Nach dem packenden Saisonfinale in Suzuka trat Schumi mit gemischten Gefühlen vor die Presse. Und das, obwohl er gerade zum sechsten Mal die F1-WM zu seinen Gunsten entschieden hatte. Doch "als Achter durchs Ziel zu fahren und sich als Weltmeister zu fühlen", war für den 34-Jährigen ungewohnt. Denn die meisten Titel habe er mit Siegen gewonnen.

Jetzt sind Sie sechs Mal Weltmeister. Ist Ihnen bewusst, dass Sie nun eine Legende sind? Michael Schumacher: Nein, sicherlich nicht. Das ist auch nicht das, was jetzt wichtig ist. Viel wichtiger war, dass wir beide Ziele erreicht haben, die wir uns vorgenommen hatten. Für mich ist es aber relativ ungewohnt, als Achter durchs Ziel zu fahren und mich als Weltmeister zu fühlen. Ich habe meine meisten Titel mit Siegen gewonnen. Aber das Rennen war ja auch verrückt.

Heute hat Ihnen das Team den entscheidenden Punkt gerettet. Wenn man sich einmal die Situation von heute anschaut: Wir verlieren die Nase am Auto durch eine Dummheit von mir. Ich komme rein, die Jungs sind, obwohl sie nicht vorbereitet waren, trotzdem vorbereitet. Die haben das so extrem professionell abgehandelt, obwohl sie innerlich genauso aufgewühlt waren wie ich. Das zeigt einfach die große Klasse dieses Teams. Das ist einfach einzigartig. Dieses Team ist grandios.

Wie wichtig ist der sechste Titel für Sie? Jeder ist wichtig. Wenn man bedenkt, wie das in diesem Jahr gelaufen ist, was alles passiert ist – und dann den fünften Konstrukteurs-Titel in Folge zu holen, dann ist das unglaublich. Ich erwähne nicht umsonst diesen fünften Konstrukteurs-Titel, denn das ist irgendwo für mich noch herausragender als der Gewinn meines sechsten Titels. Heute haben ich als Fahrer und wir als Team Geschichte geschrieben. Das ist ein extremer Moment.

Sie haben nun auch den Argentinier Juan Manuel Fangio übertroffen. Was bedeutet das für Sie? Ich versuche, mich nicht mit Fangio zu messen, weil ich denke, das würde der Sache nicht gerecht werden. Man kann mich nicht mit einer Persönlichkeit wie Fangio aus den 50er Jahren vergleichen. Irgendwo steht der Mann weitaus höher als ich mich selbst sehe.

Mit welchen Gefühlen sind Sie in das Rennen gegangen? Auch wenn man es mir nach außen hin nicht angemerkt hat, bin ich in den letzten Tagen und speziell heute doch sehr unruhig gewesen. Das war schon Kräfte zehrend.

Hatten Sie Angst, doch noch den Titel zu verlieren? Na logisch. Wenn man plötzlich wieder hinten am Ende des Feldes ist und weiß, man ist auf einer Drei-Stopp-Strategie, und denkt, die anderen sind vielleicht auf einer Zwei-Stopp-Strategie, dann macht man sich schon Sorgen, wie das dann alles ausgehen kann. Da sind mir schon sehr viele Gedanken durch den Kopf gegangen.

Warum beenden Sie Ihre Karriere nicht auf dem Zenit Ihrer Karriere? Ein leidiges Thema für mich. Versteht doch, dass ich diesen Sport liebe und mag. Es gibt keinen Grund für mich aufzuhören. Vor allem wenn ich noch gut bin und konkurrenzfähig. Warum nicht noch ein bisschen Spaß haben?