Trip auf den höchsten Vulkan der Welt

Ojos del Salado heißt der Gegner. Der höchste Vulkan der Welt, 6918 Meter hoch. Sein schneebedeckter Gipfel ragt majestätisch aus der Atacama, der trockensten Wüste der Welt. Angeblich hat es hier seit Ankunft der Spanier im Jahr 1535 nicht mehr geregnet. In Bergsteigerkreisen gilt der Vulkan als der am einfachsten zu besteigende Berg unter den Sechs- und Siebentausendern. Aber das hilft uns nicht weiter. Denn wir sind nicht zum Klettern hier, sondern zum Autofahren.

Rainer Zietlow, Inhaber einer deutschen Veranstaltungsagentur, will sich hier seinen Traum erfüllen und einen neuen Höhenrekord für motorgetriebene Fahrzeuge aufstellen. Und damit ins Guinness Buch der Rekorde kommen. Die bisherige offizielle Bestmarke liegt bei 5726 Höhenmetern, aufgestellt von einem russischen Team im Himalaya (1999).

Seit Monaten hat sich Zietlow auf diese Tour vorbereitet. Fahrerische Unterstützung bekommt er von Ronald Bormann, einem der besten Trialfahrer Europas. Das Auto, einen VW Touareg 3.2 V6 Expedition, hat Volkswagen zur Verfügung gestellt. Mit der gesamten Ausrüstung an Bord wiegt der Luxusschlitten runde drei Tonnen.

Rainer Zietlow ist nicht der einzige, der in dieser Woche im Januar 2005 auf dem chilenischen Vulkan unterwegs ist. Ein weiteres deutsches Team unter Leitung des Limburger Abenteurers Matthias Jeschke will sich mit einem Toyota LandCruiser V6 ebenfalls auf 6000 Meter hinaufkämpfen – wirklich nur Zufall?

Ab 5200 Metern kaum noch Motorleistung

Nach der Landung in der chilenischen Provinzstadt Copiapo müssen wir unser siebenköpfiges Team erst einmal ausrüsten für die kommende Woche. Wir mieten drei Toyota HiLux, bepacken sie mit genügend Trinkwasser, Treibstoff und Lebensmitteln für die nächsten Tage. Wir müssen autark sein, im Umkreis von 300 Kilometern um unsere Basisstation in der Atacama-Wüste gibt es keinerlei Versorgungsmöglichkeit.

In den nächsten Tagen gewöhnen wir uns langsam an die Höhe. Unser erstes Camp errichten wir auf 3000 Meter, das nächste an einem von Flamingos bevölkerten Salzsee, der Laguna Rosa, auf 3700 Meter Meereshöhe. Am nächsten Tag erklärt uns Ronald Bormann den Umgang mit den Sauerstoffgeräten, die wir aus Deutschland mitgebracht haben. Jetzt wird es ernst.

Heute schlagen wir unsere Zelte wieder an einem See auf, inzwischen schon auf 4400 Metern Höhe. Alle haben leichte Kopfschmerzen, der Körper beginnt gegen die dünne Höhenluft zu protestieren. 20 Kilometer trennen uns noch von unserem 5200 Meter hohen Basislager am Fuß des Vulkans. Bis dahin schaffen es die Allrad-Pickups mit letzter Kraft über die staubigen, engen Bergstraßen.

Doch dann ist Schluss. Die Hilux bleiben stehen, die Weiterfahrt auf 5900 Meter wird zur ersten fahrerischen Herausforderung für Ronald Bormann und Rainer Zietlow. Nur noch mit Vollgas in der Untersetzung kommt der VW weiter. Das letzte Stück auf über 6000 Meter führt durch ein Geröllfeld, Wege gibt es hier längst nicht mehr.

Doch zuvor hat unsere Expedition noch eine sinnvolle Aufgabe zu erledigen: Unser chilenischer Begleiter vergräbt die seismographische Station des Geoforschungszentrums Potsdam, die wir mitgebracht haben, in der felsigen Erde. Dann geht’s weiter. Als die Steinbrocken zu groß werden, kommt der Touareg ans Seil. Die letzten Meter bis zum Höhenrekord von 6080 Metern zieht ihn der Elektromotor der Winde.

Der Kampf um den Höhenrekord

Es war eine verrückte Wettfahrt auf 6000 Meter Höhe. Parallel zu Rainer Zietlow und Ronald Bormann mühte sich der Limburger Matthias Jeschke mit einem siebenköpfigen Team ebenfalls auf den Ojos del Salado. Er schaffte es mit seinem Toyota LandCruiser 90 V6 aus eigener Kraft auf 6010 Höhenmeter.

Ob damit ihm oder Rainer Zietlow 6080 Metern, davon die letzten der Seilwinde, der offiziellen Höhenrekord für motorgetriebene Fahrzeuge zugesprochen wird, entscheidet demnächst das britische Gremium des Guinness Buch Rekorde. Zu klären gilt es, welchen Einfluß die Seilwinde bei der Anerkennung des Rekords hat.

2004 fuhr ein argentinisches Team mit einem Geländewagen-Eigenbau auf 6180 Höhenmeter in den Anden, ließ diesen Rekord aber nirgends offiziell registrieren.

Auf 6120 Meter schafften es zwei chinesische Motorradfahrer im Himalaya. Auch dieser Rekord wurde nirgendwo offiziell anerkannt.

Nur ein Gerücht: Angeblich soll es in China eine Straße geben, die auf 6600 Meter Höhe führt. Sie dient als Rettungsweg zum Abholen erschöpfter Bergsteiger.