Irgendwo in Marokko, südlich des Atlas-Gebirges, wo sich 150-Meter-Dünen am "Tor zur Sahara" erheben, wo die Nächte kalt und die Tage kurz und warm sind, jagt eine Karawane aus Zuffenhausen über den Asphalt. Jedes Auto satt über 200.000 Euro teuer.
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Der Erste biegt ab auf eine Schotterpiste, in die Staubfahne hinein preschen die Nächsten. Das ist doch gar keine Straße, denke ich. Und fahre im Rallye-Modus über 100 km/h. Dann wird der Untergrund sandiger, tiefer, vor uns wachsen Dünen aus dem Niemandsland. Wir lassen die Luft bis auf 1,2 Bar aus den Reifen und – es gibt kein anderes Wort dafür – ballern in die Sandberge hinein.
Porsche 911 Dakar
SUV hätten hier Probleme: Leichtbau, Antriebskraft, Fahrmodi und Reifen sind im 911 Dakar eine unschlagbare Kombination.
Bild: Porsche AG

Was soll das alles, was geschieht hier? Wer ist so verrückt, mit zweitürigen Sportwagen in eine sandige Wildnis zu fahren, wo Bauch und Verstand laut "Nein" rufen, lass es bleiben, halt an, bleib stehen?

Urahn ist der Dakar-Sieger von 1984

Ich, der AUTO BILD-Mann, bin beim Test-Drive im Porsche 911 Dakar. Da, wo andere für die berühmte Rallye trainieren, präsentiert Porsche, was die Neuerfindung seiner Allrad-Legende draufhat. Vor etwas mehr als zehn Jahren war es nur eine vage Idee von Porsche-Entwickler Thomas Krickelberg, der heute das Dakar-Programm leitet. Wie wäre es, den 911er-Dakar-Sieger von 1984 wiederauferstehen zu lassen? Mit allen Tugenden von damals – und den technischen Innovationen von heute?
Porsche 911 Dakar
Ein 911 fürs richtig Grobe: Mit dem 911 Dakar greift Zuffenhausen ganz tief in die Schatzkiste früherer Rallye-Erfolge.
Bild: Porsche AG

1981 zeigte Porsche auf der IAA eine Cabrio-Studie als 4x4, 1983 wurde daraus der 911 Carrera 3.2 4x4, 1984 der Rallye-Sieger, 1988 folgte der Porsche 911 Carrera 4 – und jetzt geht die Reise in eine neue Dimension. Krickelberg bekam einen Daumen nach oben und danach an den entscheidenden Entwicklungsschritten noch viele mehr. So nahm das Projekt Gestalt an.

Auch auf Asphalt ein echter Porsche

Vor drei Jahren stieg Pirelli mit ein. Denn die Reifen wurden speziell entwickelt. Das grobe Profil – das den Auftritt des Autos noch stimmiger macht – hat eine Tiefe von neun Millimetern, die verstärkten Seitenwände und die Laufflächen bestehen aus zwei Karkassenlagen. Der Pirelli Scorpion All Terrain Plus hängt vorne in der Größe 245/45 ZR 19 unterm 911 Dakar, hinten in 295/40 ZR 20. Porsche verspricht auch auf Asphalt sportwagentypische Dynamik.
Porsche 911 Dakar
Hochbeiniger Sportler: Der 911 Dakar steht 50 mm höher als ein 911 Carrera mit Sportfahrwerk, das Liftsystem bietet weitere 30 mm.
Bild: Porsche AG

In Marokko hielt das Versprechen. An einem Checkpoint der Polizei mussten wir die Rallye Launch Control vorführen: brutal! Und die Schläge auf der Rollbahn waren hart, aber folgenlos (längere Federbeine, längere Federwege, reduzierte Federraten). Den Dakar treibt der 3-Liter-Biturbo-Sechszylinder mit 480 PS und einem maximalen Drehmoment von 570 Newtonmetern an.
Das schießt mit dem Achtgang-PDK in 3,4 Sekunden auf 100 km/h, bei 240 Spitze ist Schluss, auch für die Wunderreifen. Dafür erlaubt Porsche bis zu 170 km/h im "Hochniveau-Modus", also mit 191 Millimetern überm Grund. Die Rampenwinkel erreichen SUV-Niveau: 19 Grad im Hochniveau. Die Radhäuser sind verbreitert, wie die Schweller vorne und hinten mit Edelstahl-Elementen gesichert. Dazu sind die Lufteinlässe mit Edelstahlgittern vor Steinschlag geschützt.

Neue Fahrmodi sorgen für Leichtfüßigkeit

Warum wir uns in den Dünen so "leichtfüßig" bewegen ("immer am Gas bleibennnnn"), übrigens auch besser als ein begleitender Cayenne, liegt an den neu entwickelten Fahrmodi "Rallye" und "Offroad" UND am Gewicht. Mit 1605 Kilogramm sind es nur 10 Kilogramm mehr als beim Carrera 4 GTS: Die Rücksitze flogen raus, Leichtbauverglasung ist drin, Frontdeckel, Heckspoiler und Sitze sind aus CFK.
Porsche 911 Dakar
Danke, Walter: Rallye-Ikone Röhrl war an der Abstimmung des 911 Dakar beteiligt. Hat er, wie immer, super hinbekommen.
Bild: Porsche AG

Klar, dass Walter Röhrl an der Abstimmung des Autos beteiligt war (auch auf Eis und Schnee). Dennoch: Braucht die Welt so ein Auto? Dann noch limitiert? Natürlich nicht. Aber Porsche braucht Leuchttürme, Leistungsspitzen, Autos zum "Wow"-Sagen. Das passt.

Das Liftsystem würde auch anderen 911ern stehen

Und beim Sand-Surfen denke ich, vor allem in den erschöpften und glücklichen Minuten danach (ich brauchte die eingebauten Abschleppösen zum Glück nicht): So was wäre auch in der größeren Serie ein Erfolg. Das Liftsystem in anderen 911ern, was ein Spaß! In einer Welt, die Mobilität beschränken wird, wird es weiter große Sandkisten geben, in denen man in aller Fröhlichkeit "toben" darf. Das geht übrigens auch elektrisch.
Porsche 911 Dakar
Glücklich: Tom Drechsler nach dem wilden Dünen-Ritt mit dem Offroad-Elfer. Er brauchte die Abschleppösen des Elfers nicht.
Bild: Porsche AG

Noch eine Notiz: Für den auf 2500 Autos limitierten Porsche gibt es eine (kratzfeste) limitierte Uhr als Extra. Besser angelegt scheint mir das Geld für den schicken Dachkorb mit LEDs – den passenden 12-Volt-Stromanschluss trägt jeder 911 Dakar schon obendrauf. Klappspaten, Berge-Boards und Kanister für Wasser und Sprit gibt's passend. Ebenso verschiedene Retro-Lackierungen. Sogar die Startnummer können Kunden wählen. Und statt Rothmans wie 1984 steht dort jetzt "Roughroads", patentiert nikotinfrei.
Diese Reise wurde unterstützt von Porsche. Unsere Standards zu Transparenz und journalistischer Unabhängigkeit finden Sie unter go2.as/unabhaengigkeit.

Fazit

von

Tom Drechsler
Braucht die Welt ein Auto, das sich durch die Wüste wühlen kann? Sicher nicht. Braucht eine Marke wie Porsche so ein Auto? Von mir ein klares Ja! Hardware + Software + Fahrerlebnis bietet SO niemand. Es geht – und darauf kommt es (auch) an!

Von

Tom Drechsler