Eine neue S-Klasse ist ein Jahrhundertereignis, nur viel öfter. Sagte jedenfalls Mercedes-Chef DieterZetsche. Klar, muss er auch – für das Image der Marke mit dem Stern ist die große Limousine überlebenswichtig. Fast noch wichtiger aber ist die C-Klasse, die hunderttausendfach im Jahr verkauft wird und so über den wirtschaftlichen Erfolg von Mercedes entscheidet. Bei der Konstruktion der neuen C-Klasse habe man sich wieder auf alte Markenwerte konzentriert: Komfort und Sicherheit. Aber ob das reicht, um gegen den bekannt guten BMW 3er und den ausgereiften Audi A4 zu bestehen?

In der C-Klasse ist die Sitzreihe entscheidend

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Video: C-Klasse im ersten Vergleich

Neue C-Klasse vs. 3er und A4

Schon ein Blick ins Cockpit zeigt: Ja, die neue C-Klasse sollten die Konkurrenten verdammt ernst nehmen. Der Innenraum ist unaufgeregt und edel gezeichnet, bestens verarbeitet und nett anzuschauen. Das geht kaum besser, zumal der Benz in der ersten Reihe mit dem weiten Verstellbereich der bequemen Vordersitze das beste Platzangebot bietet. Nur im Fond zwickt es erstaunlicherweise ein wenig, obwohl die C-Klasse gegenüber dem Vorgänger um zehn Zentimeter auf 4,69 Meter Außenlänge gewachsen ist – und sieben Zentimeter mehr als der BMW misst. Der ist hinten aber geräumiger als der Mercedes. Dafür missfallen im 3er die vergleichsweise billig wirkenden Kunststoffe im Cockpit, auch wenn an deren Verarbeitung nichts weiter auszusetzen ist. Bei der Bedienung hingegen kann sich der BMW positiv in Szene setzen. Man merkt schnell, dass sich die Bayern länger mit dem Internet im Auto beschäftigen. Alle Menüs sind logisch strukturiert und über den zentralen Dreh-Drück-Steller des iDrive intuitiv bedienbar. Den hat auch die C-Klasse – nur liegt er etwas zu weit hinten, und die Menüstruktur braucht ein wenig mehr Gewöhnung, bevor sie sich so ablenkungsfrei wie im BMW bedienen lässt.
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Audi spendiert dem Motor den größten Hubraum

Audi A4
Mehr Hubraum, mehr Drehmoment: Als Einziger im Test hat der Audi A4 einen 1,8 Liter großen Motor.
Der Audi zeigt im Karosseriekapitel ein solides Mittelmaß, er ist halt nicht mehr der Jüngste. Die Gestaltung des Armaturenbretts wirkt leicht veraltet, ebenso die Bedienung . Als Einziger im Vergleich wird der Audi nicht mit einem Touchpad zur Eingabe von Navigationszielen angeboten, die Menüstruktur des Multimediasystems ist ähnlich verschachtelt wie im Mercedes. Unterm Strich kann die C-Klasse so das Karosseriekapitel deutlich vor dem BMW für sich entscheiden – eine reife Leistung. Wohin uns der Downsizing-Trend der vergangenen Jahre gebracht hat, zeigen die Motoren im Vergleich. In C 180 und BMW 320i Efficient Dynamics Edition muss ein kleiner 1,6-Liter-Turbo reichen, um die rund 1,5 Tonnen schweren Limousinen anzutreiben, Audi gönnt dem A4 in der gleichen Leistungsklasse 200 Kubikzentimeter mehr Hubraum. Trotz der bescheidenen Papierwerte kommt bei allen drei Konkurrenten niemals das Gefühl der Untermotorisierung auf. Am souveränsten lässt sich der BMW bewegen. Er beschleunigt ein wenig besser als Audi und Mercedes, wirkt trotz seines Drehmomentmankos von 70 Newtonmetern gegenüber dem Audi am kräftigsten.
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Trotzdem muss auch der 3er hoch gedreht werden, soll es flott vorangehen. Dann ist es mit der gewohnten Geschmeidigkeit der BMW-Motoren schnell vorbei. Leichte Vibrationen und ein dröhniges Laufgeräusch wollen jedenfalls so gar nicht in diese Preisklasse passen. Leider befindet sich der 3er hier in schlechter Gesellschaft, auch der müde wirkende Mercedes-Motor plärrt bei hohen Drehzahlen unfein ins Cockpit – was im extrem gut gedämmten und sonst flüsterleisen Mercedes natürlich gleich besonders störend wirkt.

In Sachen Getriebe liegt der BMW klar vorne

BMW 3er
Schaltarbeit: Die BMW-Achstufenautomatik stellt die Getriebe von Audi und Mercedes in den Schatten.
Der Audi-Vierzylinder hingegen läuft spürbar ruhiger, sein Turbo-Benziner klingt noch bei hohen Drehzahlen sympathisch und hält sich akustisch weiter im Hintergrund. Trotzdem gewinnt der Audi das Antriebskapitel nicht. Hauptgrund: Als Einziger im Test ist er mit manuellem Schaltgetriebe angetreten. Denn anders als BMW und Mercedes bietet Audi keine Wandlerautomatik an, sondern nur die müde und unzuverlässige stufenlose Multitronic.  Auch wenn es an der Handschaltung des Audi kaum etwas auszusetzen gibt, bleibt der Komfort doch hinter der nahezu perfekten Achtstufenautomatik des BMW und der etwas ruckeligen und zögerlich schaltenden Siebenstufenbox des Mercedes zurück. Und so geht das Antriebskapitel an den BMW. Und zwar nicht nur, weil er gut fährt, sondern auch, weil er gut einen halben Liter weniger verbraucht als Audi und Mercedes. Als erster Hersteller bietet Mercedes in der Mittelklasse eine Luftfederung an. Und die ist den Schwaben hervorragend gelungen – die C-Klasse ist künftig unangefochtener Komfort-Meister. Das passt prima zum Charakter des Mercedes. Ruhig und souverän bügelt er selbst grobe Unebenheiten aus, federt auf kurzen Wellen so fein, dass sich der Fahrer fast in einer Oberklasse-Limousine wähnt.
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Weitere Details zu Audi A4, BMW 3er und Mercedes C-Klasse sowie das Endergebnis des Vergleichstests gibt es in der Bildergalerie. 

Fazit

von

Stefan Voswinkel
Ohne Wenn und Aber: Das beste Auto in der Mittelklasse baut ab sofort wieder Mercedes. Und das, weil sich die Schwaben auf alte Markenwerte besonnen haben. Die C-Klasse ist komfortabel und souverän, gefällt mit ihrem edlen Innenraum. Trotzdem gewinnt der BMW am Ende den Vergleich. Er fährt kaum schlechter, ist aber deutlich günstiger als der Benz. Der etwas in die Jahre gekommene Audi kann trotz günstiger Preise bei diesem hohen Niveau nicht mehr mithalten.

Von

Stefan Voswinkel