Zwei Systeme als Nachrüstlösung

Kaum eine Diskussion wurde in den letzten Monaten hitziger geführt, als die zum Thema "Partikelfilter". In Deutschland. Für die Franzosen ist der Rußreiniger fast schon Schnee von gestern. Der PSA-Konzern hatte bereits vor drei Jahren das Filter-System "FAP-Filter" in die Serie geschickt. Mittlerweile ziehen auch die deutschen Autobauer nach, aber längst noch nicht auf breiter Front. Und eben nur bei Neuwagen.

Der wichtigste Nachholbedarf indes konzentriert sich auf den Auto-Bestand. Frage also: Wer rüstet nach? Die Antwort liefern, wenig überraschend, die beiden Kat- Spezialisten HJS und Twin-Tec. Grundsätzlich gibt es zwei Systeme: Twin-Tec entwickelte einen Filter, der optisch kaum anders wirkt als ein normaler Schalldämpfer im Abgasstrang. Dieses so genannte "offene System" besteht aus zwei Lagen, die wie in einem herkömmlichen Metallträgerkatalysator gewickelt sind.

Kleine, schaufelförmige Einschnitte in einer gewellten Folie ermöglichen es, einen Teilstrom des Abgases in das darüber oder darunter liegende Sintermetallvlies zu lenken. In der Mikrostruktur des Faservlieses werden die Partikel des vorbeiströmenden Abgases abgeschieden. Das verbleibende Abgas strömt in die darüber bzw. darunter liegende Lage und kann durch die Schaufelstruktur in das nächste Vlies gelenkt werden.

Steuervorteile noch nicht in Sicht

Klingt kompliziert, ist aber einfach und eindrucksvoll in der Wirkung. Der wartungsfreie Filter konnte bei ersten Versuchen auf dem Rollenprüfstand bei Fahrzeugen mit der Einstufung Euro 2 und Euro 3 den Euro-4-Grenzwert unterschreiten. Der Einbau des Filters soll maximal eine Stunde dauern, die Kosten liegen bei 540 bis 650 Euro. Zu kaufen ist der Twin-Tec-Filter bereits ab Anfang 2004.

Noch keinen Zeitpunkt für einen Verkaufsstart nennt HJS, der Erfinder der zweiten, sehr komplexen und ebenso wirkungsvollen Lösung. Hier will man erst auf denkbare Steuervorteile warten, doch darüber liefert Berlin noch nichts Konkretes. Twin-Tec-Sprecher Rainer Werthmann setzt auf das grüne Gewissen der Deutschen und begründet den frühen Verkaufsstart seines Unternehmens.

"Es gibt genügend Menschen, denen 14.000 Tote und 500.000 Erkrankungen, jährlich verursacht durch Dieselruß in Deutschland, Motivation genug sind, ihren Diesel mit einem Partikelfilter nachzurüsten." Auch ohne steuerliche Vorteile. Bis jetzt hatte nur HJS-Inhaber Hermann J. Schulte einen finanziellen Vorteil: Sein Filter-Patent erntete den Deutschen Umweltpreis 2003. Wert: 250.000 Euro.

Ohne Einfluss auf Leistung und Verbrauch

Der solchermaßen ausgezeichnete HJS-Filter hat einen entscheidenden Vorteil: Er regeneriert sich alle 1000 Kilometer von selbst. Während im Twin-Tec-Filter die Regeneration kontinuierlich erfolgt (deshalb ist auch keine zusätzliche Elektronik, Sensorik und kein Additiv notwendig), stellt bei HJS ein Sensor im Filter die definierte Rußmenge fest.

Heizelemente geben das Signal, für etwa zwei Minuten mit 1000 Watt anzufeuern – und den Ruß abzufackeln. Damit dies keine bösen Folgen hat, wird die Entzündungstemperatur um ca. 200 Grad reduziert. Möglich macht dies ein Additiv aus einem Extra-Tank. Auf jeden Fall: Die Rußschicht brennt vollständig ab, der Filterbeladungsprozess beginnt wieder von vorn.

Wie Twin-Tec verspricht auch HJS, dass weder Leistung noch Verbrauch negativ beeinflusst werden, gleichwohl schafft die Filtertechnik den Euro-4-Grenzwert für Partikel, zumindest bei den meisten Volumenmodellen. AUTO BILD konnte beide Systeme noch nicht testen, doch wir bleiben am Ball. Unabhängig von den Steuerplänen unserer Bundesregierung.