Platz satt, Wohlfühlambiente wie zu Hause und feine Technik locken in der Liner-Klasse. AUTO BILD REISEMOBIL prüft am neuen Arto, wie sich das anfühlt.
Clou inside? Was ist denn damit gemeint? Der Niesmann+Bischoff-Werbeslogan klingt, als hielten die Wohnmobile der Nobelmarke aus der Erwin Hymer Group irgendwelche Überraschungen parat. Stimmt – einige technische Lösungen sind wirklich ungewöhnlich. Aber er ist auch eine Reverenz an frühere N+B-Modellreihen: Der "Clou" war ab 1981 Kern des in Polch am Rhein ansässigen Unternehmens und hat, zunächst als Alkoven, dessen guten Ruf maßgeblich geformt. Komfortausstattungen am oberen Ende des technisch seinerzeit Machbaren wie eine Warmwasserheizung und hohe Langlebigkeit dank holzfreiem Alu-Sandwich-Aufbau gehörten dabei zu den Hauptmerkmalen. Nicht verwunderlich also, dass mittlerweile zu Oldtimern gereifte Clous auch heute noch recht häufig im ganz normalen Reiseeinsatz zu sehen sind – gern in zeittypischen Gold- und Champagnertönen. Gute Gene hat er also schon mal, unser Arto. Schauen wir mal, wie viel Clou in ihm steckt.
Der Arto kann problemlos ein kleines Apartment ersetzen
Gediegen: Der Arto ist das "Mittelklasse"-Modell von Niesmann+Bischoff. Noch größer kommt der Flair auf Iveco-Basis.
Das ist er: Ein groß gewachsener Gentleman. Auf drei Achsen sind seine acht Meter verteilt – und schick eingekleidet. Fangen wir vorne an: Unter der weit heruntergezogenen Windschutzscheibe (serienmäßig mit Grünkeil) grüßt uns ein bestimmt wirkender Kühlergrill in schwarzem Glanzlack. Nach unten wird er abgeschlossen von einem dezenten, matt champagnerfarben (da ist es wieder) folierten Spoiler. Dieser Folienstreifen wird an den Seiten fortgeführt, was den Aufbau zusammen mit der umlaufenden Alu-Seitenbeplankung gestreckt und somit weniger wuchtig wirken lässt. Das einteilige Heck schließlich wirkt mit seiner Abrundung nach oben und der integrierten Windabrisskante formschlüssig. Sehr clean insgesamt, dieses Design. Dazu passen Details wie die aus dem N+B-Emblem ausfahrende Rückfahrkamera (so bleibt nebenbei ihre Linse länger sauber) und das Fehlen angeschraubter Feststeller für die Bordklappen. Fahrerseitig ist eine davon der bequemen Entleerung der Wassertanks und Leitungen vorbehalten. Hier finden sich auch ein Wasserfilter und ein quer am Unterboden clever in einem Rohr verstauter Abwasserschlauch zum Aufstecken. Das Fach ist beheizt, so wie der komplette 29 Zentimeter hohe Zwischenboden. Er beherbergt Frisch- und Abwassertank (Reinigungsöffnungen unter Fußbodenklappen) sowie leider nur von innen erreichbare Staufächer. Auch die Aufbaubatterien sind hier installiert.
Der luftige Grundriss lädt zum Verweilen ein. Option: Dachschränke statt des serienmäßigen Hubbetts erhöhen das Raumgefühl zusätzlich.
Im 1,26 Meter hohen, 2,17 Meter breiten und 1,40 Meter langen Heckstauraum ist zentral und gut erreichbar der Rest der Bordelektrik untergebracht. Ein Zurrschienensystem mit verschiebbaren Ösen sorgt dafür, dass nichts verrutscht. LED-beleuchtet und mit Nadelfilz ausgeschlagen, wäre das schon fast ein Extra-Zimmerchen – und eine nette Mitbewohnerin auch gleich dabei: die Toilette. Zumindest temporär, denn wird sie drinnen gebraucht, schwenkt sie mitsamt Papierhalter und Bürste mit einem Handgriff in den Duschraum. Eine elegante Lösung, denn so steht sie nirgends im Weg und lässt mehr Platz für Wellness. Damit hat's der Arto sowieso: Seine dicken Matratzen dürfte kaum jemand morgens unerholt verlassen. Genauso bequem, weil dreilagig gepolstert und an den Lehnen ergonomisch ausgeformt, ist die Sitzgruppe. Ihr Bezug steht in 54 Farb- und Materialkombinationen zur Wahl. Egal, auf welche die Wahl fällt: Die lange Couch vor der Küche ist hier der Lieblingsplatz. Bei umgeklappten Fahrerhaus-Sitzlehnen ist der Panoramablick durch die vielen Scheiben besser als großes Kino.
Die Aufpreisliste ist voller Verlockungen
Das hat er: Einen durchgehend ebenen Boden, ein Schuhfach und einen lederummantelten Griff am Eingang, stoffbezogene Wände und Decken – lauter Schönes, das den Aufenthalt an Bord angenehm macht. Allerdings ist auch die Aufpreisliste lang: 2990 Euro kostet das Linerpaket (Frontscheibenrollo, Komfortsitze, Fahrer- und Beifahrerfenster isoliert etc.), 1050 Euro das Panorama-Kurbeldach überm Bett, 2770 Euro die Warmwasserheizung, 5690 Euro sogar das Multimediapaket (Navi mit Rückfahrkamera, High-End-Lautsprecher mit Subwoofer, 22-Zoll-LED-TV, Sat-Anlage). Und, ach ja, die Toilettenbürste 29 Euro. Serienmäßig sind hingegen eine klasse Verarbeitung und das sich automatisch einstellende Raumfahrer-Gefühl, das nur Liner mit ihren üppigen Platzverhältnissen und großen Scheiben vermitteln.
Der kräftige 177-PS-Diesel ist ein sinnvolles Extra
Von außen wirkt der Arto eher kleiner, als er ist. Beim Fahren übrigens auch – zum Glück.
So fährt er: Angenehm! Gut gedämmt und mit automatisiertem Sechsganggetriebe (2260 Euro) zeigt sich die Ducato-Maxi-Basis des Modelljahres 2019 von ihrer besten Seite. Demnächst wird's dann mit Neunstufen-Wandlerautomatik noch komfortabler. Zum Fahrspaß trägt auch der kräftige 177-PS-Diesel bei – ein sinnvolles Extra (4390 Euro) für den Fünf-Tonnen-Brummer. Und der Aufbau? Gibt sich geräuscharm und steif: Das AL-KO-Breitspur-Tiefrahmenchassis wird bei N+B durch ein verschraubtes Gerippe verstärkt. Die Übersichtlichkeit nach vorn und zur Seite (große Spiegel, niedrige Fensterlinie) ist ordentlich – auch dank der in Höhe und Neigung anpassbaren Sitze, in denen sich leicht die sicherste Sitzposition findet. Spitze!
Bildergalerie
Wohnmobil-Test Niesmann+Bischoff Arto 79 R
Fazit von Alex Failing: Gentle heißt auf Deutsch sanftmütig. Das trifft den Kern dieser reisemobilen Sänfte auf den Punkt. Die einfache Bedienung, das stilsichere Interieur und der hohe Wohnkomfort erfüllen gekonnt die Verheißungen der Liner-Klasse. Urteil: 4,5 von fünf Punkten.
Gediegen: Der Arto ist das "Mittelklasse"-Modell von Niesmann+Bischoff. Er lockt die Kundschaft mit massig Platz, Wohlfühlambiente wie zu Hause und feiner Technik in die Liner-Klasse. Hier kommt der Wohnmobil-Test.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Der Arto 79 R ist ein groß gewachsener Gentleman. Auf drei Achsen sind seine acht Meter verteilt – und schick eingekleidet. Fangen wir vorne an: Unter der weit heruntergezogenen Windschutzscheibe grüßt uns ein bestimmt wirkender Kühlergrill in schwarzem Glanzlack. Nach unten wird er abgeschlossen von einem dezenten, matt champagnerfarben folierten Spoiler.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Dieser Folienstreifen wird an den Seiten fortgeführt, was den Aufbau zusammen mit der umlaufenden Alu-Seitenbeplankung gestreckt und somit weniger wuchtig wirken lässt.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Das einteilige Heck schließlich wirkt mit seiner Abrundung nach oben und der integrierten Windabrisskante formschlüssig. Sehr clean insgesamt, dieses Design. Dazu passen Details wie die aus dem N+B-Emblem ausfahrende Rückfahrkamera (so bleibt nebenbei ihre Linse länger sauber) und das Fehlen angeschraubter Feststeller für die Bordklappen.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Fahrerseitig ist eine davon der bequemen Entleerung der Wassertanks und Leitungen vorbehalten. Hier finden sich auch ein Wasserfilter und ein quer am Unterboden clever in einem Rohr verstauter Abwasserschlauch zum Aufstecken. Das Fach ist beheizt.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Die clevere Stauraum-Schublade auf der Fahrerseite hat einen Wasserablauf und trägt bis zu 20 Kilo.
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Im 1,26 Meter hohen, 2,17 Meter breiten und 1,40 Meter langen Heckstauraum ist zentral und gut erreichbar der Rest der Bordelektrik untergebracht.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Ein Zurrschienensystem mit verschiebbaren Ösen sorgt dafür, dass nichts verrutscht. LED-beleuchtet und mit Nadelfilz ausgeschlagen, wäre das schon fast ein Extra-Zimmerchen – und eine nette Mitbewohnerin auch gleich dabei: die Toilette. Zumindest temporär, ...
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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... denn wird sie drinnen gebraucht, schwenkt sie mitsamt Papierhalter und Bürste mit einem Handgriff in den Duschraum. Eine elegante Lösung, denn so steht sie nirgends im Weg und lässt mehr Platz für Wellness.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Edel: Waschtisch im Ankleidebereich mit Schiefer-Spritzschutz und viel Stauraum.
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Die dicken Matratzen dürfte kaum jemand morgens unerholt verlassen. Lesebeleuchtung, Lektüreablagen und USB-Steckdosen werten das Schlafabteil zusätzlich auf.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Genauso bequem, weil dreilagig gepolstert und an den Lehnen ergonomisch ausgeformt, ist die Sitzgruppe. Ihr Bezug steht in 54 Farb- und Materialkombinationen zur Wahl.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Egal, auf welchen Bezug die Wahl fällt: Die lange Couch vor der Küche ist hier der Lieblingsplatz. Bei umgeklappten Fahrerhaus-Sitzlehnen ist der Panoramablick durch die vielen Scheiben besser als großes Kino.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Sitzpolster und Klappen der Bänke sind für leichtes Öffnen verbunden.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Der Apothekerauszug und die zentralverriegelten Küchenschubladen fallen angenehm groß aus.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Den TecTower gibt's im Comfortpaket für 1990 Euro.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Der beleuchtete Kleiderschrank beeindruckt durch seine Maße weit über Stehhöhe.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Alles im Blick: Panels für Heizung, Wechselrichter, Akkuüberwachung und Bordtechnik.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Ins Zwischenbodenfach passen bis zu drei Akkus, ...
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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... Stauraum und Tanköffnung finden hier ebenfalls Platz.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Und wie fährt sich der Arto? Angenehm! Gut gedämmt und mit automatisiertem Sechsganggetriebe (2260 Euro) zeigt sich die Ducato-Maxi-Basis des Modelljahres 2019 von ihrer besten Seite. Demnächst wird's dann mit Neunstufen-Wandlerautomatik noch komfortabler.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Zum Fahrspaß trägt auch der kräftige 177-PS-Diesel bei – ein sinnvolles Extra (4390 Euro) für den Fünf-Tonnen-Brummer.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Und der Aufbau? Gibt sich geräuscharm und steif: Das AL-KO-Breitspur-Tiefrahmenchassis wird bei N+B durch ein verschraubtes Gerippe verstärkt. Die Übersichtlichkeit nach vorn und zur Seite (große Spiegel, niedrige Fensterlinie) ist ordentlich – auch dank der in Höhe und Neigung anpassbaren Sitze, in denen sich leicht die sicherste Sitzposition findet. Spitze!
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Fazit von Alex Failing: Der Niesmann+Bischoff Arto 79 R ist ein wahrer Gentleman. Denn gentle heißt auf Deutsch sanftmütig. Und das trifft den Kern dieser reisemobilen Sänfte auf den Punkt. Die einfache Bedienung, das stilsichere Interieur und der hohe Wohnkomfort erfüllen gekonnt die Verheißungen der Liner-Klasse. Urteil: 4,5 von fünf Punkten.