Schließen Sie doch einmal die Augen – und denken Sie daran, was für Sie einen Mercedes ausmacht. Qualität? Auf jeden Fall. Komfort? Auch. Unaufgeregter Luxus? Immer. Blöd nur, dass Mercedes bisher ausgerechnet in der Boom-Klasse der Mittelklasse-SUVs genau diese Erwartungen mit dem GLK nur zum Teil erfüllen konnte. Kein Wunder also, dass die Stuttgarter beim Nachfolger des kantigen Hochsitzes alles auf Anfang drehen.

Beim Radstand übertrifft der Mercedes den Volvo deutlich

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Video: Mercedes GLC vs Volvo XC60

Neuer GLC gegen XC60

Das beginnt schon beim Namen: GLC, der die konstruktive Verwandtschaft zur C-Klasse zeigen soll. Nicht die schlechtesten Gene, schließlich hat das Mittelklassemodell in AUTO BILD-Vergleichstests die Konkurrenz souverän geschlagen. Die spannende Frage ist also, ob dem GLC ein ähnlicher Sprung gelingt. Als Referenz haben wir das meistverkaufte Premium-SUV Europas, den Volvo XC60, mitgebracht – der zwar bereits seit September 2008 auf dem Markt ist, aber mit neuen Motoren und Getrieben technisch frisch gehalten wurde.  Schon beim ersten Aufeinandertreffen fällt auf: Der GLC hat spürbar an Format gewonnen, wächst um zwölf Zentimeter auf 4,66 Meter Außenlänge – und übertrifft damit die Länge des Volvo um zwei Zentimeter. Vorteil für den Schwaben: Er bietet mit einem Radstand von 2,87 Metern satte zehn Zentimeter mehr als der XC60, das ist die wichtigste Kennziffer für das Platzangebot.
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Der Arbeitsplatz des Volvo gefällt nach wie vor

Volvo XC60
Schön gemacht: Das Cockpit mit der frei schwebenden Mittelkonsole ist immer noch eine Augenweide.
Und tatsächlich bietet der GLC im Innenraum eine ganze Nummer mehr Platz als der Volvo. Vor allem auf der Rückbank, wo der XC60 ein wenig kneift, herrschen im GLC lichte Weiten. Speziell die Breite ist beeindruckend, selbst drei große Passagiere können bequem nebeneinander sitzen. Und auch der Gepäckraum des GLC fasst mit einem Volumen zwischen 505 und 1600 Litern mindestens einen großen Koffer mehr als der des Volvo, der immerhin auf 495 bis 1455 Liter kommt. Gut mithalten kann der Volvo aber bei der Gestaltung des Innenraums. Sein hochwertiges Cockpit mit der frei schwebenden Mittelkonsole ist noch immer eine Augenweide – auch wenn der Mercedes mit seinem aus der C-Klasse übernommenen, futuristischen Armaturenbrett deutlich moderner wirkt – Geschmackssache. Im Gegensatz zum Thema Connected Car, wo die Schwaben wirklich die Zukunft eingeläutet haben.
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Der GLC ist wie selbstverständlich online, fährt selbstständig im Stau, parkt automatisch ein und wieder aus – alles Dinge, die Volvo erst im nächsten XC60 anbieten wird. Immerhin ist der alte Schwede beim Thema Assistenzsysteme auf der Höhe der Zeit, gibt sich auch gegenüber dem neuen GLC keine Blöße.

Der Mercedes gibt in diesem Vergleich den Dynamiker

Mercedes GLC Volvo XC60
Während der knorrige Volvo stur untersteuert, gibt sich der Mercedes fast schon unverschämt agil.
Im Gegensatz zum Fahrwerk. Das knochige Federn des XC60 muss man schon mögen, den meisten wird der SUV schlicht zu hart abgestimmt sein – das adaptive Fahrwerk (1250 Euro) ist nicht nur eine Empfehlung, sondern fast schon ein Muss. Wie es viel besser geht, zeigt der Mercedes. Das luftgefederte Fahrwerk (2261 Euro) wogt derart flauschig über alle Unebenheiten, dass man sich fast am Steuer einer S-Klasse wähnt. Ohne dass der Mercedes unpräzise wirkt. Ganz im Gegenteil, auch beim Kurvenräubern ist der für einen SUV fast schon unverschämt agile GLC dem knorrigen und stur untersteuernd ausgelegten Volvo überlegen. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Motoren. Der Volvo hat einen neu entwickelten Vierzylinder mit 190 PS unter der Haube, der in Kombination mit der sanft schaltenden Achtstufenautomatik einen guten Eindruck hinterlässt. Bis man in den GLC umsteigt. Der beschleunigt deutlich flotter, als der Unterschied von 14 PS vermuten lässt – auch ein Verdienst des gegenüber dem GLK um 80 Kilogramm gesenkten Gewichts.
In Zahlen nimmt der GLC 250 d dem XC60 D4 beim Sprint auf 100 km/h eine halbe Sekunde ab, ist mit einer Spitzengeschwindigkeit von 223 km/h deutlich schneller als der Volvo, der 210 km/h schafft. Trotzdem ist der Benz ähnlich sparsam, kommt im Schnitt mit fünf Liter Diesel pro 100 Kilometer aus, der Volvo braucht 0,3 Liter weniger. Und doch sollte niemand den sympathischen Volvo vorschnell abschreiben. Denn er fährt auf einem hohen Niveau – und bleibt mit einem Grundpreis von 41.150 Euro deutlich günstiger als der GLC 250d, der mindestens 46.410 Euro kostet. Und so heißt es für alle Käufer des Mercedes: Augen zu – und durch!
Technische Daten Mercedes GLC 250 d 4MaticMotor: Vierzylinder, Biturbo, vorn längs • Hubraum: 2143 cm³ • Leistung: 150 kW (204 PS) bei 3800/min • max. Drehmoment: 500 Nm bei 1600/min • Vmax: 222 km/h • 0–100 km/h: 7,6 s • Antrieb: Allrad/Neunstufenautomatik • L/B/H: 4656/1890-2096/1639 mm • EU-Mix: 5,0 l Diesel/100 km • Abgas CO2: 129 g/km • Preis: ab 46.410 Euro.
Technische Daten Volvo XC60 D4 • Motor: Vierzylinder, Biturbo, vorn quer • Hubraum: 1969 cm³ • Leistung: 140 kW (190 PS) bei 4250/min • max. Drehmoment: 400 Nm bei 1750/min • Vmax: 210 km/h • 0–100 km/h: 8,1 s • Antrieb: Allrad/Achtstufenautomatik • L/B/H: 4644/1891-2120/1713 mm • EU-Mix: 4,7 l Diesel/100 km • Abgas CO2: 124 g/km • Preis: 41.150 Euro.

Fazit

von

Stefan Voswinkel
Beide SUVs gefallen mit starkem Charakter.Der Volvo ist trotz seines Alters technisch fit, fährt im Vergleich aber recht sperrig – vor allem wegen der harten Federung. Der Benz ist komfortabel, geräumig, nobel eingerichtet – ein Typ in Bestform.

Von

Stefan Voswinkel