Für nicht wenige ist die Mercedes G-Klasse der Traum-Geländewagen. Warum man beim Gebrauchtkauf besonders wach sein sollte, zeigt die Kaufberatung.
Nach 39 Jahren Bauzeit wurde der klassische Mercedes G 2018 durch einen neuen G ersetzt. Mit vorderer Einzelradaufhängung statt Starrachse und verbreiterter Aluminium-Karosserie statt schmalem Stahlblech. Aus dem ständig verfeinerten Militär-Geländewagen ist endgültig ein Luxusauto geworden, das nur noch auf den ersten Blick so aussieht wie der Ur-G, aber komplett neu und modern konstruiert ist. Ob nun die Preise gebrauchter Mercedes G ähnlich ansteigen wie nach dem Produktionsende des Land Rover Defender im Januar 2016? Schwer zu sagen, denn anders als beim britischen Geländewagen, der bis heute ohne Nachfolger dasteht, hat Daimler bei seinem G rechtzeitig vorgesorgt und einen zeitlich nahtlosen Übergang zum neuen Modell erreicht.
Gebrauchtwagen mit Garantie
67.900 €
Mercedes-Benz G 350 BlueTEC Sport-/Edelstahl-Paket/Comand/AHK, Jahr 2015, Diesel
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist (www.dat.de).
Auch Jahrzehnte alte G erzielen hohe Preise
Der G hat immer vom guten Image der zeitgleich produzierten Mercedes-Pkw profitiert. Doch die große Belastung durch Autobahnfahrten setzt der Technik zu.
Doch bereits heute ist das Preisniveau für gebrauchte Mercedes G sehr hoch. Wer den Gebrauchtwagenmarkt kennt, der weiß, dass das eigentlich schon immer so war. Da werden für schwer mitgenommene und bereits deutlich vom Rost gezeichnete Alt-G mit mehr als 200.000 Kilometern auf dem Tacho immer noch mehrere zehntausend Euro aufgerufen – und auch bezahlt. Der G hat in der Vergangenheit immer vom Haltbarkeitsnimbus der zeitgleich produzierten Mercedes-Pkw profitiert. Die Limousinen der 80er und 90er Jahre galten und gelten als Langläufer. Und so schlossen nicht wenige G-Interessenten daraus, dass diese positiven Eigenschaften auch auf den Mercedes G zutreffen. Das war aber schon immer optimistisch gedacht. Denn die gleiche Technik aus den Mercedes-Pkw ist in einem G einer ungleich höheren Belastung ausgesetzt. Nicht wegen möglicher Geländefahrten, sondern vor allem wegen der hohen Belastung durch Autobahnfahrten. Deshalb gilt die Faustregel: Die gleichen Aggregate aus den Pkw halten im bleischweren und aerodynamisch ungünstigen G nur halb so lange.
Der Dreiliter-V6-Turbodiesel macht für einen modernen Diesel erstaunlich wenig Probleme.
Und deshalb gilt als zweite Faustregel für gebrauchte Mercedes G: Je stärker der Motor, desto länger halten hier Motor und Getriebe durch. Wie bei praktisch jeder Regel gibt es davon Ausnahmen. Die positive ist der nur von 1998 bis 2001 gebaute G 290 Turbodiesel mit dem Fünfzylinder-Direkteinspritzer (ohne Common Rail!) aus dem Lieferwagen Sprinter; der hält trotz seiner nur 120 PS. Die negative Ausnahme ist der G 400 CDI von 2001 bis 2005, der trotz seiner fülligen 250 PS arge Probleme hat (Hochdruckpumpe, Steuerketten, Injektoren, Turbolader, Motorsteuergerät). Die Haltbarkeit der Technik ist nach der Einführung des 3.0-V6-Diesels (G 320 CDI) im Jahr 2006 deutlich besser geworden. Hier gibt es zahlreiche Exemplare, die die 250.000-km-Marke bereits deutlich hinter sich gelassen haben – ohne teure Schäden am Motor und meist auch ohne teure Schäden an den bei heutigen Common-Rail-Dieselmotoren so gefürchteten Injektoren; die sind nämlich empfindlich und teuer.
Rost wird erschreckend früh zum Thema
Zwei andere typische G-Schwachstellen konnte aber auch der V6-Diesel nicht beseitigen: Lenkhebel und Spurstangenköpfe der Vorderachse werden zurecht gern wegen zu viel Spiel bei der Hauptuntersuchung beanstandet. Und dann ist da noch der Rost. Seltener am tragenden Rahmen, aber dafür umso deutlicher und erschreckend früh an der Karosserie; vor allem an den Scheibenrahmen und der kompletten Heckpartie. Gut zwei Drittel der G-Besitzer sind mit ihren Markenwerkstätten zufrieden. Und dies trotz der Rechnungspreise, denn als Durchschnittswert für eine große Inspektion werden 830 Euro genannt. Trotzdem wollen 65 Prozent wieder einen G kaufen, gern auch den neuen breiten. Nur acht Prozent wissen jetzt schon, dass sie umsteigen wollen; meist auf Range Rover und Toyota Land Cruiser.
Was beim AUTO BILD-Testwagen aufgefallen ist, und auf welche Mängel Käufer bei der Mercedes G-Klasse außerdem achten sollten, erfahren Sie in der Bildergalerie.
Bildergalerie
Gebrauchtwagen-Test Mercedes G (463)
Fazit
von
Martin Braun
Vorsicht ist beim Gebrauchtkauf eines G nötig. Am besten V8-Benziner oder V6-Diesel nehmen. Und gerade bei alten G daran denken: Ein hoher Gebrauchtpreis schützt nicht vor Rost.
Von
Martin Braun
Gebrauchtwagen-Test Mercedes G (463)
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Nach 39 Jahren Bauzeit wurde der klassische Mercedes G 2018 durch einen neuen G ersetzt. Der Gebrauchtwagen-Test klärt, ob die G-Klasse tatsächlich der Traum-Geländewagen ist, für den viele sie halten.
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Ob nun die Preise gebrauchter Mercedes G ähnlich ansteigen wie nach dem Produktionsende des Land Rover Defender im Januar 2016? Schwer zu sagen, denn anders als beim britischen Geländewagen, der bis heute ohne Nachfolger dasteht, hat Daimler bei seinem G rechtzeitig vorgesorgt und einen zeitlich nahtlosen Übergang zum neuen Modell erreicht.
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Doch bereits heute ist das Preisniveau für gebrauchte Mercedes G sehr hoch. Eigentlich war das schon immer so. Da werden für schwer mitgenommene und bereits deutlich vom Rost gezeichnete Alt-G mit mehr als 200.000 Kilometern auf dem Tacho immer noch mehrere zehntausend Euro aufgerufen – und auch bezahlt.
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Der G hat in der Vergangenheit immer vom Haltbarkeitsnimbus der zeitgleich produzierten Mercedes-Pkw profitiert. Die Limousinen der 80er und 90er galten und gelten als Langläufer.
Nicht wenige G-Interessenten schlossen daraus, dass diese positiven Eigenschaften auch auf den Mercedes G zutreffen. Doch die gleiche Technik aus den Mercedes-Pkw ist in einem G einer ungleich höheren Belastung ausgesetzt. Nicht wegen möglicher Geländefahrten, ...
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... sondern vor allem wegen der hohen Belastung durch Autobahnfahrten. Deshalb gilt die Faustregel: Die gleichen Aggregate aus den Pkw halten im bleischweren und aerodynamisch ungünstigen G nur halb so lange.
Zweite Faustregel für gebrauchte Mercedes G: Je stärker der Motor, desto länger halten hier Motor und Getriebe durch. Wie bei praktisch jeder Regel gibt es davon Ausnahmen. Die positive ist der nur von 1998 bis 2001 gebaute G 290 Turbodiesel mit dem Fünfzylinder-Direkteinspritzer aus dem Lieferwagen Sprinter; der hält trotz seiner nur 120 PS.
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Die negative Ausnahme ist der G 400 CDI von 2001 bis 2005, der trotz seiner fülligen 250 PS arge Probleme hat (Hochdruckpumpe, Steuerketten, Injektoren, Turbolader, Motorsteuergerät).
Die Haltbarkeit der Technik ist nach der Einführung des 3.0-V6-Diesels (G 320 CDI) im Jahr 2006 deutlich besser geworden. Hier gibt es zahlreiche Exemplare, ...
... die die 250.000-km-Marke bereits deutlich hinter sich gelassen haben – ohne teure Schäden am Motor und meist auch ohne teure Schäden an den bei heutigen Common-Rail-Dieselmotoren so gefürchteten Injektoren.
Auf der Langstrecke liefert sich der hohe Kantenwagen ein erbittertes Duell mit den natürlichen Windwiderständen. Schon Tempo 160 treibt den sonst relativ sparsamen 320er auf Verbräuche von über 16 Litern. Wer alles gibt, muss den 96-Liter-Tank schon nach kaum mehr als 400 Kilometern erneut fluten.
Zwei weitere typische G-Schwachstellen: Lenkhebel und Spurstangenköpfe der Vorderachse werden zurecht gern wegen zu viel Spiel bei der Hauptuntersuchung beanstandet.
Und dann ist da noch der Rost. Seltener am tragenden Rahmen, aber dafür umso deutlicher und erschreckend früh an der Karosserie; vor allem an den Scheibenrahmen und der kompletten Heckpartie.
Zähe Servolenkung und wenig Platz für Schultern und Beine sind typisch für den G bis 2018. Tipp: Die Sperrentasten bei der Probefahrt ausprobieren. Gelbes Licht bedeutet Befehl, rotes Licht Vollzug.
G-Besitzern empfiehlt es sich, immer ein paar Tausender auf der hohen Kante zu haben. Zu den brutalen Versicherungsklassen addieren sich die stattliche Steuer und hohe Inspektionskosten. Am Ende sind es vor allem die Reparaturen, die mittelständische Haushaltskassen sprengen.
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Gut zwei Drittel der G-Besitzer sind mit ihren Markenwerkstätten zufrieden. Und dies trotz der Rechnungspreise, denn als Durchschnittswert für eine große Inspektion werden 830 Euro genannt. Trotzdem wollen 65 Prozent wieder einen G kaufen, gern auch den neuen breiten.
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Fazit: Vorsicht ist beim Gebrauchtkauf eines G nötig. Am besten V8-Benziner oder V6-Diesel nehmen. Und gerade bei alten G daran denken: Ein hoher Gebrauchtpreis schützt nicht vor Rost.
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Als Alternative zur G-Klasse könnte der Toyota Land Cruiser infrage kommen. Die laufende Serie (J15) des japanischen Geländewagens mit Vierzylinder-Dieselmotor gibt es als Gebrauchten rund 20 Prozent billiger als einen Mercedes G.
Und dann wäre da noch der Land Rover Discovery. Die Serie 3/4 des Briten wurde von 2004 bis 2017 gebaut und wird auf dem Gebrauchtmarkt rund 15 Prozent günstiger gehandelt als der Mercedes G.