Arme" also, spukt es uns durch den Kopf, als wir uns für den Erstkontakt rüsten – ob das gut gehen kann?
Integralsitze, rote Kontrastnähe und jede Menge Carbon-Zierrat sorgen für sportliches Ambiente.
Ja! Zumindest, wenn dabei so etwas heraus kommt wie der C 450 AMG, mit dem die PS-Profis jetzt die Breitensportler locken wollen. Zugegeben, er hat nur sechs statt acht Zylinder. Und wo der neue C 63 mit bis zu 510 PS zum Muscle-Champ in der Mittelklasse wird, müssen hier 367 PS reichen. Aber im Grunde ist der 450er mindestens genauso authentisch AMG wie der 63er, vielleicht sogar noch authentischer – schließlich hat die Geschichte der C-Klasse mit Sportabzeichen mal mit einem C 36 begonnen. Und der hatte? Richtig: Genau wie das neue Modell einen Sechszylinder, dem 1993 sogar 280 PS genügt haben, um die linke Spur zu stürmen.An Ambitionen mangelt es auch dem neuen 450er nicht. Obwohl ihm die Powerdomes und die großen Nüstern des C 63 fehlen und in die Kotflügel keine Kiemen geprägt sind, steht die C-Klasse für eilige Einsteiger so glänzend da wie ein Bodybuilder auf der Bühne. Und innen gibt es – entsprechend viele Kreuze auf der Optionsliste vorausgesetzt – erst recht keine großen Unterschiede. Man sitzt auf enger geschnittenen Integralsitzen, schaut auf rote Kontrastnähe und jede Menge Carbon-Zierrat und über den großen Monitor flimmern virtuelle Zusatzinstrumente – willkommen im aktuellen Sportstudio.
34 PS mehr als im C 400
Nach der AMG-Kur leistet der Motor aus dem C 400 34 PS mehr. Damit liegt der C 450 bei 367 PS.
Soweit, so gut. Doch beim Anlassen macht sich dann die erste Enttäuschung breit: Wo der C 63 gurgelt und grölt, dass es eine wahre Freude ist, gibt der C 450 den Leisetreter und lässt den Nachbarn ihren wohlverdienten Schlaf. Aber keine Sorge. Nur weil er leiser ist als sein großer Bruder mangelt es ihm nicht an Leistung: 34 PS und 40 Nm mehr als im C 400 wirken Wunder, wenn man ins Sportprogramm wechselt: Die Gänge kommen kurz und knackig, den Sprint absolviert der 450er in 4,9 Sekunden und zum Überholen braucht man in diesem Auto nicht viel Weitblick: Noch ehe der Blinker wieder eingerastet ist, sieht man den Vordermann schon im Rückspiegel und der Weg zum Horizont ist frei für die nächste Vollgas-Etappe. Schade nur, dass die schon bei 250 km/h ein Ende findet. Denn auch wenn dem 450er da noch lange nicht die Puste ausgeht, bleibt alles darüber den "echten" AMG-Modellen vorbehalten. Nicht umsonst bekommt der neue C 63 S gegen Aufpreis sogar Auslauf bis 290 km/h.Und ehe man es sich versieht, stimmt auch der Soundtrack: Denn sobald der Drehzahlmesser mal über 3000, 4000 Touren klettert, macht der 450er ordentlich Musik: Die Elektronik generiert ein paar lustvolle Fehlzündungen, beim plötzlichen Gaswegnehmen blubbert es wunderbar verrucht aus den Endrohren und bei jedem Gasstoß bekommt das Trommelfell eine Gänsehaut.
Ein Drittel der Antriebskraft leitet der Allradantrieb im C 450 AMG grundsätzlich nach vorne um.
Das Fahrwerk ist straffer, die Lenkung direkter und die Bremsen haben mehr Biss. Doch weil der C 450 zwar ein AMG sein will, aber auch als Alltagsauto durchgehen soll, spendieren die PS-Spezialisten aus Affalterbach dem Einstiegsmodell serienmäßig den Allradantrieb und leiten ein Drittel der Antriebskraft grundsätzlich nach vorne um. Das verhindert zwar die lustvollen Heckschwenks, die dem C 63 am Kurvenausgang den besonderen Kick geben – erhöht aber das Durchschnittstempo ungemein: Man bremst vor Kurven später ab, bleibt in den Kehren fester auf dem Gas und steigt am Ende früher wieder aufs Pedal – so rasiert man die Radien wie im Rausch und will gar nicht mehr aufhören mit der Kurvenhatz. Wer nur die normale C-Klasse kennt, der würde den 450er glatt auch als neuen 63er durchgehen lassen.
Ein AMG für Arme? Darauf lässt sich der C 450 deshalb nun wirklich nicht reduzieren. Das hat neben den soliden Fahrleistungen und dem großen Spaßfaktor übrigens noch einen anderen Grund: den Preis. Den genauen Tarif wollen die schnellen Schwaben zwar erst im April 2015 verraten. Und natürlich wird der 450er rund 20 Prozent billiger als der 63er. Doch bei einer Zielvorgabe von unter "60.000 Euro" ist das mit der Armut so eine Sache.