Ansprechendes Design, komfortables Cockpit und zahlreiche Assistenzsysteme – auf den ersten Blick hat die neue Mercedes V-Klasse nichts mit einem Nutzfahrzeug zu tun. Davon konnten wir uns bereits überzeugen. Doch wie sieht es nach den ersten Fahreindrücken aus?
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So fährt die neue V-Klasse
Flott: Dank Overboost gibt es für kurze Zeit zusätzliche 14 PS und 40 Newtonmeter.
Mit der Avantgarde-Ausstattung und dem V 250 Bluetec-Motor beginnen die Preise für den Testwagen bei 56.918 Euro. Der 2,1-Liter-Diesel mit jeweils vier Zylindern und Turbo-Aufladung stellt 190 PS und 440 Nm Drehmoment zur Verfügung. Die Topmotorisierung hat mit dem knapp 2,2 Tonnen schwerem Van keine Probleme, beschleunigt mit Nachdruck und stellt stets genug Kraft zur Verfügung. Tempo 100 ist nach 9,1 Sekunden erreicht. Schluss ist bei 206 km/h. Beim Kick-Down setzt die Overboost-Funktion zusätzliche 14 PS und 40 Newtonmeter für den flinken Überholvorgang frei. Die 7G-Tronic Automatik schaltet flott und ohne spürbare Übergange. Der werksseitig angegebene Durchschnittsverbrauch von 6,0 Litern ist in dieser Fahrzeugklasse vorbildlich.

Die V-Klasse gibt es sogar mit Sportfahrwerk

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Video: Mercedes V 250 (2014)

So fährt die neue V-Klasse

Dank Sportfahrwerk (!) und 19-Zoll-Bereifung (zusammen 1012 Euro) ist der 5,14 Meter lange und 1,88 Meter hohe Van verdammt handlich. Aufgrund der Tieferlegung um 15 mm hat das Hinterradangetriebene Fahrzeug einen niedrigeren Schwerpunkt und lässt sich recht präzise durch Kurven steuern, untersteuert kaum. Droht sich der Aufbau bei schnellen Kurvenfolgen aufzuschaukeln, greift das ESP rechtzeitig ein. Trotz verstärkter Stabilisatoren sowie straffer Dämpferabstimmung bleibt genügend Restkomfort für Langstrecken erhalten. Lange Wellen schluckt das Fahrwerk komfortabel und macht sich erst bei kurz aufeinanderfolgenden Schlägen durch leichtes Rumpeln bemerkbar. Andere Fahrgeräusche sind in der gut gedämmten V-Klasse aber kaum zu vernehmen, es bleibt auch bei höherem Tempo angenehm ruhig. Nur der Diesel macht sich bei höherer Drehzahl eine Spur zu laut bemerkbar. Das nervt besonders, wenn der Agility-Select-Schalter auf "Sport" steht (daneben gibt es noch Eco, Komfort und Manuell), weil der Motor dann permanent 1000 Touren höher dreht.

Mit 360-Grad-Kamera wird Rangieren zum Kinderspiel

So fährt die neue V-Klasse
Praktisch: Die elektrische Heckklappe (702 Euro) öffnet und schließt per Knopfdruck.
Der Fahrersitz in der V-Klasse lässt sich optional erwärmen (225 Euro) oder belüften (643 Euro) und bietet guten Seitenhalt. Lediglich die Sitzfläche könnte für große Personen mehr Auflage bieten. Normale Ansprüche für einen Pkw, bei einem Van Gejammer auf hohem Niveau. Das Dreispeichen-Lederlenkrad liegt ausgezeichnet in den Händen. Durch die serienmäßige elektrische Lenkung bleibt die V-Klasse auch in der Stadt bei niedrigen Geschwindigkeiten wendig. Für eine bessere Rundumsicht ist die 360 Grad-Kamera zu empfehlen (536 Euro plus Spiegel-Paket für 536 Euro und mindestens Audio 20 CD für 238 Euro). Die vier Kameras sind vorn in der Kühlerverkleidung, seitlich in den beiden Außenspiegeln und hinten in der Griffleiste der Heckklappe platziert. Ihre Bilder werden auf dem Display in der Mittelkonsole wiedergegeben und zeigen die V-Klasse aus der Vogelperspektive, was beim Rangieren hilft.

Welche Großfamilie kann sich das leisten?

Zwar kommt die V-Klasse mit vielen serienmäßigen Assistenzsystemen, wie Aufmerksamkeitswarner und Seitenwindassistent, der via ESP Windböen ausgleicht. Dafür ist aber auch die Aufpreisliste üppig. Annehmlichkeiten wie die elektrische Heckklappe kosten 702 Euro extra. Für das große Mutimedia-Paket Comand Online sind stolze 3511 Euro zu berappen. So kommt der Testwagen locker auf 70.000 Euro.
Technische Daten Mercedes V 250 Bluetec Avantgarde 2,1-Liter-Turbodiesel • 190 PS • 440 Nm • 7G-Tronic Automatik • 0–100 km/h in 9,1 s • Vmax 206 km/h • 157 g CO2 • Verbrauch 6,0l D/100 km • Preis ab 56.918 Euro.
Robin Hornig

Fazit

An ein Nutzfahrzeug denkt man bei der V-Klasse auch nach den ersten Fahreindrücken nicht. Für einen Van ist dieser Wagen ausgesprochen agil und handlich, was sicherlich auch am empfehlenswerten Sportfahrwerk liegt. Doch wer ist schon so dynamisch unterwegs, wenn hinten die Kleinen sitzen? Mehr als für sportliche Fahreigenschaften, werden sich Familien für die Preise interessieren – und die sind leider üppig.