Rallye-WM: Kalle Rovanperä
Toyotas neuer Driftkönig

—
Der 22 Jahre alte Finne Kalle Rovanperä ist jüngster Rallye-Weltmeister der Geschichte.
Bild: Red Bull Content Pool
Sébastien Ogier erkannte die Dimension des Augenblicks. „Wir erleben gerade Motorsportgeschichte“, staunte der achtmalige Weltmeister im Ziel der Rallye Neuseeland. Dann gratulierte der 38 Jahre alte Franzose seinem Nachfolger Kalle Rovanperä.
Der Finne, der einen Tag zuvor seinen 22. Geburtstag gefeiert hatte, krönte sich zum jüngsten Weltmeister in der Geschichte des Rallyesports. Den bisherigen Rekord, aufgestellt vom legendären Colin McRae (1968–2007), unterbot Rovanperä gleich um fünf Jahre.
Vater Harri (56), früher selbst Rallyeprofi, ließ den Junior im zarten Alter von acht Jahren zum ersten Mal ans Lenkrad eines Autos. Ein Video, das den blonden Dreikäsehoch beim Driften auf Schnee und Schotter zeigt, wurde bei YouTube fast eine Million Mal angeschaut.

Der 22 Jahre alte Finne Kalle Rovanperä ist jüngster Rallye-Weltmeister der Geschichte.
Bild: Red Bull Content Pool
Seitdem pulverisiert Rovanperä eine Bestmarke nach der anderen. Mit 15 holte er seinen ersten Meistertitel – in Lettland, weil man in Finnland in diesem Alter noch nicht Auto fahren darf. „Bis ich Wettbewerbe bestritt, war mir gar nicht bewusst, wie schnell ich bin“, erinnert er sich.
Drei Wochen nach seinem 17. Geburtstag, inzwischen per Sondergenehmigung mit dem Führerschein ausgestattet, feierte Rovanperä seine WM-Premiere. Der erste Sieg war mit 20 fällig (Estland 2020). Womit er seinen heutigen Toyota-Teamchef Jari-Matti Latvala (37) als jüngsten WM-Sieger aller Zeiten entthronte.
Der urteilt: „Zum Glück ist Kalle nicht so, wie ich früher war.“ Während nämlich der schwach besaitete Latvala allzu häufig mögliche weitere Siege und Titel in irgendwelchen Gräben versenkte, besitzt Rovanperä Nerven aus Stahl. „Den bringt nichts aus der Ruhe“, verrät Beifahrer Jonne Halttunen (36).
Gemeinsam befreiten sie die Rallyefans unter den Finnen, also fast alle, von einem Trauma: Seit 2002 hatte das Land, das in den drei Jahrzehnten davor den Rallyesport klar dominierte, keinen Weltmeister mehr gefeiert.
Glaubt man den Konkurrenten, könnte das junge Gesicht aus der finnischen Rallye-Hochburg Jyväskylä die WM ähnlich dominieren wie einst Sébastien Loeb (von 2004 bis 2012 neunmal in Folge Champion) und zuletzt Ogier.
Der Vergleich mit Max Verstappen, der in der Formel 1 ähnlich kaltschnäuzig einen Generationenwechsel eingeläutet hat, drängt sich auf. „Danke“, sagt Kalle Rovanperä wenig beeindruckt, „nettes Kompliment.“
Service-Links