"So wendet allen euren Fleiß daran und reichet dar in eurem Glauben Tugend und in der Tugend Bescheidenheit ... und in der Bescheidenheit Mäßigkeit ..." (2. Brief Petrus, Kapitel 1, Vers 1.5 und 1.6).

Vielleicht hätte Benjamin Halbe aus Olpe im Sauerland öfter mal einen Blick in die Bibel werfen sollen. Genau 188.936 Euro und 88 Cent brachte die aufsehenerregende Internetversteigerung seines VW Golf, in dem sich Joseph Kardinal Ratzinger, inzwischen als Benedikt XVI. erster deutscher Papst seit fast 500 Jahren, einst durch weltliche Gefilde bewegte. So richtig happy ist der 21jährige Zivildienstleistende trotz der Golf-Rekord-Summe nicht – wegen vermeintlicher Ungereimtheiten bei der Auktion von Marktführer eBay. In der letzten halben Stunde hätten wegen einer Serverüberlastung kaum noch Gebote abgegeben werden können. Daher werde man das Ergebnis so nicht akzeptieren, ließ der Verkäufer verkünden.

"Wir haben telefonischen Kontakt zu drei Bietern gehabt, die weit mehr als 200.000 Euro bieten wollten und nicht durchgekommen sind", erklärt Wolfgang Menne, der Halbe bei der Internetabwicklung geholfen hat. Deshalb haben die zwei zum Gewinner der Auktion, dem Online-Kasino Golden Palace in Austin/Texas, noch keinen Kontakt aufgenommen. eBay-Sprecher Nerses Chopurian betont dagegen, daß die Auktion gültig sei. Es habe weder einen Absturz noch einen Systemausfall gegeben.

Halbe hatte den kompakten Wolfsburger in grau metallic mit Kat, elektrischen Fensterhebern und Klimaanlage im Januar bei einem VW-Händler in Siegen für 9500 Euro erstanden. Der sechs Jahre alte Vierer diente seinem berühmten Vorbesitzer 75.000 Kilometer weit als Privatfahrzeug, bei Dienstfahrten stand Ratzinger eine Limousine zur Verfügung.

Mehr als 8,4 Millionen User hatten im Verlaufe der Versteigerung die Papamobil-Seite angeklickt – der zweitgrößte Ansturm aller Zeiten bei eBay. Allerdings hatte die Auktion auch viele Witzbolde angezogen. Wegen zahlreicher unseriöser Spaßangebote konnten am Schluß nur noch per Fax akkreditierte Bieter teilnehmen. Die himmlischen Fähigkeiten des "heiligen Blechs" beschäftigten anscheinend die Phantasie: So fragte einer, ob der Wagen mit Weihwasser in der Scheibenreinigungsanlage betrieben werden könne. Ein anderer wollte wissen, ob aus dem Auspuff weißer oder schwarzer Rauch komme. Ein Kommentar des neuen Heiligen Vaters zum Ausgang der Versteigerung liegt bislang nicht vor.