Motorschaden in Silverstone war keiner

Zunächst herzlichen Dank all denen, die mir so zahlreich Genesungswünsche an die Redaktion geschickt haben! Damit will ich das Thema neue Niere aber auch schon abhaken. Mir geht es gut, in Hockenheim bin ich wieder am RTL-Mikrofon.

Die große Frage vor dem deutschen Grand Prix ist jetzt natürlich die: Kriegt es McLaren-Mercedes nach zwei Pannen endlich hin, daß ihr WM-Favorit Kimi Räikkönen mal wieder ohne diese fürchterlichen Motorschäden und ohne die darauffolgende brutale Rückversetzung in der Startaufstellung um zehn Plätze durchs Rennwochenende kommt?

Anders als in Magny-Cours war es zuletzt in Silverstone im Prinzip ja gar kein Motorschaden. Die Antriebswelle der Ölpumpe war gebrochen. Nur weil bei deren Ausbau das zum Schutz gegen unerlaubte Motorenwechsel angebrachte FIA-Siegel zerstört werden mußte, wurde dieser Defekt eines Motoranbauteils eben als Motorschaden gewertet. Und da Kimi mit seiner Maschine erst einen von zwei vorgeschriebenen Grand Prix gefahren war, wurde er am Start zwangsläufig nach hinten strafversetzt.

Solche Probleme können immer mal auftauchen. Ich kenne das aus meiner Zeit als Teamchef von Jaguar. Da hatten wir mit Cosworth ähnliche Motordefekte. Schwierig ist in einem solchen Fall die Fehlersuche: Waren es winzigste Schmutzpartikel, die übers Öl in die Pumpe kamen? Oder hat direkt ein Teil der Ölpumpe, ein Zahnrad etwa, blockiert? Jedenfalls ist es recht kompliziert, die Ursache zu finden. Doch Mercedes setzt wie üblich alles daran, ihre offensichtlich doch noch nicht hundertprozentige Qualitätskontrolle weiter zu optimieren.

Die besten Techniker für den Top-Fahrer

Daß Kimi von dieser Defektserie einen psychischen Knacks bekommt, glaube ich nicht. Der kühle Finne steckt das weg. Gut fand ich, daß er sowohl in Magny-Cours und noch deutlicher in Silverstone gesagt hat: "Wenn bei mir dauernd was kaputtgeht, kann ich nicht Weltmeister werden." Das war richtig und wichtig. So hat er seinen Druck und Ärger an der Rennstrecke gelassen. Natürlich wird sich Kimi in beiden Fällen gefragt haben: "Muß ich mir diesen ganzen Mist eigentlich antun? Ich muß mich von hinten durchs ganze Feld nach vorn kämpfen, und mein WM-Gegner Alonso kann vorn spazierenfahren und locker seinen Punktevorsprung ausbauen.

Renault muß ich fairerweise aber für seine unglaublich gute Performance ein Riesenkompliment machen. Alonso ist nur einmal ausgefallen, und das durch einen Fahrfehler in Montreal. Sein Teamkollege Fisichella hatte dagegen schon zwei Defekte und hat zweimal nach dem Tanken den Motor abgewürgt. Wofür ich, Herrschaften, absolut kein Verständnis habe! Die jetzt von Renault angeführten Softwareprobleme lasse ich nicht gelten. Für mich hat Fisichella mindestens 60 Prozent Mitschuld. Wenn der ein bißchen mehr Gas gibt oder keine komischen Sachen mit dem Gaspedal macht, dann passiert da gar nix.

In diesem Zusammenhang ist natürlich noch eine Frage berechtigt: Warum kriegen scheinbar auch die Top-Teams nicht zwei gleich störungsfreie Autos auf die Räder? Fakt ist: Bei Renault, McLaren-Mercedes oder Ferrari kommen beide Rennwagen technisch absolut gleichwertig vorbereitet an jede Rennstrecke. Dort machen dann die Menschen den Unterschied. Denn: Die besten arbeiten überall am Auto der internen Nummer eins. Und diese Supertechniker machen weniger Fehler als jeder andere.