Angesichts der Verkehrsdichte auf deutschen Straßen scheinen so manchem die serienmäßig vorhandenen 115 Pferchen unter der Haube eines Nissan Almera Jahrgang 2001 vollkommen ausreichend. Dennoch kein Grund für Sebastian Bader, auf Tuning zu verzichten und dadurch möglicherweise sogar Einschränkungen in Kauf zu nehmen. Sein fahrbarer Untersatz musste einfach nur geil aussehen. In diesem Zusammenhang ist bekannt, dass sich Autos – im Gegensatz zu Menschen – dem Schönheitsideal vieler Liebhaber nähern, wenn sie in die Breite gehen. Um das Pferd nicht von hinten aufzuzäumen, kümmerte man sich zuerst um entsprechende Räder. Schließlich sieht nichts peinlicher aus als ein Fahrzeug, das an einen "turbobreiten" Porsche mit schneekettentauglicher Winterbereifung erinnert. Die Wahl des Tuners fiel also auf Works-Alus im Relax-II-Design und in den Maßen 10,5x18 ET 7 sowie 12x18 ET 18. Für adäquate Bereifung sorgte Hankook mit den Größen 255/35 beziehungsweise 295/30.

Rekordverdächtig: Das Heck wuchs 30 cm in die Breite!

Geht's breiter? Definitiv ja - und zwar um genau 30 cm an der Hinterachse.
Soll eine solche Kombination – an einem Kompaktwagen verbaut – den Vorschriften entsprechen, genügt es natürlich nicht, die Radläufe zu weiten. Hier bedarf es massiver chirurgischer Eingriffe ins Karosserieblech sowie eines ausladenden Bodykits. Letzteres ist nichts, was es für einen Almera in diesen Dimensionen von der Stange gäbe. Deshalb musste auf einen Pro-Street-Bausatz aus GFK zurückgegriffen werden, der eigentlich für den Audi A3 vorgesehen ist. Die Anprobe ergab, dass über jedem Rad noch immer drei Zentimeter Verbreiterung fehlten. So blieb nichts anderes übrig, als die Karosserieansätze mittig zu zertrennen und sie mittels ein- und auflaminierter Glasfasermatten entsprechend zu strecken. Danach mussten nicht nur die ohnehin schon aufwendig umgestrickten Schweller, sondern auch die Audi-Heckschürze den neuen Dimensionen des "Bodys" angepasst werden. Zu guter Letzt fielen Arbeiten dieser Art auch am Frontabschluss an, der ebenfalls auf einem Pro-Street-GFK-Teil basiert, das im Normalfall jedoch der Umgestaltung eines VW Passat dient.

Ist immer für eine Show gut: der Lufteinlass auf der Motorhaube.
Auf die Motorhaube pflanzte Sebastian Bader die heiß begehrte Lufthutze des Nissan Sunny GTI-R. Direkt daneben hat der Profi zwei weitere Lufteinlässe ins Blech getrieben, bevor er das Karosserieteil nach vorn bis tief in die Scheinwerfer verlängerte. Kühlergrill, Embleme, Schlösser sowie Heckwischer verschwanden, und das Dach wurde nebst Übergang zur C-Säule gecleant. Nach all dem Bodybuilding sollte der Nissan eine Orangenhaut bekommen, um ein weiteres Mal zu beweisen, dass es kaum Parallelen zwischen automobiler und menschlicher Schönheit gibt. Zugegeben – der Vergleich mit der Schale einer Apfelsine hinkt etwas, denn er bezieht sich hier nicht auf das Glanzbild, sondern auf die Farbe des Lacks! Ford-Designer haben den Idealton getroffen, als sie den Anstrich für die ST-Modelle kreierten. Damit allein gibt sich ein ambitionierter Optik-Tuner selbstverständlich nicht zufrieden. Perlmuttweiß und Candy Apple Red kamen ins Spiel, bevor Streetgrafix dem i in einwöchiger Arbeit das Tüpfelchen aufsetzte. Szenen aus den drei Fast-Filmen inspirierten zum auf diese Weise entstandenen Airbrush-Kunstwerk. Die feine Sprühtechnik verhalf auch dem Innenraum zur passenden Gestaltung. Allerdings machte der Meister der Spritzpistole den Fehler, sämtliche Arbeitsgänge am ausgebauten Himmel zu vollziehen. Später musste er feststellen, dass beim Wiedereinbau fast zwangsläufig Risse in der neuen Oberfläche entstehen.

Zum Glück aber wirklich nur fast! Der Aufwand steht jedoch in keinem vernünftigen Verhältnis zu den Nachteilen, die andere Vorgehensweisen mit sich brächten. Die Arbeit, orangefarbenes Leder über Teile der Armaturentafel, Türverkleidungen, Sparco-Halbschalensitze und Rückbank zu ziehen, überließ Sebastian Bader einem Sattler, während die Installation von Zusatzinstrumenten an der A-Säule in Eigenregie erfolgte. Für analoge "Uhren", die Betriebstemperaturen und Öldruck anzeigen, gibt es die beliebten A-Pillar-Pods erfreulicherweise von der Stange.

Dieser Almera ist innen wie außen absolut einmalig!

Der Center-Speaker hat die Form einer Flugzeugturbine.
Das an eine Flugzeugturbine erinnernde GFK-Gehäuse in der Mitte des Armaturenbretts ist jedoch eine Einzelanfertigung. Es beherbergt einen Centerspeaker, ohne den zeitgemäßer Surround-Sound nicht entstehen kann. Dieser Kino-Klang wiederum verlangt auch nach einer Leinwand, wie sie hier in Form eines Sieben-Zoll-Zenec-Monitors steht. Als Filmvorführgerät dient eine JVC-DVD-Headunit, die ein Alpine-Sound-Prozessor unterstützt. Zwei Verstärker Marke Eyebrid bringen Lautsprechersysteme von Emphaser und Rodek in Wallung. Eine Zapko-Endstufe ist nebst 1,2-Farad-Kondensator damit beschäftigt, einen Emphaser-Woofer von zwölf Zoll Durchmesser zu befeuern. Die Gerätschaften fanden – wie üblich – vorwiegend im GFK-Kofferraumausbau Platz.

Mit seinem vermutlich korpulentesten Nissan der Welt hat Sebastian Bader das Ziel der Grenzüberschreitung zumindest in einem Punkt erreicht: Das Fahrzeug misst an der Hinterachse die stolze Breite von 205 Zentimetern. Normalerweise versuchen Tuner und Hersteller die magischen zwei Meter knapp zu unterschreiten, um nicht von Überholverboten in Baustellenbereichen betroffen zu werden. Die aber haben vor allem nach derart abenteuerlichen Eingriffen in die Fahrwerksgeometrie durchaus ihr Gutes! Doch Bader lässt nicht locker. Im Gegenteil, in dessen Kopf schwirrren schon wieder die wildesten Umbauideen. So soll zum Beispiel demnächst ein Nissan Primera ein komplett neues Gesicht bekommen und um einige Zentimeter in der Breite wachsen. Vielleicht gibt es dann den "Breitesten Primera der Welt".