Seitdem die Firma Hammerhead vom US-Komponentenhersteller Sram gekauft wurde, hat ein neuer, ernsthafter Konkurrent für Garmin und Wahoo den Markt für Radcomputer betreten. Wir haben das Modell Karoo 2 auf dem Rennrad und am Gravelbike getestet.
Hammerhead Karoo 2
Karoo 2
Hammerhead
Karoo 2
  • Display: schick, individualisierbar, übersichtlich
  • tolle Navigationsfunktionen
  • Technik läuft reibungslos
  • Top-Trainingsfunktionen
  • eigene Halterung (aber Adapter vorhanden)
  • keine Verbindung zu Shimano Di2
  • hoher Energiebedarf
Preis 399,00 €

Montage und Installation des Karoo 2

"Auf dem Display könnte ich auch einen Film gucken." Das ist mein erster Gedanke, als der Karoo 2 zum Leben erwacht. Unter dem Panzerglas ist kein einzelnes Pixel zu erkennen, das Bild ist scharf, bunt und hell. Das Hammerhead-Gerät ist kein oller Tacho, sondern ein Minicomputer mit Android-Betriebssystem und Quad-Core-Prozessor. Wie bei jedem Computer heißt es zu Beginn: Erstmal Updates ziehen. Die Wlan-Einrichtung läuft problemlos, trotz des kleinen Displays ist die virtuelle Tastatur zur Passworteingabe gut bedienbar. Wer den Karoo 2 neu hat, sollte 10 bis 15 Minuten für die Erstinstallation einplanen und nicht schon mit scharrenden Klickschuhen und genervten Freunden am abfahrbereiten Rennrad stehen.
Das Koppeln von Sensoren geht schnell und funktioniert dankbarerweise komplett problemlos.
Bild: Lennart Klocke
Auf mechanischer Seite ist die Installation noch schneller erledigt: Den Hammerhead-Halter am Lenker befestigen (31,8 Millimeter Standardmaß) und den Radcomputer auf die eigens entwickelte Befestigung schieben. Die Hammerhead-Halterung ist sehr robust (das merkt man auch beim Abnehmen); wer möchte, kann aber auch einen Adapter für die Standard-Garminbefestigung verwenden.
Die proprietäre Halterung ist zwar super stabil, lässt sich aber entsprechend auch nur schwer lösen und ist nicht mit anderen Geräten kompatibel.

Bild: Lennart Klocke
Am Karoo selbst können vor der ersten Ausfahrt noch Radsensoren gekoppelt werden. Dank der Standards Bluetooth und ANT+ sind Pulsmesser, Powermeter und Co. schnell verbunden. Schön zu sehen, dass die Zeiten des nervigen Verbindens von Zubehör vorbei sind. Egal ob die Sram AXS-Schaltung vom Mutterkonzern, das Varia-Radarrücklicht von Garmin oder das Iphone, alle Geräte tauchen sofort im Sensoren-Menü auf und machen auch keine Anstalten, sich spontan zu verabschieden. Um geplante Trainings oder Routen auf den Karoo 2 zu laden, sollte man entweder eine Internetverbindung über das Smartphone oder Wifi herstellen.

Karoo 2 im Praxistest

Hammerhead spricht mit dem Karoo 2 in erster Linie Radsportler an, die das komplette Paket aus Trainingsfunktionen und Navigation brauchen. Für Tourenradler, die vielleicht nur Navigation und einen Tacho benötigen, ist der Karoo wahrscheinlich etwas überdimensioniert. Nett ist, dass man sich das Display sehr individuell einstellen kann, so kann jeder entscheiden, welche Datenfelder (z.B. Geschwindigkeit, Leistung, Strecke, Uhrzeit usw.) er wo haben möchte. Ehrlicherweise bin ich bei den Standardprofilen geblieben.
Selbst auf niedrigster Stufe ist das Display gut ablesbar. Am linken Bildrand werden hier die Radar-Informationen auf einem gelben Balken eingeblendet.
Bild: Lennart Klocke
Verändert habe ich indes sofort die Display-Helligkeit. Selbst an sonnigen Tagen kann man auf niedriger Stufe gut erkennen, wie schnell man grade ist oder wo die Strecke entlang verläuft. Das senkt den Stromverbrauch, der nicht unerheblich ist. Schneller Prozessor, großes, helles Display und Dauerverbindung zu Smartphone und Radsensoren – der Karoo 2 saugt ordentlich am Akku. Hammerhead hat zwar den laut eigener Aussage größten Energiespeicher aller Radcomputer verbaut, dennoch blickt man gelegentlich bang zur Batterieanzeige. Karoo gibt maximal 14 Stunden Laufzeit an. Meine Erfahrung nach einem halben Jahr Praxistest ist, dass man pro Stunde etwa zehn Prozent der Akku-Kapazität verliert. Immernoch völlig ausreichend für lange Tage auf dem Rennrad, aber eben nix für Brevet-Fahrer und Ultra-Bikepacker. Hammerhead bietet übrigens noch einen Stromsparmodus an. Dann bleibt das Display schwarz, außer für Navigations- oder Trainings-Mitteilungen.
Die Abbiegehinweise sind sehr übersichtlich gestaltet.
Bild: Lennart Klocke

Bedienung

Der Karoo 2 wird über vier Knöpfe und das Touch-Display bedient. Links und Rechts gibt es jeweils zwei Knöpfe, ein großer zum Umblättern auf die nächste Seite während der Fahrt und ein kleiner für Start/Bestätigen bzw. für Stopp/zurück – je nach Kontext. Klingt kompliziert, ist aber sehr eingängig. Wie beim Smartphone kann man von oben oder von unten wischen, um Kontextmenüs zu öffnen. Zum umblättern kann man auch zur Seite wischen. Bei Bedarf wird wie beim Smartphone eine virtuelle Tastatur eingeblendet. Gut finde ich, dass man das Gerät während der Fahrt sowohl per Touch als auch über die Tasten steuern kann. In Zeiten der allgegenwärtigen Touch-Displays sind Knöpfe mit haptischem Feedback super, wenn man bei harten Einheiten mit wenig Sauerstoff im Gehirn die Runde abstoppen möchte.
Oft tun sich Radsportlerinnen und Radsportler, die lange eine bestimmte Marke wie Garmin genutzt haben, schwer damit, in eine neue Bedienwelt einzusteigen. Klar ist der Hammerhead anders, ich finde jedoch, der Umstieg geht ziemlich schnell. Auch weil die Bedienlogik sich sehr an der eines Smartphones orientiert.

Navigation mit dem Hammerhead Karoo 2

In puncto Navigation gehört der Karoo 2 zu den besten Geräten, die ich bislang testen durfte. Routen lassen sich unter anderem von Komoot oder Strava importieren oder als GPX-Datei auf den Radcomputer ziehen (via USB-C-Kabel). Im Prinzip weiß man jederzeit, wo es langgeht, auf dem Farbdisplay sieht man die Umgebung relativ zur eigenen Position wie von anderen Radcomputern bekannt. Herausragend und – wie ich finde ein echter Mehrwert gegenüber der Konkurrenz – ist das Höhenprofil, das sich einschaltet, sobald man sich einem Anstieg nähert. Das Höhenprofil bis zum Gipfel (das kann auch ein Hügel im Hamburger Umland sein) zeigt nicht nur an, wie weit es ist, sondern wie steil es bis dorthin noch wird. Super zum Pacing.
Nähert man sich einem Anstieg, schiebt sich das Höhenprofil von unten ins Bild. Sehr praktisch!
Bild: Lennart Klocke

Technische Daten

Technische Daten
Preis
399 Euro
Gewicht
167 Gramm
Verbindung
GPS, Bluetooth, ANT+, Wifi, 2G/3G/4G (LTE-Mobilfunk mit optionaler Sim-Karte), USB-C
Akkulaufzeit
bis zu 14 Stunden (laut Hersteller)
Speicher
32 GB
Sensoren
Temperatur, Gyroskop, Beschleunigung, Höhe
Bildschirm
3,2 Zoll, 480 x 800 Pixel, Touchfunktion
Kartenfunktionen
Rerouting, Back-to-Start, Routenerstellung am Gerät, Einbindung von Komoot, Höhenprofil
Kompatibilität
Herzfrequenzsenor, Leitungsmesser, Geschwindigkeitssensor, Kadenzmesser, Rücklicht/Radar (Garmin Varia), Smartphone (Notifications), Smart-Rollentrainer

Hammerhead Karoo 2 im Alltag, auf dem Rennrad, am Gravelbike

Über sechs Monate war ich jetzt mit dem Radcomputer vom Hammerhead unterwegs: Auf dem Weg zur Arbeit, beim Rennradtraining und mit dem Gravelbike. Kurzum: In jedem Bereich konnte der Karoo 2 überzeugen. Auf einem Testbike mit Sram Rival AXS koppelte ich den Karoo mit der elektronischen Schaltung, so kann man nach der Fahrt sogar sein Schaltverhalten analysieren. Das geht allerdings auch mit Wahoo und Garmin, überdies sei gesagt, dass der Karoo 2 nicht (mehr!) mit Shimano Di2 kommuniziert. Rundenbasiertes Intervalltraining war genauso unkompliziert wie lange Ausfahrten. Auf dem Gravelbike überzeugte erneut die Navigation, die auch im Dickicht stets übersichtlich blieb. Hilfreich fand ich, dass verschiedene Wegtypen (Straße, Radfernweg, Trail) farblich markiert sind. So weiß man, welches Gelände zu erwarten ist, beziehungsweise welche Wege man vermeiden sollte. Der Alltagstest förderte zutage, dass der Karoo 2 bis jetzt keine ernsthaften Abnutzungserscheinungen gezeigt hat. Kratzer auf dem Display, Akkuausfälle (auch bei Fahrten unter dem Gefrierpunkt) oder anderweitige Aussetzer – Fehlanzeige!

Die wichtigsten Fragen und Antworten

Ist Hammerhead besser als Garmin oder Wahoo?

Der Karoo 2 von Hammerhead ist bei den wichtigsten Funktionen gleichauf mit den wichtigsten Radcomputern Garmin 1030/Edge 1040 und Wahoo Elemnt Roam V2/Elemnt Bolt. Alle Radcomputer unterstützen Trainings- und Navigationsfunktionen und sind mit Smart-Trainern kompatibel. Für den Karoo 2 sprechen das scharfe, helle Display und die smarte Navigation, die Akkulaufzeit indes ist mit 14 Stunden nicht ganz so gut wie bei den besten Geräten von Garmin und Wahoo.

Wie lade ich Komoot-Routen auf den Hammerhead?

Nachdem Sie die Route bei Komoot erstellt haben, loggen Sie sich zunächst mit Ihrem Hammerhead-Account auf dashboard.hammerhead.io ein. Anschließend verbinden Sie sich unter "Accounts" mit ihrem Komoot-Profil. Anschließend gehen Sie auf Routes und drücken den Button mit den Runden Pfeilen, um Komoot-Routen zu Hammerhead zu laden.
Sychronisieren Sie anschließend den Karoo 2 im Wlan oder über das Smartphone.

Kann ich den Hammerhead auch an eine Garmin-Halterung stecken?

Ja, von Hammerhead gibt es einen Adapter für Standard-Halterungen von Garmin. Mit Wahoo-Halterungen ist der Karoo 2 nicht kompatibel.

Wie lang ist die Akkulaufzeit des Karoo 2 von Hammerhead?

Der Hersteller gibt maximal 14 Stunden Akkulaufzeit an, in unserem Test hielt das Gerät mindestens 10 Stunden durch.

Kann ich den Karoo 2 von Hammerhead mit Strava und Trainingpeaks verbinden?

Ja, bei dashboard.hammerhead.io können Sie Ihre Fahrten und Ihr Training mit Strava, Trainingpeaks, Komoot, Suunto, AXS Web, Ride with GPS und Xert verbinden.

Disclaimer

Bike Bild-Redakteur Lennart Klocke
Der Karoo 2 ist nicht zwingend besser als vergleichbare Geräte von Garmin und Wahoo. Aber auch keinesfalls schlechter! Hammerhead ist auf Augenhöhe mit der Konkurrenz, performt stark in in den Bereichen Display und Navigation und leistet sich darüber hinaus keine nennenswerte Schwäche.