Porsche Cayman GT4 RS: Extratour, 500 PS, 0-100, Preis
7 Gründe, warum der GT4 RS perfekt ist
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Entschuldigen Sie die Wortwahl, aber beim Porsche Cayman GT4 RS drehen wir einfach voll im roten Bereich. Weil das Ding der Blech gewordene Wahnsinn ist. Eine Liebeserklärung in sieben Schritten.
Bild: AUTO BILD Montage / Christoph Börries AUTO BILD
Um am Stammtisch gleich mal die Argumente von der Platte zu wischen: Stimmt, es gibt stärkere Typen. Es gibt auch schnellere Sprinter. Und einige Autos, die die Nordschleife in kürzerer Zeit umrunden.
Doch kein anderer Sportwagen fasziniert, betört und kitzelt derzeit mehr als Porsches neuer 718 Cayman GT4 RS. Kein wuchtiger Turbomotor der Welt kann seinem hochdrehenden Feingeist widerstehen, kein Fahrwerk unterteilt Kurven in schärfere Schnitte, als es dieses gefühlt grammweise austarierte Mittelmotor-Coupé schafft, in keinem Boliden tastet der Fahrer über die Lenkung so haarfein den Asphalt ab.

Der Titanauspuff mit Volumen und dünnen Wänden trompetet.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Kurz: Der 500 PS starke und 315 km/h schnelle Ober-Cayman zelebriert die Rolle des Fahrerautos in Perfektion. Wir begründen in sieben Kapiteln, wo der neue Porsche die Maßstäbe setzt, und feiern damit eine Fahrmaschine, die wohl keinen Nachfolger mehr finden wird. Einen Bezwinger schon gar nicht.
Klang: viel Druck, alle Farben, große Freude!
Im Grunde können wir uns diese Kapitel sparen – Klang (und schon gar diesen hier!) kann man kaum beschreiben. Wir können jedoch die Anlagen des RS darlegen.
Der Titanauspuff mit Volumen und dünnen Wänden trompetet, hohe Drehzahlen bis über 9000 Touren sirren, weniger Dämmung im Blech lässt Entfaltung zu, Ansaugschlürfen aus einem turbofreien System brüllt und heult direkt am Ohr der Passagiere – das himmlisch-höllische Klangbild ist ein lautes, grelles, in die Abhängigkeit lockendes Kunstwerk.
Konzept: kompromisslos in die Kurve
Weichspülen können andere. Wo sonst Gummibuchsen Fahrwerkslenker führen, arretieren beim GT4 RS unerbittliche Kugelgelenke das Fahrwerk an die Karosserie. Wo bei allen anderen Autos die letzten Getriebestufen auf Schongang getrimmt werden, dreht uns Porsche bis zur Höchstgeschwindigkeit mit kurzen Gangradpaarungen schwindelig.

Vorne links gewinnt man die Erkenntnis: Kein Auto lässt sich feiner führen.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Statt durch Gitter in der Schürze schlürft der Cayman seine Verbrennungsluft durch Öffnungen hinter der B-Säule – wer braucht hier schon Seitenscheiben. Aufwendiger Leichtbau, Antrieb und Fahrwerk aus dem Motorsport, Diffusor und Flügel variabel sowie enorm hitze- wie bissfeste Bremsen hat Porsche somit zum prallen Renner für Sonntage verdichtet.
Möglicherweise sogar für jeden Tag: Tatsächlich arbeiten die Stoßdämpfer ja nach Programmtaste sogar in einem weichen Modus, und Passagiere dürfen auf Wunsch sogar Musik hören.
Fahrgefühl: feiner geht nicht
Mittelmotor, Hinterradantrieb, angepasste Bereifung, Stoßdämpfer verstellbar, auf Extra-Abtrieb ausgelegte Aerodynamik – das summiert sich zu einer Art Pattex-Effekt. Mit irrwitzig unbeirrbarer Seitenführung lehnt sich der Porsche in Radien an imaginäre Leitplanken an.

Cayman am Limit: Der GT4 RS ist der teuerste Typ der 718-Baureihe. Und der beste und schnellste.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Dabei fühlt sich der Wagen nie unberechenbar an, leitet den Grenzbereich mit zartem Unter- oder seicht anbahnendem Übersteuern ein. Die Steifigkeit des Autos, die exakten Reaktionen und die überragende Präzision führen zum verbindlichsten und sinnlichsten Schnellfahrerlebnis dieser Tage.
Dazu hat er die genau richtige Größe. Abschätzbar, fein zu zirkeln, auch dem subjektiven Empfinden nach ausreichend unterhalb der massigen 911er eingeordnet und dennoch erwachsen genug, um verspielte Kompakte weit hinter sich zu lassen.
Bremse: Biss ans Limit
In die bis zu 402 Millimeter großen vorderen Scheiben beißen Beläge, die von einteiligen Sätteln geführt und über je sechs Kolben angepresst werden. Von Stahlgewebe ummantelte Schläuche führen den Hydraulikdruck an die Zangen.

Keramik-Verbundbremsscheibe der PCCB-Anlage.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Der Fahrer spürt das als hochpräzisen Druckpunkt, der niemals wandert und schon gar nicht etwas von seiner Festigkeit hergibt. So ankert der GT4 RS einerseits herrlich brachial, andererseits ungeahnt definierbar. Hitzestress? Niemals!
Die aus Keramik und Kohlefaser gefertigten Scheiben vertragen akute Reibungswärme bestens, außerdem schaufelt der GT4 RS zusätzliche Kühlluft über die Naca-Düsen in der vorderen Haube auf das System. Wenn etwas die biestigen 500 PS des RS bändigen kann, dann diese Wunderbremsen.
Antrieb: Sport im Herzen
Irrwitzig hohe Drehzahlen, turbofreie Atmung, über Einzeldrosselklappen auf explosives Ansprechen getrimmt, dazu peitscht eine öldurstige Trockensumpfschmierung den Schmierstoff durch die Bohrungen, und statt labbriger Hydrostößel pressen starre Schlepphebel sirrend auf die Ventilschäfte – hier funkt ein Meister(feuer)werk.

Es geht auch ohne Turbo-Monstermotor. Im Cayman arbeitet ein Sechszylinder-Boxer mit 500 PS.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Dazu wurde die Maschine unter hohem Aufwand um 180 Grad gedreht hinter die Sitze gepackt – ursprünglich steckt sie andersherum im 911 GT3. So komplex der Aufbau, so verbindlich die Leistungsentfaltung: Schub gibt's ab rund 6000 Umdrehungen, bei 8500 Touren darf man langsam ans Schalten denken, bei kurz über 9000 geht das Vierliter-Motor-Monster meckernd in den Begrenzer. Ganz klar: Die Seele des GT4 RS hat sechs Zylinder.
Faszination: Porsche in jeder Fuge
Klar, die Stuttgarter haben teurere Autos im Programm. Eine Ikone steht ohnehin längst im Schauraum – es ist der 911. Wo bleibt dann ein 718 Cayman GT4 RS? Wir meinen: auf einem ganz eigenen Podest.
Geschmückt mit einer Trophäe für DIE Fahrmaschine, gekürt mit Gold für das gierige wie einzigartige Wesen, geehrt mit einer Medaille für den größten Batzen Porsche-Gefühl – inklusive Sechspunktgurt und Überrollkäfig. Wie Carrera GT und 918 Spyder wird der GT4 RS auch in Quartetten und Kennergaragen auftrumpfen. Auf Nord-schleife und Hockenheimring holt er Lorbeeren, nicht auf dem Boulevard.
Lenkung: gefühlsechter ist keine
Einem derart gelungenen System widmen wir gerne ein eigenes Kapitel. Rund um die Geradeausstellung noch entspannt und nicht einmal bei Tempo 300 zu hektisch, mit zunehmendem Lenkeinschlag dann extradirekt in der Übersetzung, um auch in engen Serpentinen perfekt zu führen – so etwas erlaubt die "unterschiedlich" mit Kerben bestücke Zahnstange der Lenkung.
Wer es ganz genau wissen mag: Von 16,9:1 bis 12,25:1 reicht die Spanne des Verhältnisses aus Lenk- und Radeinschlag. Auch die Rückstellung in ihre Zwölf-Uhr-Position (fast saugend-federnd selbsttätig) passt bestens. Nahezu spielfrei geht’s hier ohnehin zu.
Kurz: Besser, schöner und genauer kann man ein Auto nicht dirigieren.
Technische Daten und Preis: Porsche Cayman GT4 RS
• Motor Sechszylinder-Boxer, Mitte längs
• Hubraum 3996 cm3
• Leistung 368 kW (500 PS) bei 8400/min
• max. Drehmoment 450 Nm bei 6750/min
• Antrieb Hinterrad/7-Gang-DSG
• L/B/H 4456/1822/1267 mm
• Leergewicht 1481 kg
• 0–100/200 km/h 3,6/11,3 s
• Bremsweg 100-0 km/h 33,2/31,7 m (kalt/warm)
• Höchstgeschwindigkeit 315 km/h
• Verbrauch 12,5 l SP/100 km
• Preis ab 141.338 Euro
• Hubraum 3996 cm3
• Leistung 368 kW (500 PS) bei 8400/min
• max. Drehmoment 450 Nm bei 6750/min
• Antrieb Hinterrad/7-Gang-DSG
• L/B/H 4456/1822/1267 mm
• Leergewicht 1481 kg
• 0–100/200 km/h 3,6/11,3 s
• Bremsweg 100-0 km/h 33,2/31,7 m (kalt/warm)
• Höchstgeschwindigkeit 315 km/h
• Verbrauch 12,5 l SP/100 km
• Preis ab 141.338 Euro
AUTO BILD – DAS MAGAZN
Ab Sonntag, dem 28. August 2022, zeigt BILD TV immer sonntags um 13 Uhr jeweils zwei von insgesamt zwölf Folgen des neuen BILD-Originals AUTO BILD – DAS MAGAZIN. Moderiert von Sidney Hoffmann. Die Reporter von AUTO BILD testen und präsentieren zusammen mit Sidney. Hier geht's direkt zum Stream.
Fazit
Es gibt derzeit kein sinnlicheres Auto! Fahrgefühl, Klang, Tempo und Faszination verdichtet Porsche hier zu einem Mittelmotor-Renner mit unerbittlicher Gier auf schnelle Runden. Gleichzeitig zeigt der GT4 RS: Es geht auch ohne Turbo-Monstermotor, ohne künstlichen Fehlzündungs-Krach am Endtopf. Kurz: totale Racer-Reinheit.