Es ist paradox. Michael Schumacher, Sebastian Vettel und Nico Rosberg haben in der Formel 1 zwölf WM-Titel für Deutschland gewonnen. Ein Deutschland-GP aber fehlt im Kalender der automobilen Königsklasse. Dagegen die MotoGP: nur ein deutscher (Ersatz-)Fahrer, dafür ein etablierter und gut besuchter Grand Prix.
„Deshalb braucht Deutschland einen Stammfahrer in der MotoGP“, sagt Marcel Schrötter (29). Er ist in der Moto2 unterwegs und damit der einzige deutsche Stammfahrer, der sich unter den über 80 Fahrern in den drei Klassen der Motorrad-WM findet. „Auch die Dorna (der MotoGP-Promoter, d. Red.) wünscht sich einen Fahrer aus Deutschland. Das macht mir Hoffnung.“
Allein: Schrötter hängt seit 2012 in der Moto2 fest. 170 Rennen ist er dort inzwischen gefahren, keines hat er gewonnen, nur fünf auf dem Podest beendet. Aktuell liegt er mit seiner Kalex des deutschen Intact-Teams auf Rang sieben. Ein Aufstieg ist nicht in Sicht.
Stefan Bradl dämpft die Erwartungen der deutschen Fans.
Bild: Gold & Goose / Red Bull Content Pool

Mit Stefan Bradl (32) fährt derzeit zwar ein deutscher Fahrer in der Königsklasse. Aber er ist nur Ersatzpilot von Marc Márquez. Und er ist chancenlos – auch wegen seiner Honda RC213V, die nicht konkurrenzfähig ist.
Bradl dämpft daher die Erwartungen der deutschen Fans: „Dass unser Motorrad Potenzial hat, glaube ich schon. Aber wir haben den Hebel, an dem wir ansetzen müssen, noch nicht gefunden.“
Bradl ist der Sohn des 250-cm3-Champions von 1991, Helmut Bradl. Und er war 2011 Moto2-Meister. Doch in der MotoGP ist bei 114 Rennen bisher erst ein Podest herausgesprungen (Zweiter beim USA-GP 2013). Es sieht also nicht danach aus, als könnte er der zweite deutsche Sieger in der Topklasse nach Edmund Czihak (Deutschland-GP 1974) werden.
Bradl fördert nun selbst drei junge Teenager. „Viele reden immer, wenig wird getan. Ich will nichts unversucht lassen.“ Für den Deutschland-GP und die Zukunft.

TV-Tipp

In Deutschland sind alle drei Klassen im Free-TV zu sehen – auf Servus-TV. Die MotoGP ist für Sonntag (19. 6.) auf 14 Uhr angesetzt, das Rennen der Moto2 mit Marcel Schrötter auf 12.20 Uhr.

Von

Michael Zeitler