Mercedes zahlt für Software-Nachrüstung
100-Euro-Gutschein nach Software-Update

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Daimler belohnt Mercedes-Kunden, die an ihrem Diesel-Fahrzeug ein Software-Update vornehmen lassen, mit einem 100-Euro-Gutschein. Was steckt hinter der Aktion?
(dpa/cj) Daimler wirbt bei seinen Kunden mit einer Gutscheinaktion für die Software-Nachrüstung von Dieselfahrzeugen. Besitzer von Autos der Abgasnormen Euro 5 und 6b erhalten einen Verrechnungsgutschein im Wert von 100 Euro, wenn sie dafür in einer Werkstatt (innerhalb Deutschlands) ein solches Update in ihrem Auto aufspielen lassen. Oder bereits aufgespielt haben lassen, denn die Maßnahme gilt auch rückwirkend. Das Geld werde nicht in bar ausgezahlt, sagte ein Daimler-Sprecher. Stattdessen könnten mit den Gutscheinen in Werkstätten Waren und Dienstleistungen erworben werden. Die Aktion läuft bis zum Jahresende 2019, der Gutschein kann bis 31. Dezember 2020 eingelöst werden. Infrage kommen insgesamt 3,6 Millionen Mercedes-Fahrer.
Experte: "Daimler geschickter als VW"
Was genau steckt hinter der Aktion? Man wolle sich bei den Kunden für ihr Vertrauen bedanken und "einen Anreiz schaffen, dass das Update möglichst schnell aufgespielt wird", sagte Georg Abel aus der Geschäftsleitung des Mercedes-Benz-Vertriebs. Branchenexperte Stefan Bratzel sieht darin grundsätzlich den richtigen Weg, den im Übrigen auch ein Daimler-Konkurrent hätte einschlagen sollen: "Das ist ein richtiges Symbol, den Kunden entgegenzukommen, um ihren Ärger in Grenzen zu halten. Da geht Daimler geschickter vor als VW", sagte der Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach gegenüber AUTO BILD.
Ablenkung von Hardware-Nachrüstung?
Allerdings sieht Bratzel in der Gutschein-Aktion auch den Versuch des Herstellers, den Imageschaden in Grenzen zu halten. Denn der ist nicht gerade gering nach den Vorkommnissen im Zuge der Dieselaffäre. So hat das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) 2018 und 2019 gegen mehrere Hunderttausend Daimler-Fahrzeuge (u.a. rund 60.000 Mercedes GLK) Rückrufbescheide wegen einer unzulässigen Abgastechnik erlassen. Darüber hinaus hatte der Konzern freiwillige Software-Updates für mehr als drei Millionen Dieselfahrzeuge in Deutschland, aber auch in anderen Teilen Europas angeboten. Im September 2019 verhängte die Staatsanwaltschaft Stuttgart zudem ein Bußgeld in Höhe von 870 Millionen Euro gegen Daimler, wegen fahrlässiger Verletzung der Aufsichtspflicht in einer mit der Fahrzeugzertifizierung befassten Abteilung.Und: Die avisierte Belohnung könnte auch als Anreiz für den Verzicht auf eine wesentlich effizientere, aber auch deutlich teurere Hardware-Umrüstlösung verstanden werden. Diese ist inzwischen für Euro-5-Fahrzeuge von Mercedes auf dem Markt. Anwälte warnen in diesem Zusammenhang vor vorschnellem Handeln und einer einhergehenden möglichen Verzichtserklärung. Immerhin beteiligt sich Daimler – anders als beispielsweise BMW – in 14 Metropolregionen mit bis zu 3000 Euro an der Nachrüstung mit einem SCR-Kat. Insgesamt werden mehr als 500 variantenspezifische Software-Updates entwickelt. Bei Dieselfahrzeugen mit Euro 6b sind in Deutschland mittlerweile mehr als 90 Prozent aktualisiert. Weitere Updates für Euro 5 und Euro 6 würden seit Anfang 2019 sukzessive im Feld umgesetzt, heißt es in einer Daimler-Mitteilung. Sobald ein kostenloses Software-Update für ihr Fahrzeug aufgespielt werden kann, werden Kunden in Deutschland schriftlich informiert und gebeten, einen Termin beim nächstgelegenen Servicepartner zu vereinbaren. Zudem können Mercedes-Besitzer über ein Online-Tool feststellen, ob ihr Fahrzeug Teil des Rückrufes oder der freiwilligen Maßnahme ist.
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