Mercedes SL gegen Mercedes SLK
Vergleich unter Brüdern

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Eine gemeinsame Familie garantiert noch lange keinen Frieden. AUTO BILD hat Mercedes SL und Mercedes SLK verglichen. Wie nahe stehen sich die beiden Brüder wirklich?
Unter Brüdern herrscht nur im Märchen oder im Heimatfilm jene Harmonie, die Eltern sich einmal erträumt haben – meist vor der Geburt. Viel häufiger regiert eine mehr oder weniger offene Rivalität, die letztlich den Bruderkämpfen ihren Namen gab. Gedanken, die in der Luft liegen bei unserer Ausfahrt mit den Mercedes-Brüdern SLK und SL 350. Elegante Zweisitzer, heftig motorisiert, sodass man sich erstens fragt, weshalb noch potentere Triebwerke in der Preisliste stehen, und zweitens: Warum leistet sich Daimler zwei Modelle, die ungefähr das Gleiche bieten, aber durchaus unterschiedlich viel kosten?
Überblick: News und Tests zum Mercedes SLK

Überblick: News und Tests zum Mercedes SL
Sonstige Gänsehäute wandern jedoch ordnungsgemäß den Korpus auf und ab, in Gang gesetzt von Sound, g-Kräften, Speed und sogar, wenn man die Wagen bloß anguckt. Die Sport-Geschwister sind neulich noch einmal intensiv gesichtsgepflegt worden, woraufhin zwar keine neuen Autos entstanden, aber doch zugespitztere Typen. Insbesondere der SL, der nun eine pfeilförmige Nase mit hakenförmigen Scheinwerfern in den Wind steckt, dazu noch ein bisschen Showeffekt mit Powerdomes auf der Motorhaube und seitlichen Kiemen, die ebenfalls nur Attrappen sind. Beim kleinen Bruder sieht die Bugschürze nun nach AMG aus. Dazu gibt es äußerlich ein paar Minimaländerungen, die kaum der Rede wert sind.
Gänsehaut in Bewegung
Außerdem hat Mercedes bei beiden das Interieur aufgewertet. Wichtiger sind die technischen Modifikationen. Die Brüder werden mit einem neuen "Sportmotor" offeriert, ja, so heißt er. Der gleiche 3,5-Liter-V6 leistet im "Großen" 316, im "Kleinen" 305 PS. Grund für die Differenz ist der bauraumbedingt höhere Abgasgegendruck des SLK, schließlich steht das K für kurz. Wegen der fehlenden elf PS muss er sich aber nicht genieren, da er 340 Kilo leichter ist. Mit "Sportmotor" meint Mercedes hohe Umdrehungen pro Minute. Erstaunliche 7200 dreht die Maschine. Es gibt jedoch keine Not, so hochzujubeln, denn das Aggregat ist elastisch und hat leichtes Spiel mit den Zweisitzern – egal, Drehzahl ist angesagt, schließlich soll ja die Gänsehaut in Bewegung gehalten werden, zunächst akustisch.
Akustische Treibjagd

Die Straßen werden kurz
Der SLK beschleunigt in frisurzerstörenden 5,4 Sekunden auf Tempo 100, der SL in 6,2 Sekunden. Die Straßen werden plötzlich schmal und auch sehr kurz, denn die nächste Kurve hat es ganz eilig, sich vorzustellen. Die gut 300 PS stupsen die nicht wirklich leichten und zierlichen Zweisitzer wie Spielzeuge vorwärts, da freut man sich, dass die Direktlenkung als Option angekreuzt worden ist. Die kam auch mit der letzten Modellpflege. Lenkungen waren bislang nicht gerade die Stärke von Mercedes. Ein wenig zu leichtgängig, kein Muster an Präzision und Rückmeldung. Die Direktlenkung ist dagegen definitiv ein Fortschritt.
Siebenstufenautomatik mit Schaltwippen

Gewaltiger Preisunterschied
Und beim Runterschalten wird jetzt auch noch melodramatisch automatisch Zwischengas gegeben. Stark. So gondeln wir also offen und fröhlich durchs Weserbergland und fragen uns, welcher ist denn nun tatsächlich der Bessere der beiden? Der schlanke SLK 350 für 50.890 Euro Grundpreis oder der dicke SL 350 für 88.417? Dazwischen, aufgepasst, liegt immerhin fast eine E-Klasse. Noch doller wird's beim individuellen Testwagen-Vergleich inklusive der Extras: 62.159 Euro kostet der SLK, 116.590 der SL. Differenz nun: 54.431 Euro. Das ergibt einen E 350 CGI in Elegance-Version, mit 292 PS und Siebenstufenautomatik.
Den SL braucht man nicht – man will ihn
Sie merken: Der SL ist teuer. Aber lohnt sich die Mehrausgabe? Hmmh, nur beim Mitzählen aller Dinge, die nicht der reinen Vernunft zugänglich sind, wie seine Bedeutungsschwere und die allgemeine Stattlichkeit des SL. Die Hardware-Goodies rechtfertigen den enormen Aufpreis jedenfalls nicht. Serienmäßig hat er Folgendes, was dem SLK in der Basis fehlt: Siebenstufenautomatik, Comand-Naviradio, Lederlenkrad, Reifendruck-Kontrolle, elektrisch verstellbares Gestühl oder Bi-Xenon. Das im Kofferraum geparkte Dach lässt sich natürlich elektrisch liften, und der Kofferraumdeckel geht elektrisch zu. All das ist nicht gerade lebenswichtig.
Hier droht kein Familienkrach

Technische Daten
Mercedes SL 350 Sportmotor • V6, vorn längs • 4 Ventile pro Zylinder • Hubraum 3498 cm³ • Leistung 232 kW (316 PS) bei 6500/ min • max. Drehmoment 360 Nm bei 4900/min • Hinterradantrieb • Siebenstufenautomatik • Reifen 255/ 45 R 17 v./h. • Kofferraum339l• L/B/H4562/1820/1317 mm • 0–100 km/h 6,2 s • Spitze 250 km/h • Verbrauch (EU-Mix) 9,7 l S • CO2 226 g/km • Preis: ab 88.417 Euro
Mercedes SLK 350 • V6, vorn längs • 4 Ventile pro Zylinder • Hubraum 3498 cm³ • Leistung 224 kW (305 PS) bei 6500/ min • max. Drehmoment 360 Nm bei 4900/min • Hinterradantrieb • Siebenstufenautomatik• Reifen 225/45 R 17 v.- 245/40 R 17 h. • Kofferraum 300 l • L/B/H 4103/ 1777/1296 mm • 0–100 km/h 5,4 s • Spitze 250 km/h • Verbrauch (EU-Mix) 9,0 l S • CO2 209 g/km • Preis: ab 50.890 Euro
Mercedes SLK 350 • V6, vorn längs • 4 Ventile pro Zylinder • Hubraum 3498 cm³ • Leistung 224 kW (305 PS) bei 6500/ min • max. Drehmoment 360 Nm bei 4900/min • Hinterradantrieb • Siebenstufenautomatik• Reifen 225/45 R 17 v.- 245/40 R 17 h. • Kofferraum 300 l • L/B/H 4103/ 1777/1296 mm • 0–100 km/h 5,4 s • Spitze 250 km/h • Verbrauch (EU-Mix) 9,0 l S • CO2 209 g/km • Preis: ab 50.890 Euro
Fazit
Die Kurven im Weserbergland zeigen die überlegene Gelenkigkeit des SLK. Er spielt den Turnschuh im Mercedes-Programm, der SL den italienischen Slipper. Welcher passt besser? In diesen bewegten Zeiten: der SLK.
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