Volle Breitseite: Auf der IAA 2015 (17. bis 27. September) hat Peugeot den 308 GTi enthüllt. Und geht dabei nicht nur namenstechnisch auf Konfrontationskurs zum Golf GTI. Aus dem 1,6 Liter großen Vierzylinder quetschen die Ingenieure von Peugeot Sport 272 PS – 42 mehr als der stärkste Golf GTI zu bieten hat. Wie also schlägt sich der französische GTi auf der ersten Fahrt? Wir haben es herausgefunden.
Der neue Peugeot 308 GTi: Alle Bilder, Infos und der Preis
Peugeot 308 GTi
Dezentes Heck: Der 308 GTi protzt nicht mit seiner Kraft, verstellbare Auspuffklappen hat er leider auch nicht.
Zunächst eine kleine Überraschung: Unser Testfahrzeug kommt in dezentem Dunkelblau metallic daher und nicht in der lauten Zweifarblackierung Coupe Franche mit schwarz abgesetztem Heck. Das Understatement brechen die doppelrohrige Auspuffanlage, die 19-Zoll-Felgen (zwei Kilogramm leichter als die 18-Zöller) und die große Bremsanlage (330 Millimeter). Innen weisen Details wie die Einstiegsleiste darauf hin, dass die Sportabteilung von Peugeot kräftig Hand an den 308 gelegt hat. Dann mal los: Ein Druck auf den Startknopf und der Löwe erwacht – akustisch zurückhaltend. Etwas mehr Sound bekommen die Insassen bei aktiviertem Sportmodus, der neben einer spitzeren Gaspedalkennung und der Rotfärbung der Instrumente auch den Klang des Turbomotors moduliert. Allerdings nur im Innenraum, denn das Plus an Motorgeräusch kommt aus den Boxen.

Die 272 PS nimmt man dem GTi locker ab

Peugeot 308 GTi
Gruß zum Abschied: Der 1,6 Liter große Turbomotor des 308 GTi atmet aus zwei Endrohren aus.
Der Löwe brüllt also nicht. Aber er packt zu! Sobald die Nadel die 2000er-Marke passiert hat, liegt das volle Drehmoment von 330 Newtonmeter an. Solange das Gaspedal Bodenkontakt hat, legt sich der hochaufgeladene Vierzylinder mächtig ins Zeug und dreht sahnig und ohne Allüren an der 6000-Markierung vorbei bis kurz vor den roten Bereich. Die 272 PS nimmt man ihm zweifellos ab. Für mehr Durchzugsvermögen hat der GTi ein modifiziertes Sechsganggetriebe: Ab Fahrstufe drei haben die Übersetzungsverhältnisse der Gänge eine geringere Spreizung. Das macht sich bemerkbar. Auch verwinkelte Ecken können im Dritten gefahren werden, ohne dass es an Schub mangelt. Das manuelle Getriebe lässt sich einwandfrei schalten, die Wege, die der Aluknauf beim Wechseln der Fahrstufe durch die Gassen zurücklegt, könnten aber etwas kürzer und damit knackiger sein.

Der Peugeot fühlt sich in Kurven pudelwohl

Der Löwe auf Samtpfoten
Puristen wird es freuen: Den Peugeot 308 GTi gibt es nur mit einem manuellen Sechsganggetriebe.
Da ist die Lenkung ein großes Vorbild. Dank ihr lässt sich der scharfe 308 zackig in die Kurven werfen. Über das handliche Lenkrad und die einwandfreien Sportsitze bekommt der Fahrer stets eine vertrauensschaffende Rückmeldung darüber, was unter den vier Rädern passiert. Die Fahrwerksabstimmung des GTi stellt einen annehmbaren Kompromiss aus Sportlichkeit und Komfort dar. Auf welligen Nebenstraßen haben die Federelemente zwar allerhand zu tun, kommen aber erst bei groben Löchern an die Grenze. Insgesamt präsentiert sich der 308 GTi auf der ersten Fahrt als gut ausbalanciert und fühlt sich auf kurvigen Landstraßen pudelwohl. Das Torsensperrdifferenzial versieht seinen Dienst weitestgehend im Verborgenen. Das Ergebnis ist jedoch spürbar, denn ESP-Regeleingriffe sind nur in sehr engen Ecken bei vollem Leistungseinsatz zu verzeichnen. Die große Bremse langt ordentlich zu und ist dem kraftvollen Motor locker gewachsen.
Peter Fischer
Der 308 zeigt als GTi die Krallen und macht auf der ersten Fahrt vor allem den ersten beiden Buchstaben alle Ehre. Denn er bietet bei aller Sportlichkeit GT-artigen Komfort. Freilich gepaart mit einem mächtigen Punch. Der Haken? Das ist der Preis. Denn mit 35.000 Euro liegt der 308 GTi preislich deutlich über dem Golf GTI und kann auf dem Papier nichts wirklich besser. Dafür hätte Peugeot dem Kompakten doch wenigstens einen emotionsfördenden Klappenauspuff spendieren können.