Pagani Huayra Roadster BC (2019): Preis, Motor, AMG, Bilder
Der Pagani, der so nie geplant war
Pagani Huayra Roadster BC: Preis, Motor, AMG, Bilder
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802 PS, über 1050 Nm, 3,2 Millionen Euro teuer: Der Pagani Huayra Roadster BC ist ein Superlativ – war so aber eigentlich gar nicht geplant. Eine automobile Liebeserklärung!
802 PS, über 1000 Nm Drehmoment und ein Preis von 3,2 Millionen Euro plus Steuern: Das ist der Pagani Huayra Roadster BC. Das neue Modell ist auf 40 Exemplare limitiert und war eigentlich gar nicht geplant. Hier kommt die Geschichte hinter dem italienischen Kunstwerk auf Rädern!
Für alle, die Pagani nicht so intensiv verfolgen: Der italienische Kleinserienhersteller setzt seit 1999 auf AMG-Motoren und feiert 2019 ein ganz besonderes Jubiläum. Der Zonda, das erste Auto der Marke, wird 20 Jahre alt und hat inzwischen Kultstatus erreicht. Die Preise für gebrauchte Zonda liegen inzwischen irgendwo zwischen zwei und 15 Millionen Euro. Vorausgesetzt, ein Besitzer möchte sich überhaupt trennen.

Die Alufelgen mit sieben Doppelspeichen messen 20 Zoll an der Vorderachse und 21 Zoll an der Hinterachse.
Vor Ort erfahre ich eher beiläufig, dass ursprünglich keine BC-Version des Roadsters vorgesehen war. Eigentlich war das Team rund um Firmengründer Horacio mit der Produktion des Huayra Roadster und der Entwicklung des Nachfolgers (intern C10 genannt) beschäftigt, als ein Pagani-Kunde eine Blanko-Überweisung tätigte. Betreff: "Huayra Roadster BC". Dieser Überweisung folgten weitere von anderen Kunden, sodass sich Horacio Pagani dazu entschloss, eine offene Version des Huayra BC zu entwickeln. Das war 2015.
Vier Jahre später ist das auf 40 Exemplare limitierte Sondermodell fertig und steht vor mir. Der Roadster BC soll viel mehr sein als ein Huayra BC ohne Dach, gibt mir Horacio Pagani auf Italienisch zu verstehen. Der kleine, auf den ersten Blick fast schon schüchtern wirkende Mann mit dem grün karierten Sakko spricht kein Englisch. Dennoch erklärt er fast eine Stunde lang detailliert, was beim Roadster BC alles verändert wurde – auf Italienisch. Das Übersetzen übernimmt sein Sohn Christopher.

Pagani gibt die Gewichtsverteilung des nur 1250 Kilo leichten Roadster BC mit 46/54 Prozent an.
Stattdessen musste die Aerodynamik an anderer Stelle optimiert werden. Los ging es mit der internen Luftführung, um möglichst viel Hitze von den vorderen Kühlern abzuleiten. Gleichzeitig wurden auch der Frontspoiler und die seitlichen Splitter komplett überarbeitet. Die wellenartige Form haben sich die Ingenieure bei der Formel 1 abgeschaut.
500 Kilo Anpressdruck bei 280 km/h
Zusätzlich ist besonders viel Feinarbeit in das Bremsverhalten geflossen. Um starkes Eintauchen zu verhindern, wird die Front über die neuen, elektronisch gesteuerten Dämpfer während des Bremsvorgangs leicht angehoben – das soll Gewicht von der Front nehmen. Das System gab es auch schon beim Huayra Roadster, es wurde für den Roadster BC aber noch mal weiterentwickelt.
Ein elementarer Teil der Aerodynamik entfällt auf den Heckflügel, der vergleichsweise schmal ausfällt. Horacio Pagani: "Die Vorgabe waren 500 Kilo Anpressdruck bei 280 km/h. Dazu haben wir ursprünglich mit einem etwa doppelt so breiten Heckflügel begonnen. Durch viel Feinarbeit und Neuerungen wie die seitlichen Flaps am Flügel konnte das selbst gesteckte Ziel auch mit einem schmaleren Flügel erreicht werden."
Sechs Auspuffrohre für mehr Sound
Pagani Zonda F: Test - Motorsport - Sound - Benny Caiola
Aufregende Fahrt im Supersportler
Standortwechsel: Autodromo di Modena. Die gut zwei Kilometer lange Rennstrecke liegt vor den Toren von Modena, ist Paganis Hauspiste und war in den 50er/60er-Jahren sogar eine Formel-1-Rennstrecke. Hier will Pagani beweisen, wie viel Feinarbeit in die Abstimmung des Roadster BC geflossen ist. Leider darf ich noch nicht selbst ans Steuer des getarnten Prototypen. Das übernimmt Testfahrer Andrea Palma.
Los geht's mit Launch Control

Mit dem getarnten Prototypen ging es auf die Rennstrecke. Am Steuer: Testfahrer Andrea Palma.
Die Beschleunigung ist heftig, noch brutaler sind allerdings die Gangwechsel, die von der Intensität an das erste E-Gear von Lamborghini erinnern. Entgegen dem Trend zur Doppelkupplung setzt Pagani weiterhin auf ein sequenzielles Getriebe von Xtrac. Warum? Gewichtsersparnis!

Seltener Anblick: Der gegenläufige Tacho des Huayra Roadster BC geht bis 415 km/h.
Ein Satz Reifen pro Tag
Diese Leichtigkeit spüre ich auf der Rennstrecke sogar vom Beifahrersitz aus. Andrea scheucht das Vorserienauto mit einer Hand quer durch die Kurven und erklärt, dass das Ansprechverhalten noch mal verbessert wurde. Die volle Power liegt schon bei 2000 Umdrehungen an. Allerdings liegt die Lufttemperatur an diesem Tag bei 47 Grad, und so ist die Testfahrt nach nur zwei Runden vorbei. Insgesamt absolviert Andrea an diesem Tag 221 Runden.
Pagani Huayra Roadster BC (2019): Hypercar - Sportwagen
Exklusive Mitfahrt im Pagani
Der V12-Biturbo mit sechs Litern Hurbaum hat im Roadster BC jetzt vier Ladeluftkühler, zwei Drosselklappen und größere Turbos. Macht 802 PS und über 1050 Nm Drehmoment. Diese Daten sind allerdings noch vorläufig, da der Motor noch in der finalen Homologationsphase steckt. Sobald die abgeschlossen sei, verspricht Pagani, soll der V12 die Abgasnorm Euro 7 schaffen und das Emissionsverhalten somit bis einschließlich 2025 kein Problem sein.
500.000 Kilometer auf dem Prüfstand
Dazu wird der Motor bei AMG rund 500.000 Kilometer auf dem Prüfstand getestet, bevor die Feinabstimmung direkt im Auto bei Pagani stattfindet. Allein auf der Rennstrecke in Modena haben die Prototypen des Huayra Roadster BC insgesamt schon 16.000 Kilometer abgespult. Offizielle Fahrleistungen verraten die Italiener noch nicht. Dabei dürfte sicher sein, dass der Huayra Roadster BC deutlich über 350 km/h schnell ist und den Sprint auf 100 km/h in rund drei Sekunden schafft.

Der Holz-Schaltknauf ist eine Hommage an den Porsche 917 und besteht aus Carbo-Wood.
Auch Reifenpartner Pirelli hatte es nicht leicht. Ursprünglich gingen die Italiener davon aus, dass Pagani den Trofeo R-Semislick vom Huayra BC Coupé übernehmen würde. Perfektionist Horacio Pagani war das allerdings nicht genug: So musste Pirelli insgesamt 22 Gummimischungen testen, bis Pagani davon überzeugt war, dass auch unerfahrene Piloten mit den 802 PS nicht überfordert sind.
Neues Material ist 450 Prozent teurer
Der Roadster BC besteht zum Großteil aus Carbon. Speziell für das neue Modell wurde die neueste Generation Carbon-Titanium (ein extrastarker Mix aus Carbon und Titan) entwickelt, das, genau wie der Verbundstoff Carbo-Triax, auf den Namen HP62 hört. Dieses Carbon ist bis zu 20 Prozent steifer als bisher, es hat aber einen entscheidenden Nachteil: Das neue Material ist 450 Prozent teurer.
Trotzdem entschied sich Pagani, dieses HP62 im Huayra Roadster BC einzusetzen. Das erklärt auch, warum der Huayra Roadster BC mit einem Basispreis von rund 3,2 Millionen Euro noch mal deutlich teurer geworden ist. Zum Vergleich: Das Sondermodell Huayra BC kostete 2016 etwa 1,8 Millionen Euro, der 2017 eingeführte Huayra Roadster liegt aktuell bei ca. 2,2 Millionen Euro. Die jeweiligen Preise sind alle netto – Paganis sind am Ende also immer teurer. Der hohe Preis scheint die Kunden allerdings nicht zu stören, denn schon vor der Präsentation sind alle 40 Huayra Roadster BC ausverkauft.
Fazit von Jan Götze: Allein für die Liebe zum Detail muss man Pagani lieben. Wer sich intensiv mit dem Huayra Roadster BC beschäftigt, der merkt, wie viel Arbeit in die Entwicklung geflossen sein muss. Aerodynamik, Fahrwerk, Motor, Reifen und mehr wurden grundlegend überarbeitet. Offen und mit sechs Auspuffrohren kann man den V12-Sound ungefiltert genießen!
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