Opel Manta GSe ElektroMOD: Test
Opel holt den Manta A mit Elektro-Motor in die Neuzeit
Fahrbericht Opel Manta GSe ElektroMOD
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Mit dem Manta GSe ElektroMOD rollt ein 70er-Jahre-Kultmobil auf die Straße. Ganz lautlos, denn statt 80-PS-Benziner hat er einen 147-PS-E-Motor.
Was Hertha Müller aus Wiesbaden wohl zu diesem Auto sagen würde? Vielleicht würde sie in die Hände klatschen und jubeln: Der zischt ja ab! Viel besser als vorher. Das und ein müdes Drehmoment von 118 Nm, dazu lustlose Automatik, mühte sich in langen 15 Sekunden auf 100 km/h. Das geht jetzt alles viel flotter. Hertha Müller, Jahrgang 1923, war am 5. Juni 1974 stolze Erstbesitzerin dieses Opel Manta A, damals noch orange und mit schwarzem Vinyldach. 2007, da muss Frau Müller 84 Jahre alt gewesen sein, wurde der Wagen stillgelegt und schlummerte bis vor Kurzem im Opel-Museum, Tor 60, Mainzer Straße 204, 65428 Rüsselsheim am Main. Und jetzt diese Wiederauferstehung als Elektro-Manta.
Aus einer Idee beim Wandern wurde ein Kult-Stromer
Opel Manta-e (2021): neu - Elektro - SUV - Kult - Trailer - Info
Wahnsinn! Der Elektro-Manta geht in Serie
In dieser Geschichte geht es um Typ A, 498.553 mal gebaut zwischen 1970 und 1975, ein Gesamtkunstwerk von George Gallion, runde Frontscheinwerfer, runde Rückleuchten wie ein Ferrari, Motoren von 60 bis 140 PS (Letzterer ist gaaanz selten), 170.000 Autos haben sie sogar in die USA verschifft. Aber so einen, den gab's noch nie. 2020 war es, da feierten sie 50. Manta-Jubiläum, und beim Wandern im Taunus kam den beiden französischen Opel-Designern Quentin Huber (31) und Pierre-Olivier Garcia (43) die Idee: Wir müssen den Manta in die Neuzeit transportieren. Dann kam der orangefarbene Opel von Hertha Müller ins Spiel, und jetzt stehen wir vor diesem gelben Blitz. Zunächst mal an die Zahlenfreaks unter uns: 4343 mm Länge dürften nicht mehr stimmen, sie haben die Stoßstangen vorn und hinten abmontiert. Na und? Die Höhe ist ja auch Makulatur, der Wagen steht nicht mehr auf 14-Zöllern wie in den 70ern, sondern auf schwarzen 17-Zoll-Alus von Ronal, vorn 195/40, hinten 205/40.
Im elektrischen Manta A gibt es ein manuelles Getriebe

Ungewöhnlich im E-Auto: Der Manta GSe ElektroMOD wird per manuellem Viergang-Getriebe geschaltet.
Bild: Opel Automobile GmbH
Und wie Sie auf den Fotos sehen, haben sie ihn auch dezent tiefergelegt: "Irgendwas zwischen einem und zwei Zentimetern", sagt Martin Göbel (49), gelernter Dreher, passionierter Kadett-C-Coupé-Fahrer und Schrauber und Mitarbeiter in der Concept-Werkstatt. Göbel und 20 weitere Opelaner haben am GSe ElektroMOD gearbeitet, vier bis fünf Monate hat das gedauert. Und dann lassen sie wirklich mich einsteigen, vertrauen mir ihren Gelbschatz an. Ach du liebes bisschen, jetzt bloß nichts falsch machen, irgendwo gegenfahren, aufsetzen, ogottogott! Dieses Elektroauto hat den 147-PS-Synchronmotor vorn, Batterien hinten, Hinterradantrieb, Handschaltung. Viergang-Schaltung beim E-Auto geht hier ganz einfach: Im zweiten Gang anfahren, also Kupplung sofort loslassen, Abwürgen geht ja nicht, Gas geben, zisch und weg, wieder Kuppeln, dritter Gang, loslassen, zisch, so geht das bis 150 Sachen im Vierten. Kein Drehzahlmesser, merkste ja auch so, wenn du diesen langen Rührstab der Opels aus den 70ern und 80ern in die Hand nehmen solltest.
So neu fährt sich also ein Oldtimer. Der Rochen steht wie ein Bock, Bremsanlage aus dem Motorsport. Das Fahrwerk ist vorn straff, hinten etwas weicher, damit der Wagen immer Traktion an der Hinterhand hat. Habt Ihr gut gemacht, sag ich zu den Opels, alle sichtbar stolz, lächeln zufrieden, als hätte grad einer 'ne Runde Ebbelwoi bestellt. Aber klar, Fahrwerk, Lenkung konnten sie schon immer.
Das Design aus den 1970ern weiß immer noch zu gefallen

Zeitlos gutes Design: Das Heck des Manta A leuchtet jetzt mit LEDs und ist immer noch so schön wie 1970.
Bild: Opel Automobile GmbH
Und jetzt auch Design. Wir halten auf einem Parkplatz, gucken: Hinterm belederten Dreispeichen-Sportlenkrad von Petri digitales Cockpit statt Zeiger, daneben noch ein Screen, auf dem ein Video mit DJ in Endlosschleife läuft, der im Opel-Museum auflegt, buntes Licht, cool and crazy, könnte auch im Underground sein. Sie haben das digitale Pure Panel aus dem Mokka tatsächlich in den Manta implantiert, dazu diese wunderbaren Piloten-Sportsitze aus dem Adam S, überall dunkler Alcantara-Bezug, schwarzes Leder, gelbe Details. Vorn gucken wir auf den Opel-Visor, den Grill hinter Glas mit LED-Scheinwerfern und digitaler Willkommens-Zeremonie. Hinten haben sie aus den runden Rückleuchten LED-Spots gezaubert, Extra-Anfertigung, genau wie die Kunststoffkappen auf den originalen Spiegeln, die stammen aus dem 3D-Drucker. Das Kennzeichen ist selbstleuchtend und hinten eine Etage tiefer gewandert, weil zwischen den Rücklichtern der Opel-Blitz prangt, auf der Kofferraumklappe steht "Manta" in der neuen Typo vom Mokka. Und das Auto darf sich ganz legal im Straßenverkehr sehen lassen, alles eingetragen.
Und dann drehen wir wieder am Zündschlüssel, Kupplung treten und zweiten Gang einlegen, hoppladihopp loszischen. Wie sie gucken an der Ampel! Ein BMW-Fahrer bremst sogar auf der Autobahn seinen 2er ab, fährt neben uns, guckt, Daumen hoch. Den gibt's auch von Opel-Chef Michael Lohscheller (52): Denn der E-Manta geht Mitte des Jahrzehnts in Serie – als SUV!
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