Vom ersten Meter an standfest und schnell

2004: Nächster Rekord "Wir wollen, aber können nicht jedes Jahr Weltmeister werden", vermeldet Teamchef Jean Todt vor Saisonbeginn fast kleinlaut. Aber schon das Rollout des F2004 übertrifft die schlimmsten gegnerischen Befürchtungen. Das Auto ist vom ersten Meter an standfest und schnell. In Melbourne fährt Schumi aus der Box heraus Trainingsbestzeit, dann Pole-Position und Sieg. Michelin-Sportchef Dupasquier, Reifenpartner der Konkurrenz, hakt die Saison da schon ab. Zu Recht! Schumi startet mit fünf Erfolgen in Serie, ist schon Ende August (Zweiter in Spa) zum 7. Mal Weltmeister. Weitere Rekorde: 13 Siege (15 Podestplätze), 148 WM-Punkte (17mal im Ziel). "Diese Leistung", sagt Ex-Weltmeister Niki Lauda, "kann man nicht wiederholen. Nicht mal er!"

2003: Enge Kiste Schumi startet im Auto von 2003 und mit einem Durchhänger. Wegen Unterlegenheit auf dem Reifen-Sektor und eigenen Fehlern liegt er vor dem vierten Rennen schon 16 Punkte hinter Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes). Dann startet der Titelverteidiger eine Siegesserie. Aber die neue Punkteregel (zehn für den Sieg, acht statt sechs für Platz zwei) begünstigt die Verfolger. Und die Michelin-Reifen von Mercedes sind stark bei Hitze. In Budapest und Hockenheim wird Schumi überrundet und gedemütigt. Von den letzten acht Rennen gewinnt er nur das in den USA. Räikkönen (ein Sieg, zehn Podestplätze) hält die Jagd mit sieben zweiten Plätzen offen. Schumi triumphiert trotz verkorkstem Finale in Japan mit zwei Zählern Vorsprung und ist mit sechs Titeln neuer Rekordweltmeister.

Schumi entthront Häkkinen

2002: Kurzer Prozeß Der Weltmeister gewinnt trotz Saisonstarts im Vorjahreswagen (Australien, Malaysia) fünf der ersten sechs Rennen. In Österreich verhilft ihm Wasserträger Barrichello durch Abbremsen vor der Ziellinie zum Sieg. Protestgeschrei überall. Denn das versteht angesichts von Ferraris technischer Überlegenheit niemand. Schon in Magny-Cours macht der Champion mit einem Sieg, der Kimi Räikkönen (Dreher auf Öl) unter den Rädern entglitten war, Titel Nr. 5 perfekt. Im elften Saisonlauf – so früh wie noch nie im GP-Sport. Dafür gab's Küßchen von Gattin Corinna. Obwohl Barrichello ihm in Indianapolis den Erfolg nimmt – er schiebt sich beim Paarlauf zum Doppelsieg im letzten Moment noch an Schumi vorbei –, verbucht der am Ende mit elf von 15 Ferrari-Siegen bei 17 Rennen wieder einen Rekord

2001: Leichte Nummer Dauer-Rivale Mika Häkkinen startet mit einem Unfall. Er knallt mit dem Kopf gegen die Mauer und schwächelt fortan. Schumi fehlt nun ein echter Herausforderer, der ihm lieber ist als ein wirres Verfolgerfeld. Nach einem eindrucksvollen Sieg in Montreal eröffnet Bruder Ralf plötzlich das direkte Familienduell. Aber schon auf dem Nürburgring schneidet Schumi beim Start Schumi II mit gnadenloser Kampflinie die Bahn ab und stürmt zum nächsten Erfolg. Der Vorfall belastet bis heute das Verhältnis der Brüder. Häkkinens Genie blitzt noch zweimal auf (Silverstone, Indianapolis), aber früh – schon im August in Budapest – holt sich Champion Schumi mit seinem siebten von neun Saisonsiegen standesgemäß die vierte Krone. Gemeinsam mit Barrichello feiert er den Konstrukteurstitel.

2000: Schwere Geburt Die wichtigste und härteste Saison für Michael Schumacher. Denn in seinem fünften Ferrari-Jahr muß endlich der Titel her. Sonst gehen in Maranello nach 21 Jahren ohne Fahrertitel endgültig das Geld, der Glaube und die Lichter aus. Schumi startet mit drei Siegen in Serie ideal in die Saison. Dann sind plötzlich die Silberpfeile da, mal Häkkinen, mal Coulthard. Und im Sommer wankt nach drei Startpannen (u. a. zwei unverschuldete Kollisionen) Schumis Gesamtwerk. Und Häkkinen siegt weiter. In Spa – Schumis Wohnzimmer genannt – übertölpelt er den Deutschen mit grandiosem Überholmanöver. Dann der erstaunliche Umschwung, die "Roten" aus Italien schlagen zurück. Pole und Sieg und Freudentränen von Schumi in Monza. Auch in Indy und Suzuka, wo Häkkinen nach besserem Start (o.) in einem Regenschauer entscheidende Zehntel und Titel verliert. Neun Saisonsiege für Schumi, erstes Championat mit Ferrari.

Der große Ayrton Senna geschlagen

1995: Klare Sache Trotz schwierigen Saisonstarts im Vorjahres-Benetton (aber mit neuer V10-Maschine von Renault) läßt Schumacher Damon Hill im zumindest gleichwertigen Williams-Renault keine Chance. Bei mehreren Kollisionen wirkt der Brite geradezu anfängerhaft. Schumi fährt ein Traumrennen nach dem anderen. Zum Beispiel in Estoril, wo er Hill in einer Serpentine (!) stehenläßt. Der Deutsche gewinnt in Hockenheim sein erstes Heimrennen und auf dem wieder zur Formel-1-Strecke aufgewerteten Nürburgring. Dort fängt er Alesi (Ferrari) nach irrer Aufholjagd kurz vorm Ziel ab. In Aida macht er nach brillantem Jahr den Titelgewinn per Sieg perfekt, siegt auch beim zweiten Japan-WM-Lauf in Suzuka und sichert Benetton die erste Konstrukteurs-WM.

1994: Fauler Zauber Zweimal disqualifiziert, für zwei Rennen gesperrt – trotzdem erstmals Champion. Im wendigen, drehfreudigen Benetton-Ford-V8 schlägt Schumi den großen Ayrton Senna, im Williams-Renault klarer Saison-Favorit, auf Anhieb zweimal. Es folgt das schwarze Wochenende von Imola mit tödlichen Unfällen Sennas und Roland Ratzenbergers. Die Leitfigur Senna fehlt, aber Spekulationen um illegale Elektronik (Traktionskontrolle) am Schumi-Auto bleiben. Sein Benetton-Team manipuliert am Tankventil, bringt den Kerpener mit zu dünner Bodenplatte (Folge zu geringer Bodenfreiheit) in Spa um den Sieg. Er selbst ruiniert den England-GP (überholt in der Einführungsrunde), vertendelt den vorentscheidenden Japan-GP, weil er sich im Regen mit den Stopps verkalkuliert (Hill Sieger). Im Finale von Adelaide erkämpft er sich den Titel nach seinem Ausrutscher in die Mauer mit scheinbar vorsätzlichem Rammstoß gegen Hills Williams und feiert dennoch ungerührt.