Bei Mercedes läuft es derzeit alles andere als rund. Dieselkrise, Airbag-Rückrufe, der allgemein schwächelnde Automarkt und Anlaufschwierigkeiten bei neuen Modellen machen den Schwaben schwer zu schaffen. Die Folgen: eine erneute Gewinnwarnung am 12. Juli 2019 – und möglicherweise das Aus der erst 2017 gestarteten Mercedes X-Klasse. Wie die "Automobilwoche" berichtet, ist für den Pick-up wohl bald Ende im Gelände. "Es ist gut, dass wir in einer solchen Situation frühzeitig die Reißleine ziehen und nicht mehr jahrelang an einem solchen Projekt festhalten", wird ein namentlich nicht genannter Manager zitiert. Nähere Angaben von Daimler zur Zukunft der X-Klasse gab es auf Anfrage von AUTO BILD nicht.

Start in Lateinamerika gestoppt

Die X-Klasse wurde laut "Automobilwoche" im Jahr 2018 nur rund 16.700 Mal in Europa, Australien und 2019 bereits gestoppt. Daimlers erster Pick-up lasse sich "preislich und kostenseitig in den lateinamerikanischen Märkten nicht darstellen", so Finanzchef Bodo Uebber. Die X-Klasse hat zwar äußerlich die typische Mercedes-Optik mit Doppel-Lamellen und großem Stern am Kühlergrill, technisch aber ist die Ähnlichkeit mit dem Navara von Kooperationspartner Nissan und dem Renault Alaskan anscheinend zu groß.

Investoren gegen Zetsche als Aufsichtsrat

Stoppt Daimler die X-Klasse?
Für Daimlers Ex-Konzernchef Dieter Zetsche wird der Weg in den Aufsichtsrat offenbar schwieriger als gedacht.
Das mögliche Aus könnte eine Reaktion auf die aktuell schwierige finanzielle Lage des im Umbau befindlichen Konzerns sein. 3,1 Milliarden Euro Sonderbelastungen brockten Daimler im zweiten Quartal 2019 einen Verlust von 1,6 Milliarden Euro ein – im Vorjahr stand in diesem Zeitraum noch ein Gewinn von 2,6 Milliarden Euro. Die jüngste Gewinnwarnung war die vierte innerhalb von 13 Monaten und die zweite unter der Ägide von Ola Källenius, Nachfolger des im Mai 2019 abgetretenen langjährigen Vorstandschefs Dieter Zetsche. Für diesen könnte die derzeitige Krise im Übrigen auch noch Auswirkungen haben: Laut Medienberichten sträuben sich Investoren vehement gegen die von ihm geplante Rückkehr ins Haus als Aufsichtsratsmitglied oder sogar Aufsichtsratschef im Jahr 2021.