Evolution statt Revolution

Mit tropischen Temperaturen startete der 76. "Mondial de l´Automobile": Die hinter grauen Wolken lauernde Sonne brachte schwüle Wärme, der Totalausfall der Klimaanlagen in den Ausstellungshallen sorgte für den Rest. Trotzdem tummelten sich bereits am frühen Morgen Tausende Journalisten aus aller Welt beim großen Finale des europäischen Autojahrs. Diesmal in Paris (25.09.-10.10.), das sich im Zweijahresturnus mit der Frankfurter IAA abwechselt.

Mit großen Überraschungen konnten die Hersteller zwar nicht aufwarten. Dafür waren bereits zu viele Modelle im Vorfeld gezeigt worden. Aber Weltpremiere bleibt Weltpremiere. So wurde der neue Porsche Boxster zum ersten Mal offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Einsteigermodell des Stuttgarter Herstellers präsentierte sich äußerlich kaum verändert, nur an Scheinwerfern und Lufteinlässen erkennen Markentreue das modernere Design.

Doch unterm Blech wurden 80 Prozent aller Teile überarbeitet und 171 neue Patente im Zusammenhang mit der Neukonzeption angemeldet. "Evolution statt Revolution", so lautete das Credo vom Vorstandsvorsitzenden Wendelin Wiedeking. Der im übrigen keinen Zweifel daran ließ, daß auch der neue Boxster im Roadster-Segement wieder das Maß aller Dinge sein soll. Das wird auch dringend Zeit, der Boxster-Absatz brach im vergangenen Geschäftsjahr mächtig ein. Mehr als jeder zweite verkaufte Porsche war zuletzt ein Cayenne, nicht gerade der klassische Sportwagen im Hause.

Offroad hier, Sportlichkeit da

Doch starkes SUV plus Sportwagen im Programm, dieser Trend spiegelt sich auf dem ganzen Autosalon wieder. Viele Hersteller feilen an ihrem Image mit ausgefallenen Modellen neben den Butter- und Brotautos wie Kleinwagen und Kompaktmodellen. Ein bißchen Offroad hier, ein wenig Sportlichkeit da – und schon steht der Kunde staunend vor einem Opel Combo Outdoor mit Reservekanister in Wagenfarbe. Für den Wüstenausflug zwischendurch oder einfach nur für mehr Individualität im Großstadtdschungel.

Neben Geländewagen, SUV-Modellen und Allrad-Kombis sind vor allem Supersportwagen gefragt. Neben den üblichen Verdächtigen wie Mercedes-Benz SLR und Ferrari F430 auch Exoten wie Pagani Zonda und Venturi Fétish oder Studien wie Sivax Streetster II XTILE und Peugeot 907 – Extremsportler allesamt. Wie viele davon tatsächlich gebaut werden, möchte zwar niemand vorhersagen. Trotzdem zeugt es von Selbstbewußtsein, wenn Peugeot zwei V6-Motoren aneinanderdockt und als V12 in seiner 907-Studie vorstellt, die dem Audi Le Mans in nichts nachsteht.

Aber es geht nicht immer nur um mehr Leistung, sondern auch um Sauberkeit. Alle großen Hersteller zeigen in Paris mindestens ein Fahrzeug mit völlig neuer Antriebstechnik. Hybridantriebe, Wasserstoffmotoren und Brennstoffzellen-Modelle werden von allen entwickelt. Einhellige Meinung ist allerdings, daß nicht ein System allein das Rennen macht, sondern in den nächsten Jahren verschiedene Systeme parallel eingesetzt werden. Bis der Antrieb der Zukunft gefunden worden ist.