Porsche Mission R: erste Mitfahrt im Elektro-Rennwagen
Mitfahrt im Porsche Mission R
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Porsche bittet zur ersten Fahrt mit der Elektrostudie Mission R. Wir machen eine Hochvoltschulung und zwängen uns in den Rennanzug.
Bild: Porsche
Porsches Mission ist klar: Mit der IAA-Studie Mission R wollen die Zuffenhäuser zeigen, wo die Reise im Motorsport hingeht. Genauer gesagt: im Kundensport. 1088 PS, Allradantrieb, nur 1500 Kilogramm schwer, in unter 2,5 Sekunden auf Tempo 100, über 300 km/h Topspeed. Kurzum: Mit Performance auf 911-GT3-Cup-Niveau will Porsche seiner schnellen, solventen Kundschaft den Elektroflitzer für die Rundstrecke schmackhaft machen. Und hat dafür einiges an Hirnschmalz hineingesteckt.
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Ein Highlight: die Öldirektkühlung für die Elektromotoren. Rauscht die Flüssigkeit sonst in einem Mantel außen um den Stator herum, leitet Porsche das Öl nun erstmals direkt an den Kupferwicklungen vorbei; Ähnliches gilt übrigens auch für die Batterie. Ein weiteres: Die "Exoskelett"-Käfigstruktur aus Carbon, die wenig Gewicht und hohen Schutz vereinen soll; dazu kommen noch Flachsfaser-verstärkte Kunststoffe, die CO2-arm hergestellt werden können.
In Los Angeles, auf Porsches hauseigener Rennstrecke am Experience Center, soll der Mission R in der Praxis zeigen, dass die Theorie funktioniert.
Bild: Porsche AG
So weit die Theorie, die uns Porsche schon in München zur Messe erläutert hat. Einige Wochen später treffen wir den Elektroflitzer – ja, er ist es wirklich, denn aktuell gibt es nur dieses eine Modell – wieder. In Los Angeles, auf Porsches hauseigener Rennstrecke am Experience Center. Hier soll der Mission R in der Praxis zeigen, dass die Theorie funktioniert. Zumindest in Ansätzen: Mehr als 100 km/h wird das millionenteure Concept Car leider nicht schaffen.
Enge Kiste: Mit seinen 1,97 Metern passt AUTO BILD-Redaktionsleiter Michael Gebhardt kaum hinters Lenkrad des Mission R.
Bild: Porsche AG
Ins Cockpit gelangt man nur unter Mühen
Weil das Ganze eben noch eine Fingerübung ist, sind die Sicherheitsvorkehrungenbesonders hoch. Schließlich arbeitet der Mission R mit 900-Volt-Technik, noch mal 100 Volt mehr, als im Taycan anliegen. Die können, wenn's blöd läuft, tödlich sein. Vor dem Fahrspaß steht deshalb eine Belehrung auf dem Plan, was im Fall der Fälle, der hoffentlich nie eintritt, zu tun ist. Nämlich aus dem Auto springen, ohne den Asphalt zu berühren. Eine nahezu unmachbare Turnübung, wie sich später herausstellen soll. Die zweite Hürde auf dem Weg ins Cockpit: der Rennanzug nebst feuerfester Unterwäsche, Stiefeln, Handschuhen und Helm. Okay, der Autor hat vielleicht kein Standardmaß ... Atmen jedenfalls ging nur noch mühevoll. Im Stehen. Widrigkeiten, für die die erste Runde im Rennwagen der Zukunft mehr als entschädigen sollte.
Wenn, ja wenn, man denn hineinkäme. Das Cockpit, selbst Hightech aus einem Guss und auch außerhalb des Autos im Simulator einsetzbar, ist nämlich eher für gertenschlanke Rennfahrernaturen denn für gestandene Redaktionsleiter geschneidert. Heißt konkret: Einsteigen – verlangt akrobatisches Talent; Sitzen – so müssen sich Sardinen fühlen; Lenken – nicht möglich, da das rechte Knie das Volant blockiert und am Drehen hindert. Schnell wird klar: Für mich ist die Mission R impossible.
Der Misssion R stürmt vehement nach vorne, lenkt messerscharf – und schafft 40 Minuten auf der Rennstrecke.
Bild: Porsche AG
Der Akku reicht für 40 Minuten Renneinsatz
Plan B muss her. Der heißt Lars Kern, ist Porsche-Testfahrer und passt problemlos rein. Ich krabbel also wieder raus (und denke an die Worte "Sie müssen im Ernstfall rausspringen, ohne den Boden zu berühren!") und falte mich ähnlich unelegant auf den Beifahrersitz; ohne die ohnehin spärlichen Polster, sonst wird's oben zu eng. Lars schwingt sich leichtfüßig hinters Lenkrad, der Techniker drückt ein paar Schalter – und dann geht er endlich los, der Ritt auf der elektrischen Kanonenkugel. Wir rollen aus der improvisierten Boxengasse auf die Strecke – und Lars tritt unerwartet das Strompedal durch. Der Mission R pfeilt nach vorn, als gäbe es kein Morgen mehr, mich drückt es in die Ritzen des harten Schalensitzes. Und schnürte der Rennanzug nicht alles ab, es würde mir sicher den Magen umdrehen. Genau das ist es, was Lars Kern fasziniert. Dieses direkte Ansprechen, diese unmittelbare Kraft, ein Zucken mit dem Zeh reicht, schon geht die wilde Fahrt los.
Laut summend und surrend – wie eine Mischung aus Jumbojet und Straßenbahn – schnellt der Mission R über die Strecke, reagiert auf kleinste Lenkbefehle so scharf wie ein Polizeihund, frisst Kurve um Kurve. Selbst als Sozius spürt man, wie viel Energie sprichwörtlich in diesem Concept Car steckt. Apropos Energie: Der Akku fasst 82 kWh, soll bis zu 40 MinutenRenneinsatz durchhalten – deutlich länger als ich.
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Mitfahrt im Porsche Mission R
Von
Michael Gebhardt
Mitfahrt im Porsche Mission R
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Porsche bittet zur ersten Fahrt mit dem Mission R. AUTO BILD-Redaktionsleiter Michael Gebhardt macht eine Hochvoltschulung und zwängt sich in den Rennanzug – am Ende für eine Rennstrecke-Runde auf dem Beifahrersitz in dem millionenteuren Einzelstück.
Bild: Porsche AG
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Mit der IAA-Studie Mission R wollen die Zuffenhäuser zeigen, wo die Reise im Motorsport hingeht. Genauer gesagt: im Kundensport. 1088 PS, Allradantrieb, nur 1500 Kilogramm schwer, in unter 2,5 Sekunden auf Tempo 100, über 300 km/h Topspeed.
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Die "Exoskelett"-Käfigstruktur aus Carbon soll wenig Gewicht und hohen Schutz vereinen; dazu kommen noch Flachsfaser-verstärkte Kunststoffe, die CO2-arm hergestellt werden können.
Bild: Porsche AG
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Der Mission R arbeitet mit 900-Volt-Technik, noch mal 100 Volt mehr, als im Taycan anliegen. Die können, wenn's blöd läuft, tödlich sein. Also soll man im Ernstfall ohne den Asphalt zu berühren aus dem Mission R herausspringen. Eine nahezu unmachbare Turnübung für 1,97 Meter große Menschen.
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Das Cockpit, selbst Hightech aus einem Guss und auch außerhalb des Autos im Simulator einsetzbar, ist nämlich eher für gertenschlanke Rennfahrernaturen denn für gestandene Redaktionsleiter geschneidert. Heißt konkret: Einsteigen – verlangt akrobatisches Talent; Sitzen – so müssen sich Sardinen fühlen; Lenken – nicht möglich, da das rechte Knie das Volant blockiert und am Drehen hindert.
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Die Lösung des Problems heißt Lars Kern (links), ist Porsche-Testfahrer und passt problemlos rein. Er wird den Mission R pilotieren, während ich – dann selbstverständlich auch im Rennanzug nebst feuerfester Unterwäsche, Stiefeln, Handschuhen und Helm – auf dem Beifahrersitz Platz nehme.
Bild: Porsche AG
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Wir rollen aus der improvisierten Boxengasse auf die Strecke – und Lars tritt unerwartet das Strompedal durch. Der Mission R pfeilt nach vorn, als gäbe es kein Morgen mehr, mich drückt es in die Ritzen des harten Schalensitzes. Und schnürte der Rennanzug nicht alles ab, es würde mir sicher den Magen umdrehen.
Bild: Porsche AG
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Genau das ist es, was Lars Kern fasziniert. Dieses direkte Ansprechen, diese unmittelbare Kraft, ein Zucken mit dem Zeh reicht, schon geht die wilde Fahrt los. Laut summend und surrend – wie eine Mischung aus Jumbojet und Straßenbahn – schnellt der Mission R über die Strecke, ...
Bild: Porsche AG
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... reagiert auf kleinste Lenkbefehle so scharf wie ein Polizeihund, frisst Kurve um Kurve. Selbst als Sozius spürt man, wie viel Energie sprichwörtlich in diesem Concept Car steckt. Apropos Energie: Der Akku fasst 82 kWh, soll bis zu 40 Minuten Renneinsatz durchhalten – deutlich länger als ich.