Die Urväter Espace und Voyager sind von der Bildfläche verschwunden – der eine verkleidet sich neuerdings als Paradiesvogel, der andere fristet ein Nischendasein als Lancia. Da bleibt nur noch der Blick zu den Meistern des Konservativen: nämlich zum VW-Konzern, genauer gesagt Seat.

Innen gibt es eine neue Multimedia-Einheit

Ruhepol unter den Vans
Große Überraschungen hält der Alhambra auch Innen nicht bereit. Jedoch wurde die Bedienung verbessert und die Multimedia-Einheit ersetzt.
Und siehe da, Sharan und Seat Alhambra sind immer noch exakt das, was sie vor 20 Jahren waren: Großraum-Lounges für die ganze Familie. Da wundert es auch nicht, dass das Facelift beim spanischen Vertreter nach rund fünf Jahren eher dezent ausfällt. Man muss schon genau hinsehen, um die Unterschiede zu erkennen. Einziges markantes Merkmal: Der Grilleinsatz trägt nun horizontale Waben statt der bisherigen Vertikalstreben. Doch selbst so beliebte Facelift-Baustellen wie die Leuchtengrafik der Scheinwerfer oder die Stoßfänger blieben unangetastet. Nur am Heck gibt es eine neue LED-Signatur. Dafür hat man innen aufgerüstet: Ein neues Lenkrad mit größeren und klarer getrennten Tasten erleichtert die Bedienung und Dank des modularen Entertainmentbaukastens darf das alte RNS-510-Navigationssystem endlich in den Ruhestand. An seine Stelle tritt nun die Media-Plus-Einheit mit Näherungssensor und sauber reagierendem Touchscreen. Aber: Seat setzt noch immer auf SD-Karten als Speichermedium, während andere hier schon schnellere interne Flashspeicher verwenden.

Mehr Dampf und Euro-6-Norm bei den Motoren

Ruhepol unter den Vans
Der wichtigeste Antrieb für den Alhambra bleibt auch weiterhin der mittlere Diesel – jetzt mit 150 statt 140 PS und natürlich Euro-6-Einstufung.
Den eigentlichen Grund für das Facelift finden wir unter der Haube, denn alle Motoren erfüllen nun, wie es der Gesetzgeber ab September 2015 vorschreibt, die Euro-6-Norm. Als Benziner ersetzt der neue 1.4er mit 150 PS und Turboaufladung die alte Mühle mit ebenso viel Leistung aber Doppelaufladung mittels Turbo und Kompressor. Das Resultat sind 6,5 Liter Normverbrauch als Handschalter und 6,7 mit DSG – immerhin sieben Zehntel weniger als bisher. Die Spitzenleistung liegt nun ein paar Hundert Umdrehungen früher an. Darüber rangiert wie bisher der Zweiliter TSI, nur dass dieser ebenfalls auf den aktuellen Stand gebracht wurde. Das bedeutet 20 Mehr-PS auf nun 220 PS und 70 Newtonmeter obendrauf. Das reicht für eine halbe Sekunde Vorsprung beim Standardsprint und 225 km/h Topspeed – all das bei 7,3 Litern Normverbrauch. Der Zweiliter-Selbstzünder erfüllt nun ebenfalls die Euro-6-Norm und ist in drei Leistungsstufen bestellbar. Los geht es mit 115 PS, den Löwenanteil wird jedoch wohl die mittlere Variante mit nun 150 statt 140 PS abgreifen. Als Ecomotive geht es in 10,2 Sekunden auf Landstraßentempo, Schluss ist erst bei 203 km/h. Interessant für alle Wohnwagenpiloten: Optional gibt es den 150-PS-TDI auch mit Allradantrieb – dann allerdings nur als Handschalter. Die obere Leistungsstufe hat nicht wie beim Passat 190 PS, sondern kommt in der Seat-Version mit 184 Pferden.

Die Preise beginnen bei knapp unter 30.000 Euro

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Bei knapp unter 30.000 Euro startet der Alhambra mit dem neuen 1.4-TSI-Benziner. Das Schwester-Modell VW Sharan kostet gut 2000 Euro mehr.

Auf der Straße verhält sich der Alhambra wie eh und je. Allein mit seiner Masse hält er leichte Unebenheiten sicher von den Insassen fern, den Rest übernimmt das optionale Adaptivfahrwerk (1020 Euro), das in der Comfort-Stellung angenehm sänftig herüberkommt, während Sport die Muskeln ein wenig vorspannt – für einen Van zwar meist unnötig, aber was soll's. Kurven sind freilich nicht das Metier des Dickschiffs. Der hohe Aufbau macht sich schnell bemerkbar und geht Papa mal etwas forscher zu Werke, schiebt der Seat zahm über die Vorderachse. Die Lenkung zeigt sich angenehm direkt und mit wenig Spiel um die Mittellage. Nur bei hohen Lenkwinkeln fehlt ein wenig die Rückmeldung. Preislich startet der überarbeitete Alhambra bei 29.965 Euro für den 1.4 TSI mit 150 PS in der Basisausstattung Reference. Der kleinste Diesel kostet 31.460 Euro. 2500 Euro über der Basis liegt Style, unter anderem mit 16-Zoll-Alurädern, Audiosystem mit 6,5-Zoll-Farb-Touchscreen, Licht-/Regensensor und Tempomat. Weitere 1800 Euro darüber landet man bei Style Plus und darf sich zusätzlich über Bi-Xenon, Sportfahrwerk und -sitze sowie schicke 17-Zöller freuen.
Alexander Bernt
Seat hat beim Alhambra exakt das getan, was nötig war: die Motoren und das Infotainment auf den neuesten Stand gebracht – nicht mehr und nicht weniger. Macht aber im Grunde nichts, denn an den Grundzügen war auch vor dem Lifting nichts verkehrt. Der Alhambra ist ein unaufgeregter Van mit viel Platz – und damit einer der letzten seiner Art, die sich keinen Deut um den Style-Faktor scheren – außer beim Namen der Ausstattungslinien.