Renault Grand Scénic: Gebrauchtwagen-Test
Renault Grand Scénic: Die vierte Generation des Vans im Check

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Als Van ist Renaults Grand Scénic aktuell nicht gerade angesagt. Kann der Franzose als Gebrauchtwagen überzeugen? AUTO BILD macht des Test.
Bild: Sandra Beckefeldt / AUTO BILD
Komfort und Familiensinn gelten als Kernkompetenzen französischer Automobile. Die vierte Generation der Renault-Scénic-Baureihe macht da keine Ausnahme. Der im nordfranzösischen Douai gebaute Kompakt-Van ging Ende 2016 mit zwei Radständen an den Start. Der um 23 Zentimeter verlängerte Grand Scénic wildert damit dort, wo früher die legendäre Van-Baureihe Espace zu Hause war: Durch die längere Karosserie ist optional eine dritte Sitzreihe mit zwei zusätzlichen Sitzplätzen möglich.
Optisch gehört der Familien-Van zu den reizvolleren Vertretern seiner Art. Dies ist neben der dynamischen Linienführung auch ein Verdienst der serienmäßigen 20-Zoll-Räder. Mit Experience-Ausstattung, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe und zusätzlichen Paketen kostete unser vom Autohus im niedersächsischen Bockel angebotene Testwagen vor vier Jahren laut Schwacke-Datenbank 32.500 Euro. Jetzt ist er gebraucht für moderate 14.990 Euro zu haben. Was gibt's dafür? Ziemlich viel Auto, das trotz kleinerer Macken an Stoßfängern und Felgen ganz und gar nicht alt aussieht.

Der gebrauchte Grand Scénic startet in der Kategorie "Viel modernes Auto für möglichst wenig Geld".
Bild: Sandra Beckefeldt / AUTO BILD
Der getestete Basisdiesel hat 110 PS, erfüllt die Abgasnorm Euro 6 und ist ein klassisches Vernunfttriebwerk. Er hat stets etwas Mühe, den leer 1,6 Tonnen schweren Van in Schwung zu bringen – und spricht daher eher gemütliche Naturen an. Auf der Autobahn ist alles über Tacho 160 Quälerei. Die Stunde des 1,5 Liter großen Common-Rail-Triebwerks schlägt, wenn Wirtschaftlichkeit gefragt ist. Vier Liter Normverbrauch sind zwar praktisch kaum machbar, aber eine Fünf vor dem Komma sollte im Mix locker erfahrbar sein.
Technische Daten
Motor
Ventile/Nockenwellen
Hubraum
Leistung
Drehmoment
Höchstgeschw.
0–100 km/h
Tank/Kraftstoff
Getriebe/Antrieb
Länge/Breite/Höhe
Kofferraumvolumen
Leergewicht/Zuladung
Das Platzangebot ist in beiden Sitzreihen fürstlich
Etwas unglücklich fühlt sich die Kombination aus weicher Feder-Dämpfer-Abstimmung, einer in der Mittellage indifferenten Lenkung und sportlichen Rädern an. Dass der Grand Scénic dennoch bei vielen Familien punkten kann, liegt an seinen tollen Alltagsqualitäten. Aufgrund fair kalkulierter Ausstattungspakete wurden die meisten Grand Scénic hierzulande üppig konfiguriert.

Digitalisiertes Cockpit mit 7-Zoll-Infotainment. Der Qualitätseindruck ist insgesamt okay.
Bild: Sandra Beckefeldt / AUTO BILD
Die tief bauende Armaturentafel unseres Testwagens beherbergt optionale Digitalinstrumente und die kleinere Ausführung des weder intuitiv bedienbaren noch besonders schnell arbeitenden R-Link-2-Infotainmentsystems. Immerhin funktionieren Handyanbindung und Navigation leidlich gut. Anders als die eher schlichte Kunststoffauswahl begeistert das Platzangebot in beiden Sitzreihen. Auf französisch-weichen Sesseln finden fünf Personen entspannt Platz.
Die Vordersitze lassen sich zudem beheizen. Kleine und große Passagiere dürfen sich bei unserem Fotofahrzeug über weitere charmante Extras wie eine verschiebbare Mittelkonsolenbox mit riesigem Ablagefach, kleine Klapptische und integrierte Sonnenrollos für die hinteren Seitenscheiben freuen. Insgesamt gibt es in den unzähligen Fächern 63 Liter Stauraum für Kleinkram!
Bessere Qualität im Vergleich zum Scénic III
Bei unserem Testwagen wirkt nach rund 85.000 Kilometern nur der wabbelige Boden des Heckabteils bereits reichlich mitgenommen. In den Kofferraum des Fünfsitzers passen 718 Liter, umgeklappt sogar bis zu 1901 Liter. Die Zuladung von maximal 644 Kilogramm offenbart ebenfalls wahre Kleintransporterqualitäten.
Im Alltag nervt die massive Ladekante. Kein Wunder, dass diese bei unserem Modell bereits etliche Abschürfungen hat. Ansonsten haben die Franzosen gegenüber dem Scénic III deutlich zugelegt. Die Zeiten abfallender Verkleidungen und fieser Klappergeräusche auf geflickten Landstraßen scheinen vorbei zu sein. Der jüngste Grand Scénic ist gebraucht definitiv der beste.
Unterhaltskosten Renault Grand Scénic dCi 110
Testverbrauch
CO2
Inspektion
Haftpflicht (20)*
Teilkasko (24)*
Vollkasko (22)*
Kfz-Steuer (Euro 6)
Ersatzteilpreise*
Lichtmaschine
Anlasser (AT)
Wasserpumpe
Zahnriemen
Nachschalldämpfer
Kotflügel vorn links, lackiert
Bremsscheiben und -klötze
Fazit
Preis, Komfort und Alltagsnutzwert sind die drei Trümpfe des Grand Scénic. Der hübsch gestylte Van taugt außerdem als interessante Alternative zu so manch teurerem und weniger geräumigem SUV-Modell.
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