England hat uns im Fußball einiges voraus. Den kantigen Wayne Rooney zum Beispiel. Ein ungehobelter, brandgefährlicher Stürmer mit brutalem Bums und mächtigem Guinness-Durst. Unser Poldi ist dagegen ein kleiner braver Engel. In der Auto-Liga sieht die Sache längst anders aus. Zwar haben die Engländer die Roadster-Taktik erfunden, doch dieses herrliche Sturm-Spiel beherrschen wir inzwischen deutlich besser. Das beweisen die beiden topfitten Angreifer BMW Z4 3.0si und Porsche Boxster trefflich. 265 beziehungsweise 240 PS stark, mit 40.400 Euro (BMW) und 43.333 Euro (Porsche) stolz dotiert. Für diese Transfersumme liefert BMW zum Beispiel ein dickes Lederlenkrad, Klimaanlage und ein vollautomatisches Verdeck. Porsche zieht nach. Mit ebenfalls einer Klimaanlage, Leder an Lenkrad und Schalthebel, zudem mit einem kleinen Vorteil für das Elektro-Verdeck. Es muß zwar von Hand entriegelt werden, den Rest erledigt aber die Elektrik – auch während der Fahrt bis Tempo 50. Dieser Trick ist mehr als ein Showeffekt. Denn so ist keine Ampelphase zu kurz, um die Kapuze zu lupfen.
Genug warmgelaufen, Anpfiff: Beim Z4 3.0si steht ein bulliger Reihensechser bereit, der an der ellenlangen Motorhaube Kanten ins Blech zu dehnen scheint. Und beim Boxster lauert ein praller, vor der Hinterachse montierter 2,7-Liter-Boxer auf den entscheidenden Paß zum Losstürmen. Den sollte der Fahrer lieber nicht zu scharf spielen. Denn die kräftig ausgelegte Kupplung des Boxsters möchte mit Nachdruck getreten und vorsichtig gelöst werden. Ebenfalls nicht ganz präzise strukturiert: das Getriebe. So verlangt der Schalthebel ein gefühlvolles Händchen.
Das hat der Z4 besser trainiert. Der kurze Knüppel rastet satter ein, und die Kupplung schnappt manierlicher zu. Den unsensiblen Sprintstart mit Rauch am Rad (nur mit abgeschalteter Traktionskontrolle) beherrscht der BMW ebenfalls besser als der stempelnd davonstürmende Porsche. Die Spurtqualitäten des Boxsters beeinträchtigt das nicht. Trotz Leistungs- und Gewichtsnachteils kann der kürzer übersetzte Porsche beim Sprint zunächst mithalten. Bis 200 km/h setzt dann der Bayer seinen Hubraumvorteil um.
Besonders im Durchzug sorgt das üppigere Drehmoment des Z4-Motors für kürzere Zeiten. Für heftigeres Kribbeln in der Herzgegend sorgt dennoch der Boxster-Sechszylinder. Sein quirliges Temperament, seine ungezügelte Drehfreude und der singend-keifende Unterton zeugen davon, aus welcher Sportschule er stammt. Der BMW-Fahrer hat jetzt nur noch eine Chance: den Sport-Knopf drücken. Sofort reagiert der Z4 bissiger, das Gänsehaut-Potential des Porsche erreicht er aber nicht. Dafür bleibt der Dreiliter-Motor im Ton zu verhalten, heult nur ansatzweise.
Die Sport-Taste schärft aber nicht nur den Motor, sie verändert auch die Lenkung. Mit weniger Servounterstützung fühlt sich der Z4 beim Kurvenräubern jetzt viel spontaner an. Sicher, beherrschbar, gierig wechselt er die Richtung. Er will dabei aber auf Zug gehalten werden. Wer den Rhythmus verliert oder es übertreibt, gibt auch die gute Laune auf. Dann schiebt der BMW entweder über die Vorderräder nach außen oder wird über das fein wachende Anti-Schleuderprogramm DSC auf den korrekten Kurs zurückgebremst.

Die AUTO BILD-Wertung

Der Boxster hat ebenfalls eine elektronische Sicherheitsleine (PSM), scheint sie aber überhaupt nicht zu brauchen. Er klebt noch fester in engen Kurven. Sein Vorderwagen ist deutlich leichter, läßt sich aufmerksamer fahren. Das gilt erst recht bei eingeschaltetem Sportprogramm der elektronisch geregelten Stoßdämpfer PASM (1508 Euro Aufpreis). Das extrem handliche Gefühl verstärkt sich zudem durch die mit steigendem Einschlag direkter arbeitende Lenkung.
Schließlich die Bremsen: 35 Meter sind super – und ein ganzes Stück besser als beim Z4 (37 Meter). So kann der BMW nur mit den Kosten kontern. Verbrauch, Versicherung, Options-Politik – diese Treffer gehen an BMW. Und das reicht in letzter Minute sogar noch zum Titel. Kleiner Trost: Der zweite Sieger kommt – im Gegensatz zum Fußball – ebenfalls aus Deutschland.
Fazit von AUTO BILD-Redakteur Jan Horn: Roadster sind immer auch Sportwagen – besonders, wenn sie so stark sind. Und in diesem Punkt gibt es nur einen Sieger: den rassigen Porsche. Er wirkt schlicht dynamischer, kitzelt den inneren Rennfahrer. Den Rest Objektivität bläst sein aufregender Boxermotor fort. BMW spricht mehr Cruiser an – ohne dabei wirklich deutlich langsamer zu sein. Daß der ähnlich hohe Fahrspaß zudem um einiges billiger zu haben ist, hievt den Z4 in diesem Vergleich ganz oben auf das Podest. Ein knappes, aber auch verdientes 1:0 für BMW.

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