Wer hat's erfunden? Nicht die Schweizer. Okay, Pössl auch nicht, aber beim Thema Kastenwagen sind die Fachleute aus dem Berchtesgadener Land ganz vorne dabei. Firmengründer Peter Pössl baute schon 1989 die ersten, um Reisemobil-Komfort in kompakten Abmessungen und zu günstigen Preisen erreichbar zu machen. Dem Konzept ist die Firma bis heute treu geblieben. Und mit Globecar, Roadcar und Clever Vans sind gleich drei neue Marken unter ihrem Dach hinzugekommen. Die Pössl H-Line, zu der der Summit 600 Plus gehört, darf darunter als Top-Baureihe angesehen werden. Für sie sind beispielsweise raumerweiternde GFK-Hochdächer verfügbar. Basis ist die D-Line, in der es mit dem Roadcamp für 36.599 Euro losgeht. 2400 Euro mehr kostet der Summit 600 Plus – aber mit Extras im Wert von 6783 Euro inklusive!

Stauraum ist reichlich vorhanden

Pössl Summit 600 Plus
Unter der vorderen Bettauflage versteckt sich die pfiffige Kleiderstangen-Automatik.
Das ist er: Ein ursolider Kastenwagen für zwei, der trotz aller Kompaktheit die Ausstattung eines Vollwert-Reisemobils bietet. Dabei haben wir den Grundriss schon tausendmal gesehen: Halbdinette plus drehbare Fahrerhaussitze mit solidem Tisch auf einem kleinen Podest mit Bodenfach. Küche mit Zweiflammenherd und Spüle sowie 90-Liter-Kühl-Gefrier-Kombi, Bad mit Dusche, Waschbecken und WC gegenüber, Doppelbett quer im Heck. Stauraum gibt es ohne Ende: überm Fahrerhaus, in umlaufenden Dachschränken und zwei offenen Regalen, drei Schubladen sowie einem Eckschrank in der Küche. Unter dem Bett hat noch reichlich Sperriges Platz, und zum Transport von Fahrrädern o.Ä. können die Lattenroste leicht entfernt werden. Als Befestigungspunkte stehen vier Zurrösen bereit. Sehr cool: die automatische Kleiderstange unterm Bett. Drückt man drauf, fährt sie gasdruckunterstützt hoch. Zahlreiche LED-Lampen erhellen den Innenraum so, wie man es braucht. Wobei ihr (einstellbarer) Blauton in Bad und Sitzgruppe Geschmackssache bleibt.
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Die elektrische Zuziehhilfe macht Türknallen unnötig

Pössl Summit 600 Plus
Sehr praktisch: das große Schwenkregal in der Küche und die Kocher-Spüle-Kombination.
Das hat er: Für ein Wohnmobil dieser Klasse erstaunlich viel Platz. Die Küche beispielsweise bietet eine Arbeits- und Ablagefläche, von der die meisten Camper nur träumen können. Auffällig praxistauglich zudem: Kocher und Spüle bestehen aus einem Bauteil, was sehr reinigungsfreundlich ist. Und das Bad mit der raffinierten Schwenkwand ist vollwertig – erstaunlich für einen Kastenwagen. Nur im Mittelgang ist es naturgemäß eng. Besonders gefallen hat uns die elektrische Zuziehhilfe der Schiebetür (699 Euro). Pössl hat sie exklusiv im Programm, und wer auf dem Campingplatz Freunde finden will, sollte nicht auf sie verzichten. Tür knallen? Nicht mehr nötig. Im Plus-Paket sind neben der reisefertigen Grundausstattung beispielsweise noch Alufelgen, die Auflastung auf 3,5 Tonnen, Beifahrerairbag, Fahrerhausverdunkelung, Klimaanlage, Lederlenkrad, LED-Tagfahrlicht, Metalliclack und Tempomat enthalten. Unverständlich: Es ist nur ein Kompressorkühlschrank im Angebot. Das schränkt die Autarkie ein und macht die optionale 95-Ah-Drittbatterie (359 Euro) in Wahrheit zur Pflicht.

Im Ausweichtest gibt's keine Probleme

So fährt er: Schnell! Seine 163 PS und 350 Newtonmeter Drehmoment machen ihm ordentlich Beine, und das trotz 2,9 Tonnen Abfahrgewicht. Dabei läuft der Zweiliter-HDI mit SCR-Kat angenehm ruhig und harmoniert mit dem manuellen Sechsganggetriebe. Im Ausweichtest gibt sich das Fahrwerk zudem sehr sicher. Die Karosserie wankt kaum, das ESP greift schnell und präzise ein – völlig unauffällig. Allerdings fiel der Bremsweg mit durchschnittlich 47,5 Metern bei zehn Vollbremsungen aus 100 km/h nicht optimal aus. Und: Auf Landstraßen knistert und klappert es doch sehr vernehmlich aus dem Ausbau. Komisch, denn die Verarbeitungs- und Materialqualität überzeugt rundum. Vor allem die Verkleidungen der Verdunkelungsrollos im Fahrerhaus sowie die Lamellentür des Bads machen Geräusche, dazu die lose eingelegten Lattenroste und die Gepäckraum-Abtrennung. Sie besteht aus einem in zwei Halteschienen eingeschobenen Brett, was natürlich praxistauglich ist.

Bildergalerie

Wohnmobil-Test Pössl Summit 600 Plus
Wohnmobil-Test Pössl Summit 600 Plus
Wohnmobil-Test Pössl Summit 600 Plus
Kamera
Wohnmobil-Test Pössl Summit 600 Plus

Fazit

Den muss man einfach mögen! Pössl hat in den Summit Plus alles Nötige reingepackt, er ist gut verarbeitet und preiswert. Die serienmäßigen Goodies bringen zudem eine Extraportion Komfort auch für große Touren in die Kompaktklasse. Nur wer oft und lange autark stehen möchte, muss aufrüsten. Urteil: 4,5 von fünf Punkten.