Waschechte "Ossis" kennen noch die üblen Skoda 120 oder 130. Bürgern der "alten Länder" rollte irgendwann der "Favorit" vor dem Frontgrill herum. Beiden war eines gemeinsam: fehlender Fahrspaß und miese Optik. Seitdem Octavia und Co auf dem Vormarsch sind, verkauft Skoda auch seine Motorsport-Tradition wieder gewinnbringend. Der Octavia RS ist bislang die Krone der sportlichen Evolution bei Skoda Auto. Mit einem 1,8-T-Triebwerk und 180 PS ist Freude garantiert. Und wie das halt in der Tuningbranche so ist, haben sich auch schnell einige "Motor-Chirurgen" gefunden, die aus dem Skoda noch etwas mehr rausholen können. Wir fuhren den Milotec RS mit MTM-Power unter der Haube.

Feuerrotes Spielmobil

Scoda Ocatavia RS
Klebt gut: Der Milotec-Octavia eilt dank H&R-Gewindefahrwerk souverän durch die engsten Kurven.
Eins vorweg: das "feuerrote Spielmobil" ist ein Unikat. Die einzelnen Teile können aber bei Milotec geordert werden. Der Anbau aller Tuning-Parts verwandelt den etwas spröden Tschechen in ein wahres Monster. Ähnlichkeiten zum WRC-Auto sind beabsichtigt. Understatement unerwünscht. Carbonflügel unter der sowieso schon krassen Frontschürze, Sportgrill, Renngitter, Luftauslässe und ein riesiger Heckflügel - hier erkennt auch der blutige Laie, dass der Milotec-RS ein Sportgerät ist. Tankdeckelblende und Chrom-Look am Spiegel sind allerdings Geschmackssache. Der Blickfang: Die Dynatech M1-Räder in 8 x 18 Zoll rollen auf Reifen der Dimension 225/40/18. Noch Fragen?

Sicher wie eine Straßenbahn - nur schneller

Das Fahrwerk? Ein H&R-Gewinde erlaubt Kurvengeschwindigkeit von deutlich über 200 km/h. Je nach Kurvenradius. Der Octavia klebt förmlich auf dem Asphalt, fährt sicher wie eine Straßenbahn – nur schneller. Und zwar erheblich. Die Kraftentfaltung verdient das Prädikat brutal. Der Serien-RS benötigt beim Null-auf-100-Sprint 7,9 Sekunden. Der Wert des Milotec-Boliden lag bei satten 6,8 Sekunden. MTM hat bei der Kraftkur des Turbomotors nichts verschenkt. Die gründlich überarbeitete Abgasanlage aus dem Hause Mayer bläst die Endprodukte von 215 PS wohlklingend dumpf ins Freie.

Schon im Leerlauf und bei leichtem Wippen mit dem Gasfuß gibt sich der RS brummig. Erster Gang, Vollgas – der rote Sauser kann vor Kraft kaum rollen und tendiert dazu, sich seitwärts zu bewegen. Er kämpft mit den gleichen Traktionsproblemen, die auch der frontangetriebenen Serienversion zu schaffen machen. Die ESP-Warnleuchte wird bei straffer Fahrweise zum treuen Begleiter. Egal, vergeben und vergessen.

Spätestens wenn die Vorderräder wieder Grip aufbauen, so ab dem dritten Gang, wirken 350 Newtonmeter Drehmoment wie eine Droge. Dabei spielen des Fahrers Sinne gern kleine Streiche. Denn ohne Kenntnis der technischen Daten vermutet man mindestens 300 PS unter der roten Haube. Ein ängstlicher Beifahrer nimmt sicher doppelt so viele wahr.

Innenraum und Technische Daten

Der vom zweifarbigen Serienleder dominierte Innenraum wurde von den Wiesbadenern mit Aluminium, Edelstahl und Kunststoff im Carbon-Look aufgewertet. Allerdings wünscht man sich angesichts der Fahrleistungen eher einen rennwagentypisch-kahlen Innenraum, den maximal ein Käfig schmückt. Jetzt noch Fragen?