Faustdicke Überraschung bei der Rallye Schweden. Der Belgier Thierry Neuville (29) schlug die skandinavischen Fahrer auf deren ureigenstem Gebiet. Der Hyundai-Pilot gewann bei perfekten winterlichen Bedingungen die Rallye Schweden, den zweiten Lauf zur Weltmeisterschaft 2018. Dieses Kunststück hatten bis dahin nur zwei andere Nicht-Skandinavier geschafft, die Weltmeister Sébastien Loeb (44) und Sébastien Ogier (33).
Auch Rang zwei ging an einen Außenseiter, den Iren Craig Breen (27) im Citroën, der damit das beste Ergebnis seiner Karriere feiern konnte. Erst auf Platz drei folgte mit dem Norweger Andreas Mikkelsen (28, Hyundai) der erste Schnee-Spezialist.
Ogier
Sébastien Ogier musste in Schweden den Schneepflug spielen
„Ich hatte nicht damit gerechnet, schon so früh in Führung zu gehen. Zum Glück konnte ich meinen Vorsprung bis ins Ziel verteidigen“, sagte Neuville, der schon nach ersten Etappe die Spitze übernommen hatte. „Nach dem schlechten Ergebnis von der Rallye Monte Carlo ist dieses Ergebnis eine große Genugtuung.“ Neuville verdrängte mit dem Sieg Monte-Carlo Sieger Sébastien Ogier (Ford) von der Tabellenspitze.
Begleitet wurde die Rallye von heftigen Diskussionen um die Startpositionen. Tatsächlich fuhren die ersten Drei des Saisonauftakts in Monte Carlo – Ogier, Ott Tänak (30, Toyota) und Jari-Matti Latvala (32, Toyota) – von Anfang an hinterher. Laut Reglement mussten sie zur ersten Etappe vorne starten, auf frischem Schnee und dadurch wenig griffiger Ideallinie ein großer Nachteil. 
Normalerweise fällt dieses Handicap auf der zweiten Schleife weg, wenn alle Prüfungen ein weiteres Mal gefahren werden. In Schweden tobten zwischen den beiden Durchgängen des WM-Feldes allerdings historische Rallyeautos über die Strecke. „Die ziehen vollkommen andere Linien als wir. Der Nachteil ist vielleicht sogar noch größer“, fluchte Tabellenführer Ogier. Der Franzose wurde am Ende nur deswegen Zehnter, weil Teamkollege Elfyn Evans (31) an der letzten Kontrolle absichtlich eine Zeitstrafe kassierte und diesen Platz freiwillig abgab.
Tänak, in Monte Carlo Zweiter und so direkt hinter Ogier gestartet, kam nur wenig besser zurecht. Der Este machte seinem Unmut lauthals Luft: „Die Veranstalter können mich mal.“ Dann sorgte er allerdings durch einen kuriosen Unfall für Schlagzeilen. In der 13. Wertungsprüfung lief er auf den vor ihm gestarteten Kris Meeke (38) auf, der aufgrund eines Motorproblems am Citroën nur langsam unterwegs war. Meeke versuchte, auf der engen Piste Platz zum Überholen zu lassen. Trotzdem kollidierten die Toyota und der Citroën. Tänak landete in einer Schneewehe und verlor über zwei Minuten, Meeke musste wenig später sogar aufgeben.
In der Junioren-WM, in der mit identischen Ford Fiesta (Vorderradantrieb, rund 190 PS) gefahren wird, beeindruckte Julius Tannert (27). Der einzige Deutsche im gesamten Teilnehmerfeld belegte beim ersten Start bei der Rallye Schweden Rang drei unter den Junioren. 
Neuville
In der WM liegt Ogier zehn Punkte hinter Neuville
Eine ähnliche Schlappe wie im Hauptfeld kassierten die Skandinavier in der Kategorie WRC 2, der zweiten Liga der Rallye-WM der sogenannten R5-Fahrzeuge (Allradantrieb, Turbomotor, rund 290 PS). Der Japaner Takamoto Katsuta (Ford) schlug die einheimische Elite. Der 24-Jährige ist  offizieller Nachwuchsfahrer von Toyota. Weil die Marke noch kein R5-Fahrzeug entwickelt hat, fährt Katusta im Ford Fiesta. Er verwies die Skoda-Werkspiloten Pontus Tidemand (27) aus Schweden und Ole Christian Veiby (22) aus Norwegen auf die Ränge zwei und drei.  
Auf den Schotter-Prüfungen der bevorstehenden Rallye Mexiko (8. bis 11. März) geht die Diskussion um Startpositionen in die nächste Runde. Auch dort sind die in der Tabelle vorne Platzierten im Nachteil. 2017 gewann Kris Meeke von Startposition zehn. Momentan ist der Nordire Tabellenachter.
Ergebnis Rallye Schweden
1. Thierry Neuville/Nicolas Gilsoul (Hyundai), 2:52.13,1 Stunden
2. Craig Breen/Scott Martin (Citroën), + 19,8 Sekunden
3. Andreas Mikkelsen/Anders Jæger-Sunnevag (Hyundai), + 28,3 Sekunden
4. Esapekka Lappi/Janne Ferm (Toyota), + 45,8 Sekunden
5. Hayden Paddon/Seb Marshall (Hyundai), + 54,4 Sekunden
6. Mads Östberg/Torstein Eriksen (Citroën), + 1.15,3 Minuten
7. Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (Toyota), + 2.04,9 Minuten
8. Suninen/Mikko Markkula (Ford), + 2.52,2 Minuten
9. Ott Tänak/Martin Järveoja (Toyota), + 3.44,4 Minuten
10. Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (Ford), + 8.54,4 Minuten
Meisterschaftsstand nach 2 von 13 Rallyes:
1. Thierry Neuville (BEL, Hyundai), 41 Punkte
2. Sébastien Ogier (FRA, Ford), 31 Punkte
3. Jari-Matti Latvala (FIN, Toyota), 23 Punkte
4. Esapekka Lappi (FIN, Toyota), 23 Punkte
5. Ott Tänak (EST, Toyota), 21 Punkte
6. Andreas Mikkelsen (NOR, Citroën),21 Punkte
7. Craig Breen (IRL, Citroën), 20 Punkte
8. Kris Meeke (GBR, Citroën), 17 Punkte
9. Hayden Paddon (Hyundai), 10 Punkte
10. Elfyn Evans (GBR, Ford), 8 Punkte

Von

Christian Schön