Coupé: 1. (veraltet) Abteil in einem Eisenbahnwagen. 2. geschlossene zweisitzige Kutsche. 3. geschlossener [zweisitziger] Pkw mit versenkbaren Seitenfenstern. Das sagt der Duden. In den letzten 130 Jahren der Automobilgeschichte hat sich der Begriff Coupé für ein zweitüriges, sportlich gestyltes Auto mit bis zu fünf Sitzplätzen etabliert. Aber seit 2004 will uns Mercedes mit dem CLS weismachen, dass auch Limousinen mit rahmenlosen Seitenfenstern Coupés seien. Und selbst gestandene SUV wie der neue GLC-Ableger sollen Coupés sein.

Seit acht Jahren ist BMW schon bei den SUV-Coupés vertreten

BMW X4
Kleiner Bruder: Der X4 folgte 2014 dem X6, der bereits  2008 eine ganz neue Autokategorie begründete.
BMW nennt diese Kategorie intern SAC: Sport Activity Coupé. AUTO BILD meint: Wenn diese fast zwei Tonnen schweren, hochbeinigen Allradler Coupés sind, dann sind Nilpferde niedliche Kuscheltiere fürs Kinderzimmer. Korrekt wäre: Fließheck-SUV. Doch kümmern wir uns nicht weiter um Begrifflichkeiten, sondern um die Autos. Seit 2008 macht BMW jedenfalls ordentlich Kasse mit dem dicken X6, seit 2014 ködert der X4 mit seinem Fließheck modebewusste Kunden. Klar, dass auch Mercedes in diesem Boom-Segment mitmischen möchte und nun das GLC Coupé (es heißt nun mal so) auf den automobilen Catwalk schickt. Welcher Hintern kann nun mehr bezirzen? Der rundliche Mercedes-Po oder eher das bayerische Gebirgsmassiv? Einsteigen, natürlich hinten, denn vorn sind beide identisch mit ihren SUV-Brüdern X3 und GLC.
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Im BMW X4 sitzt es sich hinten froschartig

Mercedes GLC Coupé
Besser untergebracht: Die Passagiere in Reihe zwei haben im GLC mehr Platz und sitzen viel bequemer.
Das Fondabteil des BMW ist wegen des niedrigeren Schwellers leichter zu entern. Doch man setzt sich nicht rein, sondern man plumpst, denn die Sitzfläche ist extrem niedrig. Und dann hockt es sich wegen des nahen Bodens etwas froschartig mit stark angewinkelten Beinen. Kopffreiheit? Okay. Umsteigen in den Benz. Kopf etwas einziehen, über den etwas höheren Schweller krabbeln, und schon sitzt es sich deutlich kommoder als im Bayern. Höhere Sitzbank, entspanntere Sitzposition, mehr Platz. Kopffreiheit? Okay. Wir verlassen das Fondabteil, steigen vorn ein. Blick nach hinten. Was wir sehen? Dachhimmel, Kopfstützen, Dachsäulen. Nur fensterlose Transporter sind nach hinten noch unübersichtlicher. Gut, dass der Benz serienmäßig eine Rückfahrkamera hat, im BMW kostet sie 420 Euro extra. Bevor es losgeht, noch ein kurzer Blick unter die Motorhaube: Beim BMW überrascht uns ein lässig an der Haubenunterseite baumelnder Bowdenzug des Entriegelungshebels, nur durch eine Blechlasche eingeklemmt. Seitlich blickt man durch die Radhäuser auf die Straße: Unakzeptabel bei einem Auto, das mindestens 48.200 Euro kostet. Mercedes: alles so, wie es sich gehört in dieser Preisklasse.
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Wie fahren sie denn nun? Erstaunlich agil für ihr Gewicht. Der Benz wiegt 1964 Kilogramm, der BMW 101 Kilo weniger. Es liegt jedoch weniger am Mindergewicht, sondern an der Abstimmung von Fahrwerk und Lenkung, dass der BMW einen leichtfüßigeren, fahraktiveren Eindruck macht. Die Lenkung spricht schneller und etwas direkter an. Dennoch bietet das adaptive Fahrwerk (1100 Euro) guten Abrollkomfort, die fabelhafte Achtstufenautomatik hält vor allem in der Einstellung Sport in Sekundenbruchteilen die passende Fahrstufe parat. Der BMW bleibt immer am Ball. Ein fahrdynamisches Talent.

Beide Testkandidaten haben ihren Durst ganz gut im Griff

BMW X4 Mercedes GLC Coupé
Spritknauser: Sowohl X4 als auch GLC Coupé kommen im Schnitt mit 6,5 Litern Diesel auf 100 Kilometer aus.
Der GLC tritt jedoch kräftiger an, er bietet ein um 100 Nm höheres Drehmoment. Das ist gerade auf der Autobahn spürbar, wo der GLC müheloser an Fahrt zulegt. Hier ist der Mercedes eh in seinem Element: Die Windgeräusche sind niedriger, die Luftfederung (2261 Euro) kann ihre Stärken voll ausspielen. Über lange Bodenwellen bügelt sie sanft hinweg, die Neunstufenautomatik hält das Drehzahlniveau angenehm niedrig, die Lenkung reagiert unaufgeregt. Der Benz, ein gelassener Gleiter. Dessen Abstandsregeltempomat beim Fahren auf der rechten Spur auch langsamer fahrende Autos links erkennt. Der X4 würde rechts überholen, der Benz bremst. Das macht er auch richtig gut, bei warmer Anlage aus 100 km/h voll verzögert, steht er nach 35,2 Metern. 1,60 Meter früher als der BMW. Mit einem Testverbrauch von 6,5 Litern sind beide zudem sehr sparsam, denn wir sprechen hier von rund 200 PS starken Allradlern. Oder doch von Coupés …?

Fazit

Ob Fließheck-SUV oder SUV-Coupé, das Konzept hat praktische Nachteile. Umso erfreulicher, dass sich beide markentypisch fahren: Der BMW ist der Dynamiker, der Benz der Gleiter. Er siegt, weil er mehr Platz und Komfort bietet. Enttäuschend: Der X4 offenbart einige Qualitätsschwächen.