Noch können wir Journalisten die neue C-Klasse ausschließlich auf französischem Boden bewegen, auf fremden Straßen, abseits deutscher Autobahnen. Für einen Hardcore-Vergleich nach Punkten reicht das nicht, AUTO BILD hat da seine Prinzipien. Aber schon mal vorfühlen, das geht. Kann Mercedes die Konkurrenz das Fürchten lehren? Die Antwort soll uns ein C 250 geben, der Benziner mit 211 PS, in der Avantgarde-Ausstattung und mit der Luftfederung bestückt. Im Schlepptau haben wir die üblichen Verdächtigen von Audi und BMW, hier als A4 TFSI Quattro mit 225 PS, DSG-Getriebe und Ambiente-Ausstattung, dazu ein 328i mit M-Optik, 245 PS und adaptivem Fahrwerk. Alles Zweiliter-Turbos, auch preislich passt das gut: So ein Benz kommt auf rund 45.000 Euro, den Audi gibt es für 42.550, BMW für 44.960 Euro.

Die C-Klasse will mit Premium-Prunk verführen

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Video: C-Klasse im ersten Vergleich

Sie strahlt, aber glänzt nicht!

Erster C-Klasse-Vergleich, ein Durchmarsch für Mercedes? Dürfte schwer fallen, würden wir prognostizieren. Erste Übung: Antreten zur statischen Prüfung – Raumangebot, Sitzkomfort, Qualitätseindruck. Dass Mercedes die Rivalen mit Premium-Prunk vorführen möchte, wird sofort klar. Innen funkelt es wie in der Senatorlounge. Auch im Detail, beim genauen Hinsehen also, sieht alles S-klassig aus. So viel Eindruck vermögen die anderen nicht zu schinden. Problemlos zu bedienen ist sie auch, die C-Klasse, zumindest für Menschen, die sich vor den Tiefen der Menüsteuerung nicht fürchten. Das neue Touchpad über dem Comand-Knopf ist eine Bedienalternative, die auf Wischen und Drücken reagiert – wie beim iPhone. Bequeme Sitze und einwandfreie Sitzposition hinter dem Mercedes-Lenkrad mit großem Verstellbereich. Die Konkurrenz kann das auch, bietet in den sportlichen Frontmöbeln noch mehr Halt. Aha-Erlebnisse erwarten den vergleichenden Fondpassagier. Ungeachtet der Maße, die das Werk nennt: Hinten fühlst du dich in der neuen C-Klasse beengt, mehr als im A4 und vor allem mehr als im 3er, der außerdem die bequemsten Rücksitze bietet. Es ist das alte Dilemma – Innenmaße gut, subjektiver Raumeindruck bescheiden.
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BMW hat dem Vierzylinder das Grollen beigebracht

BMW 3er
Giftig abgestimmt: BMW hat den Nachfolger des Reihensechsers sehr gut erzogen.
Jetzt starten: Der Mercedes tönt dezent, aber es ist ein Vierzylinderbrummen, wie bei den anderen auch. Die Sechszylinder sind in dieser Leistungsklasse ausgestorben. Ein C 250 kommt immer mit Automatikgetriebe, das mit den sieben Stufen, jetzt weiterentwickelt. Im BMW die Achtstufenbox von ZF, Audi hat ein siebengängiges DSG-Getriebe, das S-tronic heißt und mit dem Quattroantrieb gekoppelt ist. Drehmoment ist alles, und das relativiert auch die fehlenden PS im Mercedes: 350 Nm sind das Maß, und exakt dieses erfüllen hier auch Audi und BMW. Es nivelliert freilich keineswegs die Unterschiede im Charakter. Unauffällig und kultiviert der Mercedes-Motor: kein Bulle aber tüchtig. Einer, der tut, was er soll. Und in keiner Weise auffällt – weder positiv noch negativ. Wenn es pressiert, schaltet die Automatik allerdings schon mal hart runter. Das Audi-Triebwerk wirkt munterer, dreht leichter hoch, aber das DSG-Getriebe liefert die Gänge im Automatikmodus nicht immer so prompt und geschmeidig wie gewünscht. Schließlich der BMW: Nein, vier Turbotöpfe sind kein Ersatz für den Reihensechszylinder. Aber erstaunlich, wie die Motorenwerke den Nachfolger erzogen haben.
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Er brummt nicht mehr lustlos, nun grollt er angriffslustig. Obendrein beißt er kraftvoller zu als die Aggregate seiner Rivalen, ist drehfreudig und profitiert von einer perfekt abgestimmten Automatik. Sicher, die 34 Mehr-PS gegenüber dem C 250 machen sich bemerkbar. Ersatzweise schont Mercedes das Gewissen: Die Norm verspricht einen Verbrauch von nur 5,3 Litern pro 100 Kilometer, das ist erheblich weniger als die 6,3 und 6,7 Liter, die uns BMW und Audi zumuten.

Beim Fahrwerk bleibt der Audi A4 konventionell

Audi A4
Der Audi muss auf adaptive Dämpfer verzichten, verfügt serienmäßig über ein Sportfahrwerk.
Unsere C-Klasse kommt mit Luftfederung (1416 Euro), ein Novum in diesem Segment und ein Komfortversprechen. Dazu gehört ein Agilitätsschalter auf der Mittelkonsole, die Antwort auf den Fahrerlebnis-Schalter von BMW. Das Spiel gleicht sich: elektronisch geregelte Stoßdämpfer, vernetzt mit den Steuergeräten von Motor, Getriebe, ESP und Lenkung. Der Audi muss auf adaptive Dämpfer verzichten, verfügt serienmäßig über ein Sportfahrwerk mit Tieferlegung. Das Terrain – gewundene Landstraßen, zum Teil sehr wellig – eignet sich auf jeden Fall für erste Erkenntnisse über die Reserven des C-Klasse-Fahrwerks mit neuer Vorderachskonstruktion. Spontaner Eindruck: Der C 250 lässt sich leicht und präzise dirigieren, auch wenn die elektrische Servounterstützung das Lenkgefühl beeinträchtigt. Er ist handlich, biegt widerstandlos in enge Kurven, läuft auch sauber geradeaus. Im "Komfort"-Modus bietet er das, was auf der Packung steht – die um 20 Prozent weichere Luftfederung spricht feinfühlig an und garantiert ein Komforterlebnis jenseits des Klassenüblichen. Das macht die zwei Sportangebote des Agilitätsschalters nicht allzu verlockend: Der Sportlichkeitsvorteil hält sich in engen Grenzen, aber die Federung verteilt nun kurze Stöße, auf die wir gern verzichten können. Wer es sportlich mag, ist im BMW besser aufgehoben, das bleibt also wie gehabt. Zwar lieferte sein "Comfort"-Modus auf den französischen Pisten kein Optimum; hier wirkt das Auto bisweilen unterdämpft.
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Starke Konkurrenz wird der C-Klasse das Leben schwer machen

Audi A4 BMW 3er Mercedes C-Klasse
Schwere Aufgabe: Die neue C-Klasse soll die Erzrivalen überholen, aber 3er und A4 sind immer noch stark.
Aber in "Sport" passt alles. Da lehnt sich der 3er in Kurven genussvoll gegen das kurvenäußere Hinterrad, lässt sich mit dem Gaspedal manipulieren und überzeugt durch passend abgestimmte Lenkkräfte. Sehr reizvoll, dieses Handling, auch deshalb, weil der Komfort nicht zu kurz kommt. Der BMW federt straff, aber er lässt sich dank der strammen Dämpfung auch durch heftige Stöße nicht aus der Ruhe bringen. Beeindruckend. Der Audi? Etwas angestaubt wirkt der A4, vor allem in dieser Runde. Mit seiner Tendenz, in engen Kurven geradeaus zu schieben, und einer Lenkung, die gefühlsmäßig vom Geschehen an der Vorderrädern zu entkoppelt ist. Zum Thema wird dies vor allem auf nassen und rutschigen Belägen, während der Allradantrieb bei der Traktion Vorteile bietet. Kein Ruhmesblatt die Komfortqualitäten: Schlechte Straßen nimmt der A4 ruppig, lange Wellen quittiert er leicht schaukelig. Aber wir sprechen immer noch von ersten Eindrücken, nicht von einem großen Test nach AUTO BILD-Art. Da ist noch Luft drin, keine Frage. Klar ist aber schon jetzt: Sollte es der neuen C-Klasse am Ende doch noch gelingen, ihre Gegner im Vergleichstest mit vollen Punkten eindeutig zu deklassieren, dann wäre dies ein kleines Wunder.

Fazit

von

Wolfgang König
Wie sie neuerdings aussieht, die C-Klasse, das ist natürlich Geschmacksache. Aber dass sie auch da vorprescht, wo wir es von einem Mercedes erwarten, das kann nicht falsch sein: Sie ist komfortabler geworden, und sie strahlt gehobene Qualität aus. Ihr Pech, dass die Konkurrenz aus München zurzeit einfach zu gut ist.

Von

Wolfgang König